Darts-Profi Marijanovic: "Das Spielniveau steigt parallel zum Interesse"

Das Gefühl vor großem Publikum sicher die Dartsscheibe treffen zu müssen, kennt Ex-WM-Teilnehmer Robert Marijanovic. Bei der aktuellen Darts-WM gehört der 43-Jährige zum On-Air-Team des Free-TV-Senders SPORT1 und wird das Geschehen vom 15. Dezember bis 3. Januar gemeinsam mit Kommentator Basti Schwele und Moderatorin Katharina Kleinfeldt für die SPORT1-Zuschauer einordnen. Wie übrigens auch auf seinen Social Kanälen, wo sich Marijanovic als „Robstar180“ einen Namen gemacht hat. Seit Ende Mai darf er sich auch Deutscher Meister nennen, mit dem Karlsruher SC hat er den Mannschaftstitel erobert.
Sie sind nicht nur Darts-Experte bei SPORT1, sondern haben selbst drei Mal an der Weltmeisterschaft teilgenommen. Wie und wann haben Sie den Sport für sich entdeckt?
Robert Marijanovic: Klassisch in der Kneipe. Meine Eltern hatten eine kleine Gaststätte in Freudenstadt, in der ein Dartautomat stand. Ich habe dort ein wenig gespielt und schnell gemerkt, dass Talent da ist.
Was sind die wichtigsten Fähigkeiten, die ein Darts-Profi haben muss?
Robert Marijanovic: Mentale Stärke, Fleiß am Trainingsboard und ein Ziel, das ihn antreibt. Bei dem einen ist es das Preisgeld, bei dem anderen kann es die Sucht nach Ruhm und Anerkennung sein. Aber das Wichtigste ist sicher das Talent, wie in jedem Sport.
Lange war Darts eher ein Nischensport, doch in den letzten Jahren ist das Interesse explodiert. Woran liegt das?
Robert Marijanovic: Weil die Leute die Faszination entdecken. Typen, die alles andere als sportlich sind, stehen sich gegenüber. Dazu kommt, dass beim Darts alle paar Sekunden eine Entscheidung fällt und die Charaktere einen teilweise in den Bann ziehen. Vielleicht sind die Zuschauer auch langsam satt, vom glattgebügelten Sport überall. Ein ganz wichtiger Faktor in den letzten Jahren, zumindest aus meiner Sicht, sind natürlich die Erfolge der deutschen Spieler.
Hat das gesteigerte Interesse auch zu einem Anstieg des Spielniveaus geführt?
Robert Marijanovic: Das Spielniveau steigt tatsächlich parallel zum Interesse. Dadurch steigen die Preisgelder und durch die Steigerung der Preisgelder, kommen immer mehr talentierte Spieler dazu, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Vor allem verbessert sich das Niveau in der Breite. Es gibt inzwischen mehrere Dutzend Spieler, die auf allerhöchstem Toplevel spielen können.
Was macht Ihnen mehr Spaß: Kommentieren und analysieren oder selbst mitspielen?
Robert Marijanovic: Alles hat auf seine Art und Weise seine Vorzüge und seinen Reiz. Ich spiele nach wie vor noch aktiv in der DDV Bundesliga für den KSC und genieße die Spieltage sehr. Durch das Kommentieren erlebt man so viele spannende Situationen und beim Analysieren nimmt man auch viel für sein eigenes Spiel wahr.
Wer ist ihr Favorit in der kommenden WM und warum?
Robert Marijanovic: Bei der kommenden WM ist es so schwer sich auf einen oder sogar drei Namen festzulegen. Das Jahr hatte 17 verschiedene Sieger auf der Pro Tour. Die Top 5 der Welt straucheln immer wieder, die Jungen drücken aus der 2. Reihe stark nach vorne und auch internationale Qualifikanten sind inzwischen in der Lage, große Turniere zu beeinflussen und Favoriten auszuschalten und somit den Turnierbaum durcheinander zu wirbeln. Ich gehe von großen Überraschungen bei der kommenden WM aus.
Gibt es Spieler, die Ihrer Meinung nach unter dem Radar fliegen und bei der Weltmeisterschaft für eine Überraschung sorgen könnten?
Robert Marijanovic: Die gibt es nicht nur bei der WM, sondern das ganze Jahr über. Danny Noppert und James Wade sind da inzwischen die Klassiker in der Kategorie. Meistens fallen die einem erst auf, wenn sie mal auf dem Radar auftauchen. Man muss aber dazu sagen, dass es bei so vielen guten Spielern immer schwerer wird aufzufallen.
Haben Sie ein paar Tipps für Darts-Amateure, die ihr Niveau ein wenig aufbessern möchten?
Robert Marijanovic: Üben üben üben, ist wohl der Standardtipp, aber daneben würde ich darauf achten, mir Ziele zu setzen, die erreichbar sind. Von der Technikseite muss man Dinge zulassen und sollte nichts erzwingen. Wichtigstes Trainingswerkzeug ist für mich aber der Wettbewerb. Nichts gibt dir mehr Rückmeldung als Erfolge und Misserfolge im Wettbewerb.