Neuer Fall aus Zürich

"Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen" – Tod einer Anwältin

11.09.2022, 08.29 Uhr
von Franziska Wenzlick

Eine Anwältin wurde ermordet. Die junge Juristin vertrat unter anderem ein Pharm-Unternehmen. In ihrem vierten Fall tauchen die Schweizer Ermittlerinnen tief ein in die korrupte Welt der Pharma-Industrie.

ARD
Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen
Kriminalfilm • 11.09.2022 • 20:15 Uhr

Ohne Frage: Es war kein rühmlicher Rekord, den der Schweizer "Tatort" im vergangenen März knackte. Die Ermittlerinnen aus Zürich fuhren mit 6,84 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern die schlechteste Krimi-Quote des Jahres ein; auch die Kritik fiel bestenfalls durchwachsen aus. Nichtsdestotrotz folgt dem vom grotesken Sog einer Künstlerkommune handelnden Fall mit dem Titel "Schattenkinder" nun erneut ein von Regisseurin Christine Repond inszenierter Film.

In "Risiken mit Nebenwirkungen", wie der nunmehr vierte Film der noch jungen Zürich-Reihe heißt, erzählt die gebürtige Baslerin und Wahlmünchnerin Repond abermals von der abgründigen Seite der Zürichsee-Metropole: Tessa Ott (Carol Schuler) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) ermitteln diesmal im Fall einer ermordeten Anwältin, die ein Pharmaunternehmen bei der Lancierung eines neuen Medikaments beriet.

Nun also ist Corinne Perrault (Sabine Timoteo) tot. Eine Überdosis Insulin hat die junge Top-Juristin und Diabetikerin das Leben gekostet. Von Selbstmord, so urteilt die Rechtsmedizin, ist nicht auszugehen. Wer also könnte Perrault auf dem Gewissen haben?

"Folge dem Geld oder dem Sperma"

Wie Ott und Grandjean schon bald feststellen müssen, gibt es eine ganze Reihe Verdächtiger. Da wäre zum Beispiel Dorit Canetti (Annina Butterworth), die dem von Perrault vertretenen Pharmariesen Argon vorwirft, dass sich die seltene Immunkrankheit ihrer 15-jährigen Tochter Klara (Anouk Petr) durch ein Medikamenten-Testprogramm verschlimmert habe. Weil Canetti Argon kurz vor der Zulassung des teuren Mittels verklagt hat, steht für das Unternehmen viel auf dem Spiel – das weiß auch Matteo Riva (Benjamin Grüte), ein Kollege der Ermordeten, der in den Augen der Ermittlerinnen ebenfalls zum Kreis der Verdächtigen zählt.

"Folge dem Geld oder dem Sperma – eines von beiden führt meistens zum Täter", behauptet Ott, die eine Affäre zwischen Riva und Perrault vermutet. Doch auch Regula Arnold (Laura de Weck), die Entwicklerin des Medikaments, könnte für den Tod der Anwältin verantwortlich sein. Schließlich wusste die als "Steve Jobs der Pharmaindustrie" gefeierte Wissenschaftlerin, dass Perrault an der Wirkung des Mittels zweifelte und die Seiten wechseln wollte.

Die Qualität steigt

Ob der düstere Pharma-Krimi das Zeug hat, der fast schon gewohnten Quoten-Schlappe (auch Fall eins und zwei aus Zürich lieferten vergleichsweise maue Ergebnisse) zu entgehen, bleibt abzuwarten. Anders als die Vorgänger-Filme konzentriert sich "Risiken mit Nebenwirkungen" jedoch weniger auf die privaten Belange der bislang etwas zu betont gegensätzlichen Ermittlerinnen – und gewinnt dadurch an Spannung. Die Traumata scheinen halbwegs überwunden, auch von der unausgesprochenen Abneigung zwischen den Kommissarinnen ist quasi nichts mehr zu spüren.

So bleibt den Drehbuchautorinnen Stefanie Veith und Nina Vukov mehr Zeit, Dorit Canetti und ihre kranke Tochter ins Zentrum der Handlung zu rücken: Das laut Repond als "emotionaler Konterpunkt zu der sehr kühlen Pharmawelt" fungierende Mutter-Tochter-Gespann steht stellvertretend für die Empörung, die großen Pharmakonzernen angesichts bloßer Gewinnorientierung immer wieder entgegenschlägt. Zwar bedienen sich die Filmemacherinnen dabei zahlreicher Klischees, erzählen im Großen und Ganzen jedoch eine erstaunlich nuancierte Geschichte über Korruption und die Macht des Geldes. Vielleicht, so bleibt nach "Risiken mit Nebenwirkungen" zu hoffen, geht es so langsam bergauf mit dem Zürich-"Tatort" – nun müssen nur noch die Quoten stimmen.

Tatort: Risiken mit Nebenwirkungen – So. 11.09. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren