Jasna Fritzi Bauer über den Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

Im neuen Bremer „Tatort: Solange du atmest“ steht Stalking im Fokus. Jasna Fritzi Bauer spricht mit uns über die besondere Dynamik zwischen den Ermittlerinnen Liv Moormann und Linda Selb, über Vertrauen, Verrat – und warum der „Tatort“ eine wichtige Verantwortung trägt.
Die Dynamik zwischen den Ermittlerinnen Moormann und Selb ist ziemlich speziell. Würdest du die beiden als Freundinnen bezeichnen?
Ich denke inzwischen könnte man sagen, dass die beiden mehr als Kolleginnen sind und sich auf ihre Art und Weise angefreundet haben. Sie verbringen ja auch sehr viel Zeit miteinander, denn wie wir wissen geht bei den beiden ja nichts über die Arbeit. Ich glaube die müssen sogar befreundet sein inzwischen.
In diesem Fall ist die Spannung zwischen ihnen besonders hoch denn, Selb hintergeht die von dir gespielte Moormann. Inwiefern kannst du das nachvollziehen?
Das ist denke ich sehr gut nachvollziehbar und ich glaube man kann sich in beide Figuren hineinversetzen. Man kann verstehen, warum Selb so handelt und Moormann hintergeht, vielleicht um sie zu schützen. Und man kann genauso gut verstehen warum Moormann sich so hintergangen und betrogen fühlt, wenn sie erfährt was passiert ist.
Aber Selb hat natürlich auch ihre Stärken. Was macht sie für dich zu so einer guten Ermittlerin?
Sie ist präzise, sieht Dinge die andere vielleicht übersehen würden, durch ihre besondere Art, sie bewegt sich ja als Charakter schon als eine Person die auf dem Spektrum ist, hat sie Attribute die sie Dinge anders sehen lässt als die meisten Personen. Sie ist eigen und genau das ist ihre Stärke.
Stalking ist ein hochaktuelles Thema. Wie bereitest du dich auf sensible Stoffe vor?
Ich recherchiere in den Maßen, in denen es gut und zumutbar ist, und beschäftige mich mit den für meine Rolle wichtigen Themen.
Stalking findet oft im Verborgenen statt. Glaubst du, dass der „Tatort“ einen Beitrag leisten kann, das Thema sichtbarer zu machen?
Ich denke, dass wir mit dem „Tatort“ schon auf Dinge Aufmerksam machen können und auch, dass Stalking zu einem der Themen gehört auf die man aufmerksam machen sollte, denn es sind mehr Menschen davon betroffen als man sich vorstellt.
Hat der „Tatort“ eine Verantwortung, sich solchen Themen zu widmen?
Natürlich. Wir haben einen Bildungsauftrag und als öffentlich-rechtliches Format auch den Auftrag, unsere gesamte Gesellschaft abzubilden. Dazu gehören eben auch Themen wie Stalking, genauso wie Rassismus oder etwaige andere Themen die unsere Welt beschäftigen. Auch müssen wir dafür sorgen, dass wir ein halbwegs realistisches Abbild unserer Gesellschaft zeigen und ich denke gerade in puncto BiPoC muss da leider immer noch einiges getan werden.
Der „Tatort“ geht mit dem Thema Stalking differenziert um – es wird etwas beleuchtet, dass der Täter sich Hilfe gesucht hat. Wie wichtig ist es für dich, dass auch diese Perspektive beleuchtet wird?
Die kann man da mit zeichnen, hätte man in dem Fall meiner Meinung nach aber nicht tun müssen.
Der Bremer „Tatort: Solange du atmest“ ist am 11. Mai um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.