Bei Sandra Maischberger

Militärexpertin weist Wagenknecht zurecht: Ukraine und Russland sind "nicht zwei Kinder im Sandkasten"

15.06.2023, 08.53 Uhr

Sandra Maischberger hatte sich am Mittwoch unter anderem Sahra Wagenknecht eingeladen, um mit ihr über den Ukraine-Krieg zu sprechen. Wenig überraschend, entwickelte sich die Talkrunde zu einer hitzigen Diskussion.  Militärexpertin Florence Gaub widersprach in vielen Themen der Politikerin.

Wann hat der Ukraine-Krieg ein Ende und wie könnten die mögliche Friedensverhandlungen aussehen? Genau diese Fragen waren einmal mehr Thema bei Polittalkerin Sandra Maischberger. Am Mittwochabend hieß sie unter anderem Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht willkommen. Die 53-Jährige hatte sich bereits in der Vergangenheit gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausgeprochen und forderte auch im ARD-Talk erneut, sofort mit den Verhandlungen mit Russland zu beginnen. Militärexpertin Florence Gaub sah das deutlich anders und geriet in der hitzig geführten Diskussion mehrfach mit Wagenknecht aneinander.

Wagenknecht beharrte auf zeitnahe Verhandlungen, um den Krieg zu beenden. "Ich glaube nicht, dass eine Offensive den Krieg deeskaliert", erklärte sie. "Solange der Westen und vor allem die Amerikaner Selenskyj darin bestärken, seine Maximalziele für unverhandelbar zu halten, so lange werden Verhandlungen nicht erfolgreich sein."

Sahra Wagenknecht nennt Ukraine-Krieg "völlig sinnlos"

Auch als die Sprengung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine zur Sprache kam, kritisierte die 53-Jährige den Umgang des Westens mit dem Thema. Es sei nicht richtig gewesen, sofort Russland dafür zu beschuldigen, so Wagenknecht. Das wollte Gaub nicht so stehen lassen. Die Nato-Beraterin betonte zwar, keine nachrichtendienstliche Geheimnisse preisgeben zu können, erklärte aber: "Internationale Politik funktioniert nicht wie ein 'Tatort', wo der, der davon profitiert, es am Ende auch war." Letztlich sei nicht die Frage nach dem Verantwortlichen hinter der Sprengung, sondern nach den Konsequenzen, besonders für die Ukraine, entscheidend.

Immer wieder versuchte Gaub der Politikerin zu erklären, dass momentan nicht der richtige Zeitpunkt sei mit den Friedensverhandlungen zu beginnen. "Wenn man den Krieg deeskalieren will, muss man versuchen, Gespräche über einen Waffenstillstand zu führen", beharrte Wagenknecht auf ihre Sichtweise, "die Frage ist, wie lange das noch so weitergehen soll. Jeden Tag sterben Menschen. Von beiden Seiten ist das ein Abnutzungskrieg, ein völlig sinnloser Krieg." Deshalb sei es in ihren Augen unerlässlich, einen Waffenstillstand zu forcieren, In der konkreten Ausgestaltung potenzieller Friedensgespräche blieb Wagenknecht aber schwammig: "Wie erfolgreich die dann sind, muss man dann testen."

"Es geht nicht darum, den Krieg zu deeskalieren, sondern es geht darum, den Konflikt zu beenden", entgegnete Gaub. "Das kennt man, wenn man sich mal mit einem Partner streitet: Manchmal muss es erst richtig nach oben gehen, bevor eine Seite einschwenkt." Umgemünzt auf den Krieg bedeute das: "Ich möchte, dass dieser Krieg so zu Ende geht, dass er danach nicht wiederkommt. Darum geht es hier."

Militärexpertin sieht Zeit für Verhandlungen nicht gekommen

Laut Wagenknecht müssen allerdings auch hierfür Verhandlungen durchgeführt werden – insbesondere der Westen müsse die Initiative ergreifen. Doch auch hier widersprach ihr die Militärexpertin. Momentan würde es nichts geben, was zwischen der Ukraine und Russland verhandelt werden könne: "Das heißt, dass man eine andere Lösung finden muss. Und meistens kommt man an den Punkt erst, wenn man sich ein bisschen zermürbt hat." Dabei kam Gaub auf den Begriff "Konfliktuhr" zu sprechen: "Auch Konflikte haben eine innere Uhr. Irgendwann kommt man an den Punkt, wo die Bereitschaft für Verhandlungen erreicht ist."

Die Linken-Politikerin würde eine "Ameisenperspektive" einnehmen, kritisierte Gaub: "Es ist wirklich naiv zu glauben, dass man da mit ganz viel gutem Willen reingeht, und dann überzeugt man die beiden schon. Das sind nicht zwei Kinder im Sandkasten." Vielmehr gehe es darum zu verstehen, was die Offensive "in den Köpfen Russlands" mache: "Ein Krieg fängt in den Köpfen an, und dort muss er auch enden."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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