Krimi im ZDF

Wilsberg als "Mr. Marple"

16.04.2022, 08.21 Uhr
von Kai-Oliver Derks

Corona-bedingt ermittelt Wilsberg erneut in den Gemäuern eines Schlosses statt in Münster. Die Jubiläumsfolge erinnert deshalb manches Mal an Agatha Christie.

ZDF
Wilsberg – Ungebetene Gäste
Kriminalfilm • 16.04.2022 • 20:15 Uhr

Ein schönes kleines Jubiläum: "Ungebetene Gäste" ist die 75. Ausgabe der erfolgreichen ZDF-Krimreihe "Wilsberg". Sofern man den ersten Film von 1995 mitzählt, in dem ein einziges Mal Joachim Król in die Rolle des Privatermittlers schlüpfte. Drei Jahre später übernahm Leonard Lansink und hat seither entscheidenden Anteil an einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Neben Lansink sind aus der Originalbesetzung des zweiten Films nurmehr Rita Russek als Kommissarin Springer und deren Mitermittler Overbeck (Roland Jankowsky) übrig.

Schade nur, dass zum Jubiläum eine wichtige Hauptdarstellerin fehlt: die schöne Stadt Münster. Corona ist daran schuld, natürlich. Nachdem schon die Dezember-Folge der Reihe auf einem Wasserschloss spielte, ist auch diesmal dieser Ort der einzige Schauplatz der Handlung. Beide Filme wurden mehr oder minder zusammen in dem opulenten Anwesen gedreht, bei dem es sich in Wahrheit um die Burg Bergenhausen handelt, die im Rhein-Erft-Kreis liegt. Was zur Folge hat, dass auch dieser Krimi ein wenig im Stile alter Agatha-Christie-Bühnenstücke daherkommt. Heißt: Georg "Mr. Marple" Wilsberg ermittelt im altehrwürdigen Anwesen mehr oder minder heimlich. Einen Mord gibt es aber, erst einmal, nicht.

Wilsberg und sein Freund Ekki (Oliver Korittke) sind zu einem Mittagessen auf das Schlosshotel eingeladen. Dr. Tessa Tilker möchte auf diese Weise Danke sagen – Patricia Meeden trat als ortsansässige Juristin die Nachfolge von Ina Paula Klink an, die sich im Februar des vergangenen Jahres aus der Reihe verabschiedet hatte. Doch aus dem schönen Essen wird nichts. Denn plötzlich taucht vor dem ansonsten unbewohnten Schloss Sven Degen (Michael Pink) mit seiner schlecht gelaunten Begleiterin Emily (Maria Wördemann) auf. Tessa hatte ihn als Staatsanwältin in Bielefeld vor Jahren hinter Gitter gebracht. Jetzt ist er wieder auf freiem Fuß und hat ganz offensichtlich Rache geschworen. Doch woher weiß er überhaupt, dass Tessa an diesem Tag in dem Schlosshotel ist? Und was plant er wirklich?

Nach und nach füllt sich in der Folge das Teilnehmerfeld in diesem ausgeklügelt geplanten Verwirrkrimi. Zunächst taucht Kommissar Drechshage (Stefan Haschke) auf, ebenfalls aus Bielefeld, der gekommen ist, um Tessa zu warnen. "Wilsberg"-Fans kennen ihn bereits. Der etwas überambitionierte Kriminaler hatte in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Auftritt. Ihm folgt seine Kollegin Nguyen Thuong Nhi (Mai Doung Kieu), die sich aber plötzlich "Frau Schulze" nennt und mit Marius Stoll (Nikolaus Benda) einen weiteren Verbrecher im Schlepptau hat, der offensichtlich gut bekannt ist mit Sven Degen. Ist sie auf die dunkle Seite übergelaufen? Oder ermittelt sie undercover? Und natürlich darf auch der Münsteraner Kommissar Overbeck nicht fehlen. Nur dessen Chefin Springer ist zu Hause geblieben. Es ist Samstagabend – da trinkt sie lieber ein Glas Wein und lauscht Puccini.

Kriminalistisches Kammerspiel

Aus dieser Figurenkonstellation hat der erfahrene "Wilsberg"-Autor Stefan Rogall ein forsches Tohuwabohu gezaubert. Denn um nicht als Polizisten, Juristen oder Detektive enttarnt zu werden, schlüpfen die "Guten" in diesem kriminalistischen Kammerspiel allesamt in die Rolle von Hotelangestellten, um die Pläne des Schurken Degen zu durchschauen und zu vereiteln.

Zugegeben, es passiert lange in diesem Film nicht wirklich viel. Unterschiedliche Personen laufen sich mehr oder minder zufällig in unterschiedlichen Räumen immer wieder über den Weg und reden. Und reden. Und reden. Mal in ihrer echten Rolle, mal als Koch, Page oder Zimmermädchen getarnt. Voran geht nichts, bis dann doch die eine oder andere Maske fällt und der im Grunde ziemlich absurde Krimi, der meistens wie ein Bühnenstück aussieht, am Ende sogar noch einige Überraschungen bereithält. Nicht sonderlich ausgeprägt, aber vorhanden ist diesmal der Humor der Reihe ("auf ihrem Gebiet sind Sie eine absolute Konifere"), von dem man sich angesichts mangelnder Aktion doch ein bisschen mehr gewünscht hätte.

Drei weitere Filme der Reihe, die in der Regel von sieben bis neun Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern gesehen wird, sind bereits abgedreht. Dabei geht es denn erfreulicherweise auch wieder zurück nach Münster.

Wilsberg – Ungebetene Gäste – Sa. 16.04. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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