Die Shoah in den Ghettos
23.01.2024 • 20:15 - 21:50 Uhr
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Originaltitel
La Shoah des ghettos
Produktionsland
F
Produktionsdatum
2023
Altersfreigabe
12+
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Wider das Vergessen: Die tödlichen Labore der Nazis in polnischen Städten

Von Wilfried Geldner

Anlässlich des Gedenktags zur Befreiung von Auschwitz (27. Januar) erinnert der Kulturkanal ARTE an die Deportation und die Ermordung europäischer Juden. Mit der Erinnerung an die ab 1940 in Polen errichteten neuen Ghettos wird dabei ein noch immer weitgehend unbekanntes Kapitel aufgeschlagen.

In der Dokumentation "Die Shoah in den Ghettos", die am Anfang des ARTE-Themenabends "Wider das Vergessen" steht, schildert die österreichische Regisseurin Barbara Necek anhand von Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Memoiren den Alltag der ab 1940 von den Nazis errichteten Ghetttos im besetzten Polen. Zunächst waren es größere Städte, wie Lodz, Warschau, Lublin oder Czenstochau, die teils umzäunt, teils halb offen, eingerichtet wurden. Bald gab es etwa 600 Ghettos im ganzen Land, in denen die jüdische Bevölkerung eilends zusammengetrieben wurde.

Aufzeichnungen, wie Tagebücher und Memoiren, dienten teils als Flucht vor der grausamen Wirklichkeit, teils sollten sie aber auch eine Botschaft an die Nachwelt sein. Zunächst lebte in den engen jüdischen Vierteln trotz Hunger und Krankheit noch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft – nicht zuletzt unter dem Eindruck von falschen deutschen Versprechen. Der Beschluss der Nazis, Juden in Ghettos zu internieren, wurde im Februar 1940 gefasst und sollte bis Ende August 1944 währen. Polen war da bereits zu einem Großteil befreit.

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Neben den geretteten Aufzeichnungen, die zu einem Teil rein zufällig aufgefunden wurden, gehen vor allem die zahlreichen Fotografien und Filmaufnahmen aus den Ghettos unter die Haut. Zehntausende Aufnahmen und Negative der Fotografen Herwyk Ross und Mendel Grossman werden im Nachspann genannt, die in ihrer Ästhetik weit über ihren Dokumentargehalt hinausgehen. Sie beeindrucken mehr als die vorgetragenen Zahlen und Interpretationen, so genau sie auch sind. In der Fülle des Materials wirken die Schilderungen der Opfer und Zeitzeugen selbst auch etwas zu bescheiden.

Anatomie eines Vernichtungslagers

Die Suche nach Wahrheit macht auch vor dem Dilemma der Zusammenarbeit von Judenräten mit den deutschen Besatzern nicht halt. Erstmals bekamen Juden in den Ghettos in scheinbarer "Selbstverwaltung" eine eigene Polizei und Justiz, die Ruhe und Ordnung schaffen sollte. Viele Juden wähnten sich damit in Sicherheit. Doch die Deportationen in die Konzentrationslager, die am 22. Juli 1942 begannen, sprachen eine andere Sprache. Die Ghettos erwiesen sich endgültig als Labore der Menschenverachtung, als Scheinattrappen jüdischer Städte. In ihnen herrschten Hunger, Kälte und Zwangsarbeit. Alleine im Warschauer Ghetto starben 45.000 Menschen an Typhus.

Als die BBC die Weltöffentlichkeit über die Vernichtungspläne der Nazis in Kenntnis setzte, reagierte die internationale Gesellschaft nicht, wie erhofft. Im Warschauer Ghetto kam es am 18. April 1943 zum Aufstand von 700 Bewaffneten. "Alles, was zählte, war, sich nicht abschlachten zu lassen", schrieb einer der Teilnehmer in seinen Memoiren. Der vierwöchige vergebliche Aufstand war der erste gegen die Deutschen im gesamten besetzten Europa.

ARTE zeigt im Themenabend anschließend den Film "Sobibor – Anatomie eines Vernichtungslagers" von Gabi Schlag (21.50 Uhr, NDR, 2024). Wissenschaftler versuchten, ein KZ zu rekonstruieren, dessen Spuren von den Nazis bereits 1943 komplett vernichtet werden sollten. Penible archäologische Grabungen und Hinweise von Überlebenden machten es jedoch möglich, ein 3D-Modell des Lagers zu erstellen. In "Golda Maria" (ARTE F, 2020, um 22.45 Uhr) filmt Patrick Sobelmann schließlich seine Großmutter Golda Maria Tondovska. In einem Interview von 1994 berichtet sie in bewegenden Erinnerungen von ihren Erlebnissen in mehreren Konzentrationslagern, sowie von der Deportation aus Frankreich, bei der sie ihren dreijährigen Sohn verlor.

Die Shoah in den Ghettos – Di. 23.01. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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