Giacomo Casanova
02.04.2025 • 21:55 - 22:50 Uhr
Kultur, Kunst + Kultur
Lesermeinung
Giacomo Casanova ist fälschlicherweise als monomanischer Frauenjäger in die Geschichte eingegangen. Dabei war der Abenteurer und Freigeist ein Vertreter seiner Zeit, der darauf setzte, dass der Funke des Esprits übersprang.
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Giacomo Casanovas Memoiren "Geschichte meines Lebens" wurden lange als rein erotische Erzählungen für Voyeure gehandelt.
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Giacomo Casanova wurde am 02. April 1725 in Venedig geboren. Er wuchs im Viertel San Samuele auf und fungierte zunächst als Priester.
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In "Fellinis Casanova" (1976) spielte der kürzlich verstorbene Donald Sutherland den legendären Herzensbrechers mit hemmungsloser Lust und seelischer Verletzlichkeit.
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Originaltitel
Giacomo Casanova: Mehr als ein Don Juan
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2025
Kultur, Kunst + Kultur

Verführer, Abenteurer, Lebenskünstler – und Gaumenfreund: Überraschendes von Casanova

Von Hans Czerny

Er gilt als die Personifizierung des galanten Verführers und wird oft in einem Atemzug mit dem besessenen Don Juan genannt. Doch Casanova, vor 300 Jahren in Venedig geboren, war ein hochgebildeter Abenteurer und Genießer. Seine Memoiren kamen lange Zeit nur verfälscht an die Öffentlichkeit.

Als "großer Plauderer mit stets schneidenden Formulierungen" bezeichnete sich der vor 300 Jahren in Venedig geborene Giacomo Casanova in seinen Memoiren, denen wir unser ganzes Wissen über ihn verdanken. Und fährt fort: "Ich machte hübschen Frauen den Hof, stach Rivalen aus und ließ nur die Gesellschaft gelten, die mich unterhielt." Die Doku zum 300. Geburtstag am 02. April 2025 (MDR / ARTE) rückt das übliche Casanova-Bild zurecht: Anders als der Frauenverführer Don Juan setzte er, hochgebildet, auf Esprit – der Funke musste überspringen, auch bei Fürsten und Philosophen wie Voltaire. Jahrhundertelang wurde er allerdings auf den Erotiker schlechthin reduziert. Es lag daran, dass man seine am Ende seines Lebens im böhmischen Schloss Dux geschriebenen zwölfbändigen Memoiren in eben diesem Sinne geschäftstüchtig verkürzte und sortierte.

Zweimal wurde er aus Venedig verbannt, seine Flucht aus den Bleikammern des Dogenpalasts, von der er in jeweils zweistündigen Vorträgen erzählte, machten ihn in Europa berühmt. Er war Prediger, Orchestergeiger, Militär, Spieler und Privatsekretär an Fürstenhöfen. Ein Netztwerker, der auf seinen zahllosen Reisen quer durch Europa auf die Freundschaft mit den wichtigsten Köpfen seiner Zeit verweisen konnte. Und ein Gaumenfreund: Auf den 3.600 Manuskriptseiten seiner Memoiren sind mehr exquistite Speisen beschrieben als intime Frauenbegegnungen. "Wenn schon", sagt der Casanova-Biograf Alessandro Marzo Magno in diesem durchaus launig erzählten Film: Er habe in 42 Jahren 116 Frauen verführt, 2,7 pro Jahr. "Jeder Rettungsschwimmer in Rimini hat jährlich mehr Eroberungen!"

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Manche Beziehungen hielten über Jahre. Wenn er weiterreiste, sorgte er dafür, dass die Frauen jeweils in guten Händen waren. Eine arme Näherin schrieb ihm noch Jahrzehnte später Briefe nach Dux. Er selbst lachte beim Schreiben seiner Memoiren in den letzten Jahren seines Lebens viel, beklagte sich aber auch über das schreckliche Personal auf Dux und über die Kälte, in der er fror. Nicht nur für Lesefaule ist der Casanova-Film vom MDR ( Autor: Reinhold Jaretzky) ein Genuss. Ohne allen Voyeurismus taucht im Sittengemälde des 18. Jahrhunderts – Casanova starb 1798 – die Gestalt des großen Abenteurers, Verführers und Lebenskünstlers wieder auf.

Giacomo Casanova – Mehr als ein Don Juan – Mi. 02.04. – ARTE: 21.55 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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