Sieht aus wie der Auftakt zu einer Reihe und interpretiert die krimikomödiantische Skurrilität von Miss Marple modern: Fritzi Haberlandt als schrille Ermittler-Nudel.
Es brodelt, es zischt und dampft – und überall liegen gefährlich scharfe Messer herum. Restaurant-Küchen sind Orte, in denen unter dem ständigen Perfektionsdruck, dem Stress, dem Gebrüll des Chefs und wegen der ständig nervenden Luxusgäste auf der anderen Seite der Durchreiche schnell mal die Emotionen hochkochen. Und weil alle Streitenden von Berufs wegen bis an die Zähne bewaffnet sind, kann es rasch hochgefährlich werden. Das ist die Grundannahme des neuen ZDF-Krimis mit dem selbstironischen Titel "Mord geht immer – Der Koch ist tot". Allerdings: Weil mit Fritzi Haberlandt als Kommissarin Maxxie Schweiger eine ganz besonders naseweise Ermittlerin am Werk ist, schielt der Film stark auf die Fangemeinde augenzwinkernder moderner Miss-Marple-Komödien, in denen zwar Blut fließt, aber eben auch viel Albernheit in der Luft liegt.
Tatsächlich präsentiert sich der schnippisch-witzigen Landpolizistin ein Fall, der an alte Agatha-Christie-Versuchsanordnungen erinnert. Rüde in der Mülltonne vor einem Luxusrestaurant abgeladen wird mit Jan Remus der aufstrebende Koch aus der zweiten Reihe mit gebrochenem Genick und einem Küchenmesser in den Weichteilen aufgefunden.
Wie Maxxie Schweiger mit ihrer eigenwilligen, verschrobenen Fragetechnik schnell herausfindet, hat mit dem Küchenpersonal, dem Kellner und der Restaurantbesitzerin Ines Fechner Elisabeth Baulitz) so gut wie jeder Vor-Ort-Anwesende ein Motiv, mit dem blutigen Mord zu tun gehabt zu haben. Was ebenfalls alle zu einen scheint: der Hass auf den cholerischen Küchenchef Peter Grünweg (Dirk Borchardt), der mit seiner verletzenden Art seinen Mitarbeitern den Arbeitsalltag zur Hölle macht.
Eine harte Nuss, doch dafür ist Maxxie Schweiger ja da. Dumm nur, dass sie selbst gleich mehrere Töpfe auf dem Herd hat: Sie muss parallel zu ihrer Ermittlungsarbeit in der Nobelgaststätte, die sich so gerne einen Stern erkochen würde, auch noch die Feier für das Dienstjubiläum ihres Chefs Bodo Wehner (Rudolf Kowalski, treuen ZDF-Sehern bekannt aus der früheren Krimireihe "Stolberg") organisieren. Und ihrem Vorgesetzten ist die junge Kommissarin mit ihrer mokanten Art schon lange ein Dorn im Auge. Ebenfalls knifflig: Rasch ereignet sich ein zweiter Mord unter dem Küchen-Team. Und dann ist auch noch der eigentlich fest angekündigte Star-Gourmet-Kritiker abgängig, der mit seinen Rezensionen über Wohl und Wehe eines aufstrebenden Restaurantbetriebs entscheiden kann. Herje!
Nach ihrer eher nach innen gewandten, Trübsal-blasenden Rolle als Kriegerwitwe in der Sky-ARD-Vorzeigeserie "Babylon Berlin" wirkt Fritzi Haberlandt, derem großen Talent man schon viele gravitätisch ernste Rollen zugetraut hatte, in der neuen ZDF-Krimikomödie wie entfesselt. Sie darf dem Affen Zucker geben und macht von ihren Freiheiten reichlich Gebrauch. Diese latent überdrehte Mischung steht dem ZDF gut und ist eine Alternative zur Konkurrenz im Ersten, wo der oft am Weltleid laborierende ARD-Mittwochsfilm den Sendeplatz besetzt. Und wenn im von Kriminalern überbevölkerten Fernsehdeutschland eine Neuproduktion sich schon den selbstironischen Titel "Mord geht immer" gibt, wird man den Verdacht nicht mehr los, dass daraus eine neue Dauerbrennerreihe werden soll. Bei Erfolg, versteht sich.