Teufelsmoor
24.05.2023 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Mysterythriller
Lesermeinung
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2017
Altersfreigabe
12+
Fernsehfilm, Mysterythriller

Die Furcht der Mutter vor ihrem Kind

Von Wilfried Geldner

Nach 30 Jahren kehrt Inga (Silke Bodenbender) in ihr Heimatdorf zurück, um ihren Vater zu beerdigen. Dabei kommen tödliche Dramen ans Licht.

Der Film "Teufelsmoor" (2018, Regie: Brigitte Maria Bertele, Buch: Corinna Vogelsang) sehe aus wie ein "Spreewaldkrimi", schrieb einst ein Blogger. Obwohl der Film, der nun erneut im Ersten zu sehen ist, weder im echten Teufelsmoor in Niedersachsen, noch im Spreewald gedreht wurde – sondern in Vorpommern – ist die Assoziation logisch: Es gibt Familiengeheimnisse in der Geschichte, die dunkler nicht sein könnten, sowie finstere Dorfbewohner, die alles wegbeißen, was sich ihnen in den Weg stellen will. Gute Seelen haben es hier schwer. So schwer, dass man in den Raunächten Lichter in die Fenster stellt, um sie zu schützen. Und zuletzt wird auch noch eine Teufelspuppe verbrannt, was wirklich wie eine Hexenverbrennung aus früheren Zeiten wirkt.

Inga Hauck (Silke Bodenbender) ist mit ihrem sechsjährigen Sohn ins Dorf ihrer Kindheit zurückgekehrt, um ihren Vater zu beerdigen. Durch seinen Tod kehren schreckliche Erinnerungen in Inga wieder – vor 30 Jahren verschwanden zwei Menschen im nahen Teufelsmoor: ein Kind und ein junger Mann. Die Übersetzerin arbeitet im Verlag ihres Mannes und ist mit den Nerven am Ende. Sie trägt schwer an einer unbekannten Last, mit ihrem Sohn Max (Cai Cohrs) kommt sie nicht zurecht. Max leidet an Asthma, und man fürchtet, ihre merkwürdigen Ängste hätten sich womöglich auf das Kind übertragen. Die Mutter sorgt sich jedenfalls auf übertriebene Weise um ihr Kind. Vom Vater, dem gestressten Verlagsmanager, fühlt sie sich alleingelassen. Zur Beerdigung ihres Vaters ist er nicht mitgekommen.

Wie schön, dass es die Nachbarin Anna (Bibiana Beglau) gibt. Vor 30 Jahren wurde sie von Ingas Eltern aufgenommen, nachdem ihr älterer Bruder verschollen war. Gemeinsam mit ihm verschwand auch Ingas sechsjährigen Bruder Magnus (ebenfalls Cai Cohrs). "Pass auf den Magnus auf!", hatte die Mutter die damals etwas ältere Schwester beim gemeinsamen Spielen im offensichtlich gutsnahen Moor noch gewarnt. Das Spiel endete in einer Katastrophe, an die sich Inga nicht erinnern kann oder will. Eine Verdrängung, die sie in die Verzweiflung führt.

Zwitter aus Psychodram und Thriller

Was ist damals wirklich geschehen? Das ist die Frage, die hinter allem steht. Und gerne würde man wissen, warum sich die Nachbarin gar so selbstsicher zeigt. Sie glaubt sehr genau zu wissen, dass der verschollene Magnus, genau wie ihr Bruder, nicht mehr lebt. Manchmal steht Anna einfach so rum und sieht selbst in verzweifelten Situationen Inga teilnahmslos zu. Auch dann, wenn diese in ihrem Mix aus Angst und Wut ein Bild ihres kleinen Bruders zerstört oder wegen ihres Kindes die Fassung verliert.

Steht Anna Ingas Psychosen machtlos gegenüber, oder weiß sie mehr und hüllt sich deshalb in Schweigen? All das wird im Film nicht erklärt. Wie er sich ohnehin nicht recht zwischen dem Porträt einer psychisch Kranken und einem gewöhnlichen Thriller mit allerlei Spukmomenten in den Räumen eines alten Hauses – samt ewig verschlossenem Kinderzimmer – entscheiden kann. Wenn der kleine Max die eigene Mutter mit seinem Maskenspiel schockiert, bekommt auch der Zuschauer die gewünschte Angst. Und eine Mutter fürchtet sich vor ihrem entfremdeten Kind.

Die Lösung all dessen wird zuletzt sehr drastisch serviert – ein Kriminalfall, der alle vorherigen Angstzustände sehr begreiflich werden lässt. Mit vielen Rückblenden, teils in fahlem Licht und weichgezeichnet, war das Unglück von Beginn an angedeutet worden: der Riss, der durch eine Familie geht und dabei Generationen übergreift. Letztlich werden aber weder Thriller- noch tiefenpsychologische Ansprüche hinreichend erfüllt. "Teufelsmoor" ist ein Zwitter, der zwischen den Genres Psychodrama und Thriller steckenbleibt.

Teufelsmoor – Mi. 24.05. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller

Etablierte Charakterdarstellerin: Silke Bodenbender, hier in "Die Stunde des Wolfes"
Silke Bodenbender
Schauspielerin Bibiana Beglau.
Bibiana Beglau
Als Sepp Herberger unvergesslich: Peter Franke
Peter Franke

Das beste aus dem magazin

Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Gesundheit

Adventszeit: Genießen mit gesunder Gelassenheit

Die Weihnachtszeit muss nicht ungesund sein. Mit ein paar einfachen Tipps kann man die Adventszeit genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Entscheidend ist, was man das ganze Jahr über macht.
Oliver Mommsen vor einem Weihnachtsbaum.
HALLO!

Oliver Mommsen über seine Rolle in "Eine fast perfekte Bescherung"

Im Weihnachtsfilm „Eine fast perfekte Bescherung“ müssen die Anwohner eines Berliner Viertels an Weihnachten ihre Wohnungen verlassen, weil eine Weltkriegsbombe entschärft wird. In einer Turnhalle findet sich eine bunt gemischte Truppe zusammen, die nun mit dieser Situation umgehen muss. Oliver Mommsen spielt Pfarrer Klaus Meier. Mit prisma hat er über den Film und über Weihnachten gesprochen
Carsten Henn lehnt an einer Wand.
HALLO!

Carsten Henn: „Wein ist ein bodenständiges Produkt“

Bestsellerautor Carsten Henn ist thematisch breit aufgestellt. Neben seinen Bestsellern wie „Der Buchspazierer“ und „Sonnenaufgang Nr. 5“ hat er sich einen Namen als Verfasser kulinarischer Kriminalromane gemacht. Da blitzte seine Liebe für den Wein schon hier und da auf. In seinem neuen Weinbuch schenkt der renommierte Weinjournalist und Weinbauer sein fundiertes fachliches Know-how nun einzigartig praktisch und unterhaltsam ein: Mit 66 wohldosierten und klug ausgewählten Fragen nimmt er seine Leser in „Simply Wine“, erschienen bei ZS, mit in die Welt des Weins. prisma hat mit ihm über sein neues Buch gesprochen.
Doc Julia Fischer
Gesundheit

Wenn der Harndrang zum Rätsel wird

Ständiger Harndrang, Schmerzen, keine klare Diagnose: Wenn die Blase Probleme macht, beginnt oft eine jahrelange Suche nach Ursachen. Warum Ärzte manchmal ratlos sind und was hilft, wenn Beschwerden chronisch werden.
Eine Grafik mit Händen zum Thema Aids.
Gesundheit

Aidshilfen rufen zu Solidarität auf

Der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember macht seit 1988 auf HIV und Aids aufmerksam. Mit dem Motto "Gemeinsam. Gerade jetzt." rufen deutsche Organisationen zu Solidarität auf.
Markus Oelze mit rosa Hemd
Gesundheit

Wechselwirkungen mit Medikamenten: Vorsicht bei diesen Lebensmitteln

Ein Apotheker erklärt, welche Wechselwirkungen zwischen Lebensmitteln und Medikamenten zu beachten sind. Besonders Milch, Alkohol und Grapefruitsaft können problematisch sein.