Wir wollten nur raus
22.03.2022 • 22:15 - 22:45 Uhr
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Originaltitel
Wir wollten nur raus
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2022
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Vom DDR-Zuchthaus zum Menschenrechtszentrum

Von Franziska Wenzlick

Das Zuchthaus Cottbus war das größte Gefängnis in der DDR. Heute ist das Gebäude im Besitz ehemaliger politischer Gefangener, die das Haus im Jahr 2007 zur Gedenkstätte machten. Eine ZDF-Dokumentation begleitete einige der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die sich im Menschenrechtszentrum engagieren.

Peter Keup ist 23 Jahre alt, als er 1981 beschließt, aus der DDR zu flüchten. Er will von Ungarn aus die Donau nach Österreich durchschwimmen, um in einem freien Land ein neues Leben anzufangen. Seinem Fluchtversuch wird jedoch schon bald ein jähes Ende gesetzt: Nach 70 Kilometern wird er bei einer Passkontrolle im Zug an der Grenze zur Tschechoslowakei festgenommen. Auf ein 30-stündiges Verhör folgen mehrere Wochen Untersuchungshaft, nach denen Keup zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt wird – wegen "Vorbereitung zur Republikflucht".

1982 wird der junge Mann von der Bundesrepublik freigekauft und darf das Zuchthaus Cottbus, das größte Gefängnis in der DDR, endlich wieder verlassen. Heute, 40 Jahre später, arbeitet Peter Keup ausgerechnet in ebenjenem Gebäude, in dem ihm und zahlreichen anderen Häftlingen einst massives Unrecht widerfuhr. Denn: Aus dem damaligen Gefängnis ist ein Menschenrechtszentrum geworden. Bereits seit 2007 betreiben frühere Insassen dort Aufklärungsarbeit.

Im Rahmen der "37°"-Reihe hat die Filmemacherin Katrin Lindner das Menschenrechtszentrum Cottbus besucht. In Ihrer Dokumentation "Wir wollten nur raus: DDR-Häftlinge kämpfen gegen das Vergessen" erzählt sie nun die Geschichte von Menschen, die als politische Gefangene viel Leid erfahren mussten und sich heute dafür einsetzen, dass sich dieses Unrecht nicht wiederholt.

Margot Rothert war 33 Jahre lang von ihrer Tochter getrennt

Zu ihnen gehört auch Peter Keup, der nach dem Mauerfall feststellen musste, dass sowohl sein Bruder als auch Onkel und Tanten für die Staatssicherheit gearbeitet haben. Seit 2020 engagiert sich der Historiker in Cottbus und will dabei auch seine eigene Familiengeschichte samt ihren Verstrickungen mit dem Staatssicherheitsdienst aufarbeiten.

Auch Margot Rothert ist eine der Zeitzeuginnen, die im Menschenrechtszentrum tätig ist. 1972 – nur wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter Verena – musste die damals 19-Jährige im Zuchthaus Cottbus eine Haftstrafe antreten. Ihr Kind wurde zur Adoption freigegeben. 33 Jahre vergingen, bis sich Mutter und Tochter zum ersten Mal gegenüberstanden. Auch nachdem sie aus dem Gefängnis freigekommen war, hatte die DDR jeglichen Versuch Rotherts unterbunden, ihr Kind wiederzufinden. Erst durch eine TV-Sendung gelang es ihr schließlich, ihre erwachsene Tochter aufzuspüren. Zwar stehen die beiden heute in engem Kontakt, doch die seelischen Narben, die der Verlust ihres Kindes hinterlassen hat, wird die 69-Jährige wohl für immer in sich tragen.

Was sie als trauernde Mutter im Zuchthaus Cottbus erlebt hat, teilt die Rentnerin nun in der Gedenkstätte. Das erklärte Ziel des Menschenrechtszentrums, das bereits zur NS-Zeit als Gefängnis diente: Besucherinnen und Besucher den Wert einer freien und demokratischen Gesellschaft bewusst machen – und zeigen, was in vielen Ländern der Welt auch heute noch Alltag ist.

37°: Wir wollten nur raus – Di. 22.03. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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