Free-TV-Premiere bei RTL

"Baby Driver": Kurzweiliger Gangsterstreifen

von Christopher Diekhaus

Als Fluchtwagenfahrer macht Baby (Ansel Elgort) so schnell niemand etwas vor. Doch als er sich in eine Kellnerin verliebt, scheint ein normales Leben in Reichweite – wäre da nicht der knallharte Gangster Doc (Kevin Spacey).

RTL
Baby Driver
Action • 26.07.2020 • 22:00 Uhr

Wie nimmt man den Zuschauer gleich am Anfang eines Films gefangen? Eine überzeugende Antwort auf diese Frage liefert der englische Regisseur und Drehbuchautor Edgar Wright ("The World's End") mit dem Einstieg von "Baby Driver" (2017) – nun erstmals im Free-TV bei RTL zu sehen – , der sich in zwei bestechend orchestrierte Sequenzen unterteilt.

Der jugendliche Titelheld Baby (Ansel Elgort) sitzt hier zunächst mit den Gangstern Griff (Jon Bernthal), Buddy (Jon Hamm) und Darling (Eiza González) in einem Wagen vor einer Bank, die seine Mitstreiter wenig später ausrauben. Der Coup an sich steht nicht im Fokus, findet vielmehr im Hintergrund statt, da die Kamera den wartenden Baby fixiert, der zu den Klängen aus seinen Kopfhörern auf dem Lenkrad herumtrommelt, um kurz darauf seine Komplizen in einer mitreißenden, perfekt getakteten Flucht aus der Gefahrenzone zu manövrieren.

Baby lebt – einem Autisten ähnlich – in seiner eigenen Welt, in der Musik eine besonders große Rolle spielt. Als Ausdruck von Coolness und nicht zuletzt als Ablenkung vom Tinnitus, der ihn seit einem fatalen Autounfall im Kindesalter begleitet. Seine kriminelle Laufbahn ist eng verknüpft mit dem abgebrühten Gangster Doc (Kevin Spacey), der es sich zunutze macht, dass der Jungspund bei ihm in der Kreide steht.

Seine Raubzüge zieht das Mastermind stets mit wechselnder Besetzung durch. Einzig Baby ist als talentierter Fahrer jedes Mal dabei und kann so seine Schulden langsam abbauen. Eines Tages begegnet er allerdings der hübschen Kellnerin Debora (Lily James) und findet plötzlich Gefallen an einer Zukunft ohne schmutzige Geschäfte, die gerade jetzt in Reichweite liegt. Immerhin sind Baby und Doc nach einem weiteren Auftrag quitt. Dummerweise will der väterliche Drahtzieher schon bald nichts mehr davon wissen.

Nicht neu, aber trotzdem unterhaltsam

Der Plot von "Baby Driver" gibt zwar wenig her, weil sich Edgar Wright an Standardformeln des Gangsterkinos abarbeitet. Dass die temporeiche Räuber-Romanze dennoch unterhaltsam ausfällt, liegt an der Figurenzeichnung sowie an der gewitzten Art und Weise, wie der Regisseur schmissige Songs, atmosphärische Schwankungen und handgemachte Actionszenen verbindet. Baby erweist sich als facettenreicher Held, der sich abseits seines Fluchtwagenjobs liebevoll um seinen tauben Pflegevater Joseph (CJ Jones) kümmert. Die Liebe zu Debora ist ein Klischee, fühlt sich im Zusammenspiel der beiden Darsteller aber natürlicher an als das Anbandeln in vielen romantischen Komödien.

Auch wenn das Geschehen regelmäßig von humorigen Einlagen und kleinen Gags durchbrochen wird, gibt es einige handfeste Spannungspassagen, in denen sich eine bedrohliche Stimmung breitmacht. Involviert ist dabei häufig der von Jamie Foxx herrlich aufbrausend verkörperte Gangster Bats, der vor allem Baby nicht über den Weg traut. Um eine Eskalation voranzutreiben, bemüht der Film im letzten Drittel einige eher simple Zufälle. Und noch dazu schießt Wright im turbulenten Showdown auf der Suche nach möglichst abgedrehten Exzessen ein wenig übers Ziel hinaus. In Erinnerung bleiben aber vor allem die vielen positiven Eindrücke des kurzweiligen Gangsterstreifens.

In den vergangenen Monaten kamen immer wieder Gerüchte auf, der Überraschungshit von 2017 werde fortgesetzt. Dazu trugen nicht unwesentlich Äußerungen von Hauptdarsteller Ansel Elgort und Regisseur Edgar Wright bei. Eine offizielle Stellungnahme, ob Baby eine Rückkehr in den Fahrersitz erlebt, fehlt bis dato jedoch.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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