"Morderney" im ZDF

Wilsberg und Gäste mittendrin in einem Mordfall

von Kai-Oliver Derks

Treffen sich zwei Krimireihen ... Auf der Insel Norderney begegnen dem urlaubenden Privatdetektiv Georg Wilsberg in seinem neuen Fall zwei ZDF-Kollegen. Das war eine hübsche Idee – eigentlich ...

ZDF
Wilsberg: Morderney
Kriminalfilm • 25.07.2020 • 20:15 Uhr

Immer nur Münster ist doch auch langweilig. Also raus. Ans Meer. 2018 wurde der neue Fall des ZDF-Privatdetektivs Georg Wilsberg (Leonard Lansink) vom Autor Stefan Rogall an die Küste verlegt. Genauer gesagt auf die Insel Norderney. Dort sollen sich Wilsberg und Kommissarin Springer (Rita Russek) erholen. Und womöglich geschieht ja auch noch mehr. Schließlich umschwirren sich die beiden nun schon seit Jahren. Vielleicht hilft die steife Brise, den Kopf klar zu bekommen und aufs Herz zu hören. Es hätte also wirklich romantisch werden können auf der kleinen ostfriesischen Insel. Wenn nicht schon bei der Ankunft ein Mann gefesselt im Ferienhaus sitzen würde, vornüber ins Klo gebeugt. Deckel obendrauf. Immerhin: Er lebt. Noch ...

Denn schon am Tag darauf wird Gregor Schott, Kellner in einem Norderneyer Restaurant, ermordet am Strand aufgefunden. Wilsberg und Springer gegenüber hatte er noch angegeben, bei der Toilettensache habe sich nur um einen dummen Streich seiner Kumpels gehandelt. Doch jetzt, da seine Leiche da liegt, ist klar: Die beiden sind mittendrin in einem Mordfall.

Mehr Ermittler als Verdächtige

Schon lange wird, vor allem unter den Fans darüber diskutiert, ob man nicht die beiden Münsteraner Erfolgsteams mal in einen Krimi packen sollte. Boerne und Thiel aus dem ARD-"Tatort" treffen auf Wilsberg und Kollegen. Fraglos eine charmante, aber eben schwer umsetzbare Idee. Viel leichter ist es da schon, ZDF-intern zwei Krimibelegschaften zu vereinen. Gemeint ist "Friesland" – eine Krimireihe, die seit 2014 zu sehen ist. Zehn Folgen wurden bislang ausgestrahlt, allesamt mit gut sechs Millionen Zuschauern ausnehmend erfolgreich. In "Morderney", der nun wiederholt wird, ließ das ZDF Wilsberg erstmals auf die friesischen Kollegen treffen. Eine Idee, die im Februar 2020 bei einem weiteren Film fortgesetzt wurde.

In "Morderney" tauchen zwei der dortigen Ermittler auf, um den Fall zu lösen. Da ist zum einen Kriminalhauptkommissar Jan Bronckhorst (Felix Vörtler), der aus Leer vom Festland anreist. Und zum anderen Insa Scherzinger (Theresa Underberg), die auch in den "Friesland"-Krimis, obgleich nur Apothekerin, als Hobbyforensikerin den dortigen Kriminalern zur Hand geht.

Mit Wilsberg und Springer sind es also deren vier Ermittler. Aber nicht genug: Da ist auch noch die resolute Inselpolizistin Grit Vierboom (Nadine Wrietz). Macht fünf. Und Merle (Janina Fautz), die Nichte von Kommissarin Springer, der das Ferienhaus gehört und die so gerne Polizistin werden würde. Sechs! Dann taucht auch noch Overbeck (Roland Jankowsky) auf, Springers Assistent. Also sieben! Gibt's auch selten, dass die Zahl der Ermittler die der Verdächtigen bei Weitem übersteigt. Immerhin: Alex (Ina Paule Klink) und Ekki (Oliver Korittke), die sonst an Wilsbergs Seite die Münsteraner Verbrecher jagen, hatten diesmal Pause.

Es geht, wie bei Verbrechen ja fast immer, vor alle um zwei Dinge: Liebe und Geld. Schott, das Opfer, hatte ganz offensichtlich ein Verhältnis mit der äußerst attraktiven Saskia Tiedemann (Rike Schmid) – ehemals "Miss Norderney", inzwischen aber vor allem Ehefrau des deutlich älteren Unternehmers und Inselrats Hauke Tiedemann (Bernhard Schütz). Es liegt also nahe: Er könnte seinen Nebenbuhler getötet haben. So einfach ist es aber dann natürlich doch nicht in diesem turbulenten, aber auch ein bisschen konstruierten Nord-Krimi, in dem es streng genommen weniger um den Fall als vielmehr um allerlei darüber hinaus gehende amouröse Spielereien zwischen allen beteiligten Ermittlern geht.

Bronckhorst findet Springer toll. Overbeck ist schockverliebt in die Apothekerin. Merle scheint Overbeck ganz gut zu finden. Und Wilsberg muss sich fragen, ob nicht diese Insel der rechte Platz ist, um in seiner platonischen Beziehung zu Kommissarin Springer endlich mal Butter bei die Fische zu geben? Jeder flirtet irgendwie mit jedem, jeder führt auf eigene Faust noch ein paar Ermittlungen. Klingt wirr, ist am Ende aber wie immer bei "Wilsberg" vor allem charmante Unterhaltung.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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