"Das Wunder von Wörgl" bei ARTE

Ein einfacher Mann, eine mutige Idee, eine harte Reaktion

von Rupert Sommer

Ein einfacher Tiroler wagt ein mutiges Wirtschaftsexperiment – und hat Erfolg. Doch den Mächtigen in der österreichischen Nationalbank gefällt das gar nicht.

ARTE
Das Wunder von Wörgl
Drama • 05.07.2019 • 20:15 Uhr

Ein Fernsehereignis, das wie holzgeschnitzt, hart und kantig wirkt, aber überraschend gut in angespannte Zeiten passt: Nach seiner etwas versteckten TV-Premiere im Spätprogramm des mitproduzierenden Senders BR im Mai bekommt der sehenswerte Heimatfilm "Das Wunder von Wörgl" jetzt bei ARTE zur besten Sendezeit noch einmal eine echte Chance.

Vermutlich sehr zur Freude der beiden kreativen Köpfe hinter dem Fernsehfilm: Urs Egger und Drehbuchautor Thomas Reider sind verdiente Filmemacher. Ihr Werk hätte mehr Aufmerksamkeit verdient. Was der zweifache Grimme-Preisträger Egger in finsteren, latent bedrohlich wirkenden Bildern in Szene setzen ließ, ist ein dunkles, tristes Kapitel mitteleuropäischer Wirtschaftsgeschichte. Und doch ist es auch die Heldengeschichte eines mutigen kleines Mannes – in der tragischen Variante.

Aber der Reihe nach: Mitten in der Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts gibt es keinen Kandidaten, der sich freiwillig zur Wahl für das Bürgermeisteramt in der kleinen Tiroler Gemeinde Wörgl aufstellen lässt. Also muss das Losglück entscheiden. Und es trifft mit dem kränklichen Lokführer Michael Unterguggenberger (Karl Markovics) einen Mann, der noch nie viel Aufhebens um sich gemacht hat.

Der Politiker wider Willen, den allerdings Pragmatismus und ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn auszeichnen, muss sich etwas einfallen lassen, um die Gemeinde, die kurz vor dem Bankrott steht und in der Massenarbeitslosigkeit herrscht, wieder aufzurichten. Unterguggenbergers Idee: Er lässt sich eine neue Währung einfallen. Sogenanntes "Schwundgeld", das nur seinen Wert behält, wenn es sofort wieder in Umlauf gebracht wird. Schon bald zündet der eigenwillige Einfall: Die Gemeinde floriert wieder. Doch der Obrigkeit bleiben die lokalen Erfolge des Reformers nicht verborgen. Und Unterguggenberger wird gestutzt: Auf Betreiben der Mächtigen in der österreichischen Nationalbank wird er entmachtet und ins Gefängnis gesteckt.

Der vom BR, dem ORF, SRF und ARTE gemeinsam produzierte moderne Heimatfilm im historischen Gewand greift Reform-Ansätze auf, die auch heute immer wieder als Auswege aus einer überhitzten globalisierten Wirtschaft ausprobiert werden. So gibt es Regionalwährungen wie den "Waldviertler" oder den "Chiemgauer", die im Regionalen durchaus gut funktionieren.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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