ARD-Film

"Die Auferstehung": Erbstreit im Angesicht der Leiche

Erfolgsregisseur Niki Stein hat ein extrem hochkarätiges Ensemble zusammengetrommelt – für ein etwas anstrengendes Erbschleicher-Quasselstück.

ARD
Die Auferstehung
Drama • 05.06.2019 • 20:15 Uhr

Im Hardboiled-Krimi spricht man von der noch rauchenden Pistole, die neben der Leiche gefunden wird. Im Lotterleben-Haushalt des früheren Chefarztes und Familienvaters von vier Kindern ist es der Fernsehbildschirm, der noch läuft, als sich seine Tochter Linda (Leslie Malton) und ihr Gatte Fred (Herbert Knaup) Zugang zur verschlossenen Villa verschafft haben. Über den Bildschirm flimmern verstörende Porno-Bilder, die von Einsamkeit, aber auch von beachtlicher seniler Virilität erzählen. Doch Papa ist tot. Und im neuen ARD-Mittwochsfilm "Die Auferstehung" versammelt sich seine geldgierige Brut, um über das Erbe zu streiten. Schön ist das nicht.

Besonders viel für Pietät scheint in der weit verzweigten Familie, die sich längst verstreut und auseinandergelebt hat, niemand übrig zu haben. Buchstäblich im Angesicht der Leiche auf dem Sofa beginnt in dem mit viel guten Willen als schwarzhumorig zu bezeichnenden Familiendrama das Geschacher. Linda vergießt für ihren verstorbenen Vater keine Träne, ums offenbar beachtliche Erbe trauert sie dagegen sehr. Wie zuvor schon beim einstigen Familien-Ferienhaus fürchtet sie, dass ihr Erzeuger auch seine Villa und das verbliebene Vermögen seiner Pflegekraft vermacht haben könnte. Die ist nicht aufzufinden. Umso leichter fällt es Linda, hinter deren Rücken boshaft von der "ungarischen Hure" zu keifen.

Schnell hat sie ihre drei Brüder Joschi (Joachim Król), Jakob (Dominic Raacke) und Uli (Michael Rotschopf) zusammengetrommelt, um im einstigen Elternhaus die nötigen weiteren Schritte zu besprechen. Eine ordnungsgemäße ärztliche Untersuchung der Leiche und ein pietätvoller Abtransport stehen erst mal nicht auf der Agenda. Stattdessen raufen sich die Geschwister zusammen und beratschlagen zynisch, wie der Erbfall manipuliert werden soll.

Eine fieberhafte Suche nach einem Testament setzt ein, das dann natürlich schnell verschwinden sollte. Doch immer stärker wird den Geschwistern bewusst, dass die Schlüsselrolle in der Lösung des verzwickten Familien-Dilemmas ausgerechnet einem offenbar allen verhassten Bekannten zukommt: Das Warten auf den Anwalt Max (Mathieu Carrière) setzt ein. Und wenn ein Film schon die "Auferstehung" im Titel führt, ist noch mehr Überraschendes zu erwarten.

Regie-Routinier Niki Stein, der viele "Tatort"-Krimis gedreht hat und mehrfach ausgezeichnet wurde, konnte für das Ensemble-Stück, das eher wie ein Theater-Kammerspiel als wie eine Fernsehproduktion wirkt, hochkarätige Stars verpflichten. Einige von ihnen machen sich sonst wie etwa Joachim Król vor der Kamera gerne rar. Die Anwesenheit des starken Personals allein macht allerdings noch keinen starken Film aus. Dieser zerfasert schnell und bleibt – wenn überhaupt – eher als ermüdender Rede-Marathon in Erinnerung.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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