Im österreichischen Landkrimi "Endabrechnung" bekommen es Robert Palfrader und Tobias Moretti mit brutalen Morden vor grandioser Bergkulisse zu tun. Für den authentischen Dialekt gab es viel Lob, der deutsche Zuschauer dürfte damit aber zu kämpfen haben.
Der österreichische "Landkrimi" ist in etwa das, was man in Deutschland als "Tatort" kennt. Sprich: Eine Krimireihe, die sich aus Filmen unterschiedlicher Landesregionen speist. Nur mit dem Unterschied, dass das erst 2014 begonnene ORF-Format großen Wert auf präsente, authentische Dialekte legt. Eine Idee, die im deutschen Pendant schon lange passé ist. Der Wiener Robert Palfrader ("Wir sind Kaiser") spielt in "Endabrechnung" Kommissar Höllbacher, der in Südtirol Dienst schiebt. Gleich zu Beginn quittiert der seinen Dienst, weil er sich schuldig am Selbstmord eines Pfarrers fühlt, den er auf Geheiß des arroganten Staatsanwaltes Nicoletti (Tobias Moretti) des Missbrauchs bezichtigte. Nach dem traumatischen Fauxpas zieht sich Höllbacher von Bozen in seine Heimatstadt Meran zurück, wo er mit dem alten Kumpel Severin (Harald Windisch) die Tage bei alten Geschichten aus besseren Tagen und viel Rotwein verbringt.
Als in Meran der Chef einer Bank auf offener Straße erschossen wird, überredet Kommissarin Anna Thaler (Kristina Sprenger) Höllbacher, ihr bei den Ermittlungen zu helfen. Nach einem zweiten Mord schaltet sich zudem der verhasste Staatsanwalt Nicoletti ein. Bald werden wieder falsche Verdächtigungen in die Welt gesetzt. Höllbacher ist gefordert, der Gerechtigkeit diesmal aufrechter zu dienen, als bei seinem letzten Fall.
Na klar, Südtirol gehört eigentlich zu Italien. Dennoch ist die weitgehend deutschsprachige Region Teil des österreichischen "Landkrimi"-Konzeptes, wenn auch dieser von Peter Probst ("Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit") geschriebene und von Umut Dag (Tatort: Das Monster von Kassel") inszenierte Film der bisher einzige Höllbacher-Fall blieb. Dass die Produktion von 2016 bisher noch nicht im deutschen Fernsehen zu sehen war – und nun in der an Premieren armen Sommerzeit gesendet wird – mag unterschiedliche Gründe haben: Zum einen ist der Krimi trotz des bekanntermaßen hochtalentierten Palfrader, der in deutschen Krimis schon in vielen schillernden, vor allem Schurkenrollen brillierte, ein wenig formelhaft. Doch ein mittelmäßiger Krimi war bei ARD und ZDF selten der Grund, ihn aus der Primetime zu verbannen. Da stößt der immerhin zwischen düsteren Crime-Bildern und schönen Bergpanoramen schwankende "Landkrimi" nicht über die Maßen negativ auf.
Was das – an sich mutige – Sprachkonzept von "Endabrechnung" betrifft, allerdings schon. Robert Palfrader, der für seinen angelernten, authentisch klingen Dialekt viel Lob von österreichischen Medien erhielt, ist für deutsche Ohren ebenso schwer zu verstehen, wie viele seiner Dialogpartner. Fast hätte man den ZDF-Verantwortlichen empfohlen, diesen Film mit Untertiteln zu versehen, was aber in der Primetime des deutschen Fee-TV wohl immer noch irritiert. Doch ob sich Zuschauer mehr über Untertitel ärgern würden, als über Dialoge, die kaum zu verstehen sind? Vielleicht ist der südtiroler Krimi ja ein sommerlicher Testballon, welche Sprachhürden der Zuschauer bereit ist, in Kauf zu nehmen, um sich dem Genuss eines eher konventionellen Bergkrimis hinzugeben.
Quelle: teleschau – der Mediendienst