Doku im WDR

"Geheimmission Fußball": Borussia Mönchengladbach und ein besonderes Spiel in Tel Aviv

von Wilfried Geldner

1970 reiste Borussia Mönchengladbach als erste deutsche Mannschaft nach Israel und bestritt ein Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft. Eine WDR-Doku blickt zurück und zeigt, wie die "Fohlenelf" in einer angespannten politischen Lage Brücken baute.

WDR
Geheimmission Fußball – Wie Borussia Mönchengladbach Geschichte schrieb
Dokumentation • 27.05.2020 • 23:30 Uhr

Februar 1970: Das Olympia-Attentat von 1972 war noch weit, doch der internationale Terrorismus, insbesondere der gegen Israel gerichtete, hatte bereits begonnen, als die Bundesligamannschaft von Borussia Mönchengladbach und ihr Trainer Hennes Weisweiler nach Tel Aviv reisten, um im dortigen Bloomfield-Stadion gegen die israelische Nationalmannschaft anzutreten. Der Dokumentarfilm "Geheimmission Fußball – Wie Borussia Mönchengladbach Geschichte schrieb" richtet den Fokus auf ein denkwürdiges historisches Kapitel, doch die aktuellen Bezüge sind verblüffend. Beim WDR ist er nun wiederholt zu sehen.

Zum ersten Mal spielte ein deutscher Bundesligist in Israel – damals alles andere als selbstverständlich. Das Spiel war von den Trainern Weisweiler und Eddy Schaffer lange vorbereitet worden, Schaffer hatte Weisweiler als seinen Lehrer auf der Kölner Sporthochschule 1958 kennengelernt und erreichte 1970 mit Israel die WM-Endrunde in Mexiko. Doch der Sieben-Tage-Krieg von 1967 mit der Besetzung palästinensischer Gebiete schien einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Just zum Zeitpunkt des geplanten Freundschaftsspiels häuften sich antiisraelische Anschläge. Die palästinensische Befreiungsbewegung PLO hatte es besonders auf Flugzeuge mit dem Ziel Tel Aviv abgesehen. In München explodierte eine Granate in einem Zubringerbus, zudem wurde ein Brandanschlag auf das jüdische Altenheim in der Reichenbachstraße verübt, bei dem sieben jüdische Bürger starben. In der Schweiz stürzte ein Flugzeug nach einem Bombenanschlag ab.

Trotz der Besorgnis des Auswärtigen Amts und der Gladbacher Vereinsführung um die Sicherheit der Spieler reiste die Mannschaft mit ihren Stars wie Berti Vogts und Günter Netzer schließlich nach zwölfstündigen Verhandlungen mit dem Regierungsjet des Bundeskanzlers Willy Brandt nach Israel.

Heute, 50 Jahre danach, erinnern sich im Film die Witwen von Eddy Schaffer und Hennes Weisweiler an das denkwürdige Spiel und die lange Freundschaft zwischen den Trainern. Israelische Fans jubelten damals den deutschen Spielern zu, obwohl ihre Mannschaft an jenem 25.02.1970 mit 6:0 verlor. Die Gladbacher "Fohlen" zeigten ihre ganze Fußballkunst – den Offensivfußball, wie ihn Weisweiler lehrte. "Wir bemühen uns hier seit einigen Jahren, in ganz kleinen Schritten Vertrauen zu erwerben für das neue Deutschland. Und Sie brauchen nur 45 Minuten und wecken Begeisterungsstürme": Mit diesen Worten wandte sich damals der deutsche Botschafter in Israel an den Borussen-Manager Helmut Grashoff. Viele weitere Gladbacher Spiele in Israel folgten noch in den nächsten Jahrzehnten.

Der Film zeigt unter anderem in privaten Super-8-Aufnahmen des Spielers Herbert Laumen die Anspannung von damals. In Interviews kommen Günter Netzer und der langjährige israelische Spielmacher Mordechai Spiegler zu Wort, noch immer eine Legende in Israel. "Sie gaben Vollgas. Sie gaben dir das Gefühl, dass es unmöglich ist, sie zu schlagen", erinnert sich Spiegler heute.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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