"Die Kronzeugin"

"Harter Brocken": Probier's mal mit Gemütlichkeit

von Sven Hauberg

    Aljoscha Stadelmann hat als gemütlicher Ermittler auch zwei Jahre nach dem Auftaktfilm der Krimireihe "Harter Brocken" noch einen hohen Schauwert. Die Story bleibt in der Fortsetzung allerdings denkbar dünn.

    ARD
    Harter Brocken: Die Kronzeugin
    Kriminalfilm • 25.11.2017 • 20:15 Uhr

    Bier und Halma, sagt der Dorfpolizist, daraus bestünden seine Abende. "Das klingt alles sehr überschaubar", meint die LKA-Beamtin, die aus der großen Stadt in den Harz gereist ist. "Ich mag's überschaubar", sagt der Dorfpolizist, und lächelt. – Dieser kleine Dialog fasst ganz gut zusammen, worum es in der Anfang 2015 gestarteten Krimireihe "Harter Brocken", die jetzt mit dem zweiten Film "Die Kronzeugin" fortgesetzt wird, geht: um ein gewisses Gefühl, von Heimat etwa, und auch von Recht und Ordnung, oder zumindest dem, was gemeinhin darunter verstanden wird.

    Ein behäbiger, bierbäuchiger Mann wie Aljoscha Stadelmann passt da natürlich hervorragend auf die Rolle dieses Dorfpolizisten. Frank Koops heißt der, er arbeitet im kleinen Sankt Andreasberg im Oberharz. Wobei arbeiten hier bedeutet: Strafzettel verteilen, mit den Dorfbewohnern plaudern und ein bisschen schießen üben, damit man's nicht verlernt. Dass aber Unheil dräut, auch über dieser Idylle, lernt man als Zuschauer schnell. Im Gefängnis bekommt Mafiaboss Petrovic (Josef Ostendorf) Besuch von den zwei schmierigen LKA-Männern Tobias Gottschalk (Stephan Grossmann) und Philipp Benedikt (Johannes Krisch) und weist sie an, die titelgebende Kronzeugin aus dem Weg zu räumen.

    Die Frau, Matilda Schönemann heißt sie und wird von Alwara Höfels gepielt, soll nämlich in zwei Tagen gegen Petrovic aussagen, weil der ihre Schwester auf dem Gewissen hat. Sie will die Tat beobachtet haben und schwebt nun freilich in Lebensgefahr. Also hat die eingangs erwähnte LKA-Beamtin Christiane Kuschnereit (Anja Kling) ihre Kronzeugin im beschaulichen Sankt Andreasberg untergebracht, um sie bis zum anstehenden Prozess zu schützen. Dass Kuschnereit eine alte Jugendfreundin von Dorfpolizist Koops ist – nun ja. "Kuschel" nennt er sie noch immer, auch wenn die Kollegin von einst längst in andere berufliche Sphären entschwebt ist.

    "Kuschel" allerdings ist bald schon tot, zusammen mit den Personenschützern der Kronzeugin und zwei Auftragskillern. Matilda Schönemann aber überlebt, und Koops nimmt sich ihrer an. Was folgt, ist ein Katz-und-Maus-Spiel durch den Harz, mit Koops und seinem Schützling vorneweg und den Maulwürfen vom LKA hinterher. Die Story, die sich Holger Karsten Schmidt ausgedacht hat, der schon das Buch zum ersten Film der Reihe schrieb, ist in der Folge aber leider denkbar dünn.

    Da wird ein bisschen geballert, da wird sich versteckt in alten Tunneln im Inneren des Brocken, die Hintergründe des "Falls" aber interessieren das Drehbuch kaum. So bleibt im Film von "Tatort"-Regisseur Florian Baxmeyer viel schöne, gemütliche Fassade, kaum mehr. Aber einem Ermittler, der in der Mittagspause schon mal einen Zettel an die Wache klebt mit dem Hinweis, man finde ihn im Wirtshaus gegenüber, würde man auch beim Halmaspielen geduldig zuschauen.


    Quelle: teleschau – der Mediendienst

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