Cyberthriller in der ARD

"Im Netz": Wie Datenklau ein Leben zerstört

Eine Frau verliert ihr Leben – nicht im physischen Sinne, aber immerhin im datentechnischen. Der Film "Im Netz" ist der Thriller zum brisanten Thema Datendiebstahl.

ARD
Im Netz
Thriller • 19.06.2019 • 20:15 Uhr

Der Horror beginnt mitten in der Nacht. Aber was Juliane Schubert (Caroline Peters) und ihren Freund Philipp (Felix Knopp) aus dem Schlaf reißt, ist kein Albtraum, sondern ein Sondereinsatzkommando in vollem Gerödel. Die Polizisten gehen in der Privatwohnung knallhart vor – das perplexe Paar wird abgeführt und auf ein Kölner Kommissariat gebracht, wo die Ermittler sogleich erdrückende Beweise gegen Juliane vorlegen. Der ungeheuerliche Vorwurf: Die Unternehmensberaterin soll in die Vorbereitung eines terroristischen Anschlags involviert sein. Tatsächlich, so viel darf man verraten, missbrauchen Kriminelle Julianes persönliche Daten. Wo sie dieser habhaft wurden? Der Titel dieses Thrillers sagt es: "Im Netz" natürlich. Das Erste zeigt den Film aus dem Jahr 2013, der heute aktueller denn je ist, nun erneut.

Während Julianes Freund bald wieder nach Hause und zurück in sein normales Leben darf, beginnt für die verzweifelte Frau ein Martyrium, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint. Erst Verhöre und immer neue Anschuldigungen, dann Ermittlungen, die immer tiefer in ihr Privatleben hineinreichen, und plötzlich wird sie auch noch heimlich observiert: Juliane Schubert wird von einem Moment auf den anderen aus ihrem Leben gerissen und weiß nicht, wie ihr geschieht.

Doch die Unternehmensberaterin, von "Mord mit Aussicht"-Star Caroline Peters als kluge, nüchtern agierende Großstadtlady angelegt, lässt sich nicht so schnell unterkriegen. Sie kommt schneller als die Polizei dahinter, dass sie Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden sein muss, und schickt sich auf eigene Faust an, mehr über die Hintergründe herauszufinden. Und versucht, irgendwie weiterzuleben. Doch das ist nicht so leicht, wenn einem nur noch Misstrauen entgegenschlägt und man bald selbst nicht weiß, wem man noch trauen kann.

Der Datenklau ist eine leider nicht mehr ganz so neue Form der Onlinekriminalität: Das Beispiel der in falsche Hände geratenen PIN-Nummer ist keinem mehr fremd. Das hier erzählte Szenario geht weit über einen PIN-Diebstahl hinaus, ist aber gewiss nicht unrealistisch: Jemand spionierte Julianes Daten und missbrauchte sowohl ihren untadeligen Namen als auch das Bankkonto und ihre Privatadresse für terroristische Zwecke. Dass das an sich trockene, komplexe und kaum visuell darstellbare Thema im Film so gut funktioniert, ist zum guten Teil ein Verdienst von Caroline Peters. Gemeinsam mit der lange Zeit als harte Gegenspielerin agierenden Ermittlerin Theissen (Ulrike Krumbiegel), der zweiten starke Frauenfigur in dieser Geschichte, macht sie plausibel, worum es beim Datendiebstahl geht und welche tiefgreifenden Folgen so etwas haben kann.

Auch wenn man hier den einen oder anderen steifen Erklärsatz für Online-Dummies über sich ergehen lassen muss: Regisseurin Isabel Kleefeld, die für den spannenden Cyberthriller zum wiederholten Male mit Caroline Peters zusammenarbeitete (beide erhielten 2007 für "Arnies Welt" den Grimme-Preis), hat die Geschichte geschickterweise so angelegt, dass das ganze Daten- und WWW-Wirrwarr nicht in den Vordergrund rückt. Entstanden ist ein beunruhigender, aber unbedingt faszinierender Film.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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