Jenke von Wilmsdorff

"Den Job als Pfleger kann man nur als wirklicher Menschenfreund machen"

05.12.2019, 15.15 Uhr
Jenke von Wilmsdorff als Pflegefall.
Jenke von Wilmsdorff als Pflegefall.   Fotoquelle: TVNOW / Ann Malo

In einem neuen "Jenke-Experiment" schlüpft Jenke von Wilmsdorff in die Rolle eines Pflegers und eines Pflegebedürftigen. "Physisch und psychisch herausfordernd", nennt der RTL-Journalist seinen Selbstversuch.

Laut RTL sind 3,4 Millionen Menschen in Deutschland auf Pflege angewiesen. Und fast jeder, der (noch) nicht betroffen ist, hat Angst davor, selbst ein Pflegefall zu werden. Wie man sich als solcher fühlt, wollte Jenke von Wilmsdorff wissen. In "Das Jenke-Expriment: Plötzlich Pflegefall – was vom Leben bleibt" lässt er sich beide Arme eingipsen und kann auch seine Beine kaum noch bewegen. Waschen, anziehen, auf die Toilette gehen – all das ist plötzlich nicht mehr ohne Hilfe möglich.

"Mir wurden die Arme eingegipst und ich konnte die Beine nicht mehr ohne fremde Hilfe anheben. Das entsprach dem Zustand von einem Pflegegrad 5. Hier wird man gefüttert und benötigt Hilfe beim Toilettengang. Ich fand diese Abhängigkeit anfangs sehr frustrierend, habe nur nach Hilfe geklingelt, wenn es gar nicht mehr anders ging", erklärt von Wilmsdorff nach den Dreharbeiten im RTL-Interview. "Dann habe ich nach und nach die Scheu verloren und mir helfen lassen – selbst beim Urinieren. Wenn man die Situation so nah nachfühlt, bekommt man noch mehr Verständnis für den zu Pflegenden, vor allem aber enormen Respekt vor der unglaublichen Leistung des Pflegepersonals."

Auch, wie man sich als Pfleger fühlt, testet Jenke von Wilmsdorff am eigenen Leib. Als Pflegeassistent versorgt er Kira Grünberg. Die österreichische Rekordhalterin im Stabhochsprung verunglückte 2015 beim Training, brach sich einen Halswirbel und ist seitdem querschnittsgelähmt. "Als Pflegeassistent habe ich ihr bei der Körperpflege, beim Anziehen aber auch sehr intimen Dingen, wie dem Toilettengang geholfen. Das war selbst für mich erst eine Überwindung, denn man teilt ja plötzlich sehr persönliche Bereiche miteinander", berichtet von Wilmsdorff.

Sein Selbstversuch habe ihm gezeigt, "dass man diesen Job nur machen kann, wenn man ein wirklicher Menschenfreund ist. Wer sich nicht für andere interessiert, kann auch nicht mit Würde und Respekt einen anderen pflegen", so von Wilmsdorff. "Der Beruf des Pflegers hat nach meiner Erfahrung viel mehr Anerkennung verdient - auch finanziell. Ich hoffe, dass unsere Reportage auch dazu beitragen kann."

Von vielen technischen Hilfsmitteln hält er nach seinem Selbstversuch übrigens wenig. "Japan testet man auf Grund des Pflegemangels bereits unterschiedliche technische Hilfsmittel. Ältere Menschen, die im Rollstuhl sitzen, werden beispielsweise in eine Art Waschanlage geschoben und dort geduscht. Es gibt elektronische Kuscheltiere und andere High-Tech Geräte zur Betreuung", berichtet der Journalist. Sein Fazit: "Menschen brauchen Empathie, einen würdevollen Umgang und vor allem Kommunikation. Das sind eher armselige Versuche einer Ersatzbetreuung."

RTL strahlt "Das Jenke-Expriment: Plötzlich Pflegefall – was vom Leben bleibt" am Montag, 9. Dezember, um 20.15 Uhr aus. Auch im Streaming-Portal TVNOW ist die neue Folge dann abrufbar.


Quelle: areh

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