Gesundheitsminister

Spahn will Konversionstherapien wie in "Der verlorene Sohn" verbieten

von Sven Hauberg

Eigentlich ist die Sache klar: Wer hetero ist, ist hetero auf die Welt gekommen. Und wer homo ist, ist homo auf die Welt gekommen. Die überwältigende Mehrheit der Wissenschaftler sieht das so. Dennoch gibt es, vor allem in den USA, Menschen, die glauben, man könnte Schwule und Lesben heterosexuell machen.

Von solchen sogenannten "Konversionstherapien" erzählt, basierend auf einer wahren Begebenheit, der Film "Der verlorene Sohn", der seit Donnerstag auch in den deutschen Kinos läuft. In dem Drama von Regisseur Joel Edgerton muss der Collegestudent Jared Eamons (Lucas Hedges) eine derartige "Therapie" über sich ergehen lassen, weil seine Eltern (Nicole Kidman, Russell Crowe) seine Homosexualität nicht akzeptieren wollen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.

Wie sollen "Konversionstherapien" funktionieren?

Die Vertreter von "Konversionstherapien" glauben, dass jeder Menschen heterosexuell ist. Schwule oder Lesben müssten sich ihr Verhalten lediglich abtrainieren, um eine heterosexuelle Beziehung führen zu können. Möglich sei das mit Gebeten, aber auch mit Psychotherapie. Der Papst scheint das ähnlich zu sehen: Bei Kindern, die homosexuell sind, gebe es "viel, das mit Psychiatrie gemacht werden kann, um zu sehen, wie die Dinge liegen", erklärte er im vergangenen Jahr. Wenig später zog der Vatikan die Äußerung allerdings zurück.

Im Interview mit "queer.de" erzählt Garrard Conley, der Autor der Buchvorlage von "Der verlorene Sohn", über seine Erfahrungen mit der "Therapie": "Ich bin total verrückt geworden. Das ist Gehirnwäsche." Der Priester, der ihn "therapieren" wollte, habe behauptet, "dass nur Reinheit und eine enge Beziehung zu Gott" zu einem richtigen Leben führen würden.

Wie verbreitet sind diese "Therapien"?

Laut einer 2018 veröffentlichten Studie der University of California haben sich rund 700.000 US-Amerikaner bereits einer "Konversionstherapie" unterzogen. Vor allem christliche Organisationen bieten die angeblichen "Heilungen" an. Zahlen, wie viele Menschen in Deutschland an derartigen Programmen teilnehmen, gibt es nicht.

Warum sind "Homo-Heilungen" so gefährlich?

Experten sind sich einig: Homosexualität kann nicht "therapiert" werden – und sollte es auch nicht. Denn sie ist etwas ganz Normales. Sogenannte "Konversionstherapien" können also nur scheitern. Und nicht selten hinterlassen sie bei den Betroffenen bleibende Schäden. "Klienten, die gelernt haben, Gefühle zu unterdrücken, stehen unter ständiger Spannung, sie können Essstörungen entwickeln, neigen zu Substanzmissbrauch, wollen sich im wahrsten Sinne des Wortes einfach nur 'wegbeamen'", erklärte Psychologin Gisela Wolf im "stern". "Auch das Risiko für Depressionen und Suizidalität ist erhöht."

Sind diese "Therapien" in den USA erlaubt?

Ein landesweites Verbot existiert in den USA nicht. Lediglich in 15 Bundesstaaten ist es verboten, homosexuelle Jugendliche zu "therapieren".

Und wie sieht es in Deutschland aus?

In Deutschland sind "Konversionstherapien" erlaubt – noch. Denn Gesundheitsminister Jens Spahn möchte das jetzt ändern. "Homosexualität ist keine Krankheit, und deswegen ist sie auch nicht therapiebedürftig. Deswegen bin ich für ein Verbot der Konversionstherapie", erklärte der CDU-Politiker vor wenigen Tagen im Interview mit der "taz". "Ich halte nichts von diesen Therapien, schon wegen meines eigenen Schwulseins. Ich sage immer, der liebe Gott wird sich was dabei gedacht haben." In Zusammenarbeit mit dem Justizministerium wolle er nun an einem entsprechenden Gesetz arbeiten. "Ich fände es gut, wenn wir uns bis zum Sommer auf einen Regelungsvorschlag geeinigt haben."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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