"Leschs Kosmos"

Harald Lesch "fliegt" zum Mond und erfüllt sich einen Traum

Harald Lesch, der sympathisch-kompetente Erklärbär der deutschen TV-Landschaft hat sich mit der neuen Folge seiner ZDF-Wissens-Reihe "Leschs Kosmos" (Dienstag, 8. Januar, 22.45 Uhr) einen großen Traum erfüllt. In "Zurück zum Mond – aber warum?" widmet sich der Astrophysiker, der den Flug von "Apollo 11" im Kindesalter staunend im TV mitverfolgte, eine Folge lang dem einzigen natürlichen Satelliten der Erde.

Unter anderem setzt sich Lesch mit der Frage auseinander, ob sich die Rohstoffe des Erdtrabanten fördern lassen und welche Vorteile der Bau eines Radioteleskops auf der "dunklen Seite des Mondes" als Asteroiden-Frühwarnsystem mit sich bringt. In Anbetracht der Tatsache, dass China gerade die erste Sonde zur Rückseite des Mondes geschickt hat, ein Thema von großer Aktualität. Die zweite Mond-Folge von "Leschs Kosmos" befasst sich mit dem Bau einer Station auf dem Trabanten und wird rund einen Monat später im ZDF ausgestrahlt.

prisma: Harald Lesch "auf dem Mond" – wie war der Dreh?

Harald Lesch: Fantastisch! Es hat mir eine Riesenfreude gemacht, etwas zu diesem Thema zu drehen. Ich habe mir damit in gewisser Weise einen Bubentraum erfüllt. Ich bin Jahrgang 1960, das heißt, ich war neun Jahre alt, als die Amerikaner auf dem Mond gelandet sind – daher ist das für mich etwas ganz Besonderes mit speziellem emotionalen Wert!

prisma: Es geht Ihnen bei dem Mond-Abenteuer insbesondere um die Asteroidenfrüherkennung!

Lesch: Ja, ein sehr wichtiges Thema. Da wir immer öfter erfahren, wie viele Körper nur ganz knapp an der Erde vorbeisausen, wird's mit jedem Asteroiden, der uns verfehlt, wichtiger. Da schwirren so viele Körper umher, teilweise total dunkle Dinge, die komplett aus Eisen bestehen und die man nur via Radar finden kann. Langfristig gesehen wird es immer relevanter, solche Brocken schnellstmöglich zu erkennen. Zumal – aber das ist jetzt eine rein statistische Aussage – irgendwann bestimmt mal ein Brecher kommen wird, der katastrophalen Schaden anrichtet. Insofern wäre es wirklich notwendig, ein Teleskop dort hinzubauen und gut abgeschirmt von der Erde das erdnahe Weltall so genau wie möglich zu beobachten. Denn wenn man einmal die genauen Daten dieser Körper hat, kann man deren Flugbahn und -Dauer ziemlich gut vorausberechnen.

prisma: In der Sendung geht's auch um den Tesla-Erfinder Elon Musk. Ist er mehr Visionär oder mehr Kapitalist?

Lesch: Das lässt sich nur schwer sagen. Im Grunde muss man sich zunächst mal vor Augen führen, was für ein Mordsaufwand das Apollo-Projekt für die USA dargestellt hatte – nur um einige wenige Menschen irgendwo hinzubringen. Im Vergleich dazu ist das Musk'sche Unternehmen ja ganz nett, aber das ist eigentlich immer noch "Spielplatz-Niveau". Die Raketen, die er für den erdnahen Orbit erbauen lässt, sind gut. Und sie sind vielleicht auch gut genug dafür, um mal ein Auto in den Orbit zu jagen, aber das war's dann auch. Um lebenserhaltende Systeme zum Mond zu bringen, werden ganz andere Sicherheitsanforderungen gestellt. Die Amerikaner haben damals 250.000 Leute gebraucht, um drei Männer auf den Mond zu schießen. Das ist ein Riesenaufwand. Vor allen Dingen von der Sicherheitsseite her. Und ich glaube, dass sich Musk nicht darüber im Klaren ist, was für eine Aufgabe auf ihn zukäme, würde er es wirklich ernst mit seinen Projekten meinen. Deswegen halte ich vieles von dem, was er uns erzählt, insbesondere seine Ankündigung, demnächst mal zum Mars zu fliegen, für reines Marketing und einen PR-Gag. Die technischen Probleme, die Länder bei der Produktion einer großen Rakete haben, sind enorm – ein einzelnes Privatunternehmen kann das gar nicht stemmen.

prisma: Muss man dieser Privatisierung, die da potenziell möglich wäre, durch internationale Regelungen Einhalt gebieten?

Lesch: Unbedingt! Die Vorstellung, dass irgendwelche Privatleute das Weltall besiedeln, um nicht zu sagen "besudeln", ist ja geradezu abenteuerlich. Es gibt doch den berühmten James-Bond-Film "Moonraker", wo irgendein Superreicher eine Raumstation auf dem Mond gebaut hat und damit die Erde bedroht. Man muss es jetzt nicht übertreiben und ich würde so was auch niemandem unterstellen. Aber alleine die Vorstellung, dass das möglich sein könnte, muss natürlich vorher international abgewehrt werden. Da müssen klare Regeln hin, damit das auf keinen Fall passiert!

prisma: Also sehen sie nicht die Möglichkeit, dass der Mensch die Fehler, die er im Zuge von Kolonialismus und Imperialismus begangen hat, wiederholen könnte?

Lesch: Nein, das glaube ich eher nicht. Da ist ja nix zu kolonisieren da oben!

prisma: Noch ist niemand da, der erobert werden kann. Aber allein die Tatsache, dass es mal wieder um Rohstoffe geht, ist doch interessant?

Lesch: Klar, das ist natürlich was anderes. Da gibt's aber ganz klare UNO-Abkommen, ganz klare Regularien. Die Frage ist nur, ob sich noch irgendjemand daran hält, wenn man technologisch in der Lage dazu wäre, zur Rohstoffgewinnung auf den Mond zu fliegen. Doch der technische Aufwand wäre einfach enorm. Denken Sie alleine an die Gewährleistung der Arbeitssicherheit und daran, dass die Maschinen funktionieren müssen. Auch wenn das alles von Robotern übernommen werden könnte: Alleine die Versorgung mit der notwendigen Technologie und den notwendigen Rohstoffen, um diese Maschinen überhaupt zu bauen – das ist ein ziemlich großer Aufwand. Das wird privat niemals passieren. Langfristig betrachtet ist das etwas, das nur Staaten oder Staatenverbünde zu leisten imstande sind. Und die privaten Investoren werden sozusagen als stille Teilhaber dabei sein. Wenn's wirklich darauf ankommt, dann kann man solche Projekte nur global realisieren und nicht allein.

prisma: Haben Sie "Aufbruch zum Mond" im Kino gesehen?

Lesch: Ja, zweimal sogar.

prisma: Dann gehen wir davon aus, dass er Ihnen gut gefallen hat?

Lesch: Absolut! Ich hatte im Jahr 2010 an meinem 50. Geburtstag die Ehre, Neil Armstrong persönlich kennenzulernen und war ziemlich begeistert, wie sie es im Film geschafft haben, seine zurückgezogene, distanzierte Art darzustellen. Abgesehen vom Schauspiel: Dass es in dem Moment, in dem die Mondsphärentür geöffnet wird, wirklich still ist, finde ich als Physiker natürlich großartig!

prisma: Um was geht es in der zweiten Folge zum Thema "Mond"?

Lesch: Um den Bau einer Mondstation. Was muss man tun, um eine solche Station dort oben hinzubauen? Kann man das überhaupt? Der Mond hat ja keine Atmosphäre, also keinen atmosphärischen Druck. Dann: Wie ist das mit der Mechanik? Kann man oben irgendwelche Baugeräte wie hier unten auf der Erde hinstellen? Wir haben das richtig ernst genommen. Zur Recherche haben wir uns auch einen riesigen 3D-Drucker angesehen, denn auf dem Mond gibt es genügend Sand, der wunderbar zum 3D-Drucken geeignet wäre. Und wir waren auf Lanzarote und haben uns dort Lavahöhlen angesehen, die es in ähnlicher Form auch am Nordpol des Mondes gibt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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