"Die Wut hat damit zu tun"

Psychiater kritisiert bei "Markus Lanz" Wortwahl Merkels in der Corona-Krise

Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Regierung bekommen trotz wachsender Proteste gegen die Maßnahmen in der Corona-Krise viel Lob. Der Psychiater Professor Michael Schulte-Markwort kritisierte in der ZDF-Show "Markus Lanz" allerdings den Sprachgebrauch vieler Politiker.

Die Corona-Pandemie ist weiterhin das führende Thema in deutschen Talkshows – besonders die Entwicklungen in der letzten Zeit. In der jüngsten Ausgabe der ZDF-Sendung "Markus Lanz" begrüßte der Moderator neben Moderator Dirk Steffens und SPD-Politikerin Simone Lange den Psychiater Professor Michael Schulte-Markwort, der den etablierten Sprachgebrauch in der Coronakrise kritisierte. Besonders missfällt ihm die Diktion von Angla Merkel. Wenn die Bundeskanzlerin das Wort "fragil" benutze, sei das kein passender Ausdruck. "Das ist ängstigend", so der Psychiater.

Bei "Markus Lanz" nannte Schulte-Markwort noch weitere Anhaltspunkte, um zu erklären, wie heikel Kommunikation in Zeiten einer Pandemie sei. "Zum Beispiel habe ich selber den Fehler gemacht zu sagen: 'Lasst uns schnell durchseuchen.' Das ist ein schreckliches Wort", erklärte er. "Ich würde heute sagen: 'Lasst uns schnell immun werden.'" Das meine zwar das gleiche, sei aber positiver ausgedrückt. Auch der inzwischen eingebürgerte Begriff "Maske" sei seiner Meinung nach nicht adäquat, er suggeriere den Wunsch der Bevölkerung, sich zu maskieren. "Es ist aber ein Mundschutz", betonte Schulte-Markwort.

Wichtig sei, auf Worte zu verzichten, die Angst auslösen können. "Ich möchte gern, dass wir aufmerksamer sind gegenüber diesen Triggern, die Angst ausdrücken, weil Angst kein guter Berater ist", so der Mediziner weiter, der eine Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hamburg leitet.

Viele Ausdrücke der Politiker finde er "entmündigend". Er zog einen Vergleich mit seiner Arbeit: "Wir haben gelernt, dass bei Kindern, wenn man sie mündig so respektvoll einbezieht, die Therapieprozesse viel besser, viel effektiver sind. Und das wünsche ich mir doch auch, dass man so mit mir umgeht", erklärte Schulte-Markwort. "Die Wut, die jetzt entsteht, hat zum Teil was damit zu tun." Er wünsche sich mehr Politiker, die die Bevölkerung ernst nehmen. "Ich brauche doch nicht einen Politiker, der mir vorgaukelt, er habe eine Sicherheit. Ich brauche auch keinen Politiker, der mir Angst macht. Ich brauche einen, der mich ernst nimmt und sagt: 'Das sind die Informationen, ich bin unsicher, ich entscheide jetzt so.'"


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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