ZDF-Drama

"Nicht tot zu kriegen": Eine Hommage an Iris Berben

von Maximilian Haase

Iris Berben, die in diesen Tagen 70 Jahre alt wird, spielt im ZDF-Drama "Nicht tot zu kriegen" eine alternde Filmdiva, die von einem Stalker bedroht wird. Grandios: In nostalgischen Ausschnitten sieht man die junge Berben höchstselbst.

ZDF
Nicht tot zu kriegen
Drama • 10.08.2020 • 20:15 Uhr

Jung und schön wurde sie in den späten 60er-Jahren zum Star, erlebte wilde Zeiten des Umbruchs und geriet schließlich zu einer der größten Filmdiven des Landes: Bis hierhin decken sich die Biografien Iris Berbens und ihres Charakters im ZDF-Drama "Nicht tot zu kriegen", das im Zweiten nun als Hommage an die Grande Dame des deutschen Films ausgestrahlt wird. Denn die Berben vollendet am 12. August tatsächlich bereits ihr 70. Lebensjahr, was man ihr kaum anmerkt. Darin unterscheidet sie sich auch von ihrer Figur, deren Geschichte auf Franz Doblers Roman "Ein Schlag ins Gesicht" basiert. Dobler feierte die Verfilmung bereits: "Das ist der Hammer!"

Simone Mankus, so der Name der alternden Diva, hat im Gegensatz zu Berben ihre besten Jahre längst hinter sich, widmet sich bisweilen ausführlich dem Alkohol und suhlt sich meist im Ruhm der Vergangenheit. Wehmütig schaut sie sich liebend gern auf der Couch Ausschnitte aus ihren alten Filmerfolgen an. Der Clou dabei: Es handelt sich um echte Szenen aus Berbens frühen Werken – beispielsweise aus Klassikern wie "Supergirl", Klaus Lemkes "Brandstifter" und Willy Bogners "Stehaufmännchen". Jenes nostalgische Augenzwinkern ist es, das den Film von Nina Grosse zur ganz besonderen Ehrerweisung macht.

"So viele Details, Anekdoten und Stimmungen passten so wunderbar zu Iris, dass die Dinge zwangsläufig ihren Lauf nehmen mussten", erläutert die Regisseurin und Autorin die Entstehungsgeschichte ihres Films – der auch einer "über das Alter und das ewige Abschiednehmen, das damit einhergeht" ist. Die laut Grosse "amüsante Puzzlearbeit, bei der ich nahezu alle Filme von Iris gesehen habe", hat sich gelohnt: Es ist ein Stück Fernsehen geworden, das Berbens Leichtigkeit, Münchens früheren Flair sowie einen kritischen Blick aufs Filmgeschäft spielerisch vereint.

Stalker macht ihr ihr Alter zum Vorwurf

Zwar gibt sich Mankus extravagant und selbstmitleidig, doch teilt die fiktive Schauspielerin auch einige Charaktereigenschaften mit Berben: Beide besitzen einen entzückenden Humor und eine grundlegende Lebensfreude, beide sind sozialisiert im aufregenden München der 60er- und 70er-Jahre. Auch die damalige Filmszene der bayerischen Metropole wird in der Koprodukton von ZDF und ORF geehrt – ist doch Iris Berbens Karriere untrennbar mit dieser Geschichte verknüpft. Die Anspielungen und Anekdoten im Film sind entsprechend zahlreich. Und: Wenn Mankus Sätze wie "Nichts stimmt mehr" und "Dabei wussten wir mal, wie es geht" sagt, ist das durchaus auch politisch zu verstehen.

Und doch darf bei aller Nostalgie nicht übersehen werden, dass "Nicht tot zu kriegen" vor allem auch Thriller und Kriminaldrama ist. Denn Berbens Figur Mankus wird von einem Stalker bedroht, der ihr tatsächlich ihr Alter zum Vorwurf macht: "Du warst ein goldenes Mädchen – und jetzt bist du alt", lautet eine der gruseligen Botschaften des anonymen Verfolgers, der eine Leidenschaft dafür hegt, entstellte Barbiepuppen in Mankus' Haus, Garten und Garderoben zu hinterlassen. Der Seitenhieb auf die andauernde Diskussion um Berbens Alter und Aussehen – er könnte kaum deutlicher ausfallen.

Zum Schutz seiner Mutter engagiert Jonas Mankus (Barnaby Metschurat), der Sohn der Filmdiva, einen Bodyguard: den ehemaligen Kommissar Robert Fallner, vom Wiener Schauspieler Murathan Muslu mit gewohnter Coolness verkörpert. Minutenlang redet seine Figur am Anfang kein einziges Wort. Doch auch sein Schützling Simone Mankus, die lieber ihr großes Comeback vorbereiten will, verweigert sich der Zusammenarbeit: Sie mag sich beim besten Willen nicht erinnern, welcher ihrer zahlreichen Liebhaber von früher als Stalker infrage kommen könnte.

Die Dynamik des ungleichen Duos spielt der Film gekonnt aus: Hier die glitzernde Diva, die mit dem Alter und dem schwindenden Glanz ("Man muss bleiben, das können die wenigsten") kämpft – dort der in sich gekehrte Ex-Bulle, der mit einem alten Trauma zu kämpfen hat. Einst erschoss Fallner bei einem Einsatz einen jungen Dealer und wurde daraufhin suspendiert. Die Diva und ihr Bodyguard: Beider Leben krachen zusammen, beide vereint eine Schwermut und Melancholie. Kein Wunder also, dass sie sich schließlich nahekommen – was glücklicherweise weitaus weniger kitschig inszeniert ist als in der offensichtlichen Hollywood-Inspiration "Bodyguard".

"Es ist schon lange kein verficktes Spiel mehr", lässt Berben ihre Figur an einer Stelle sagen. Das bezieht sich nicht nur auf das verspielt-verrückte Vorgehen ihres Stalkers, sondern vor allem auf den oberflächlichen Starrummel und das aussehenfixierte Filmbusiness, das in "Nicht tot zu kriegen" nicht nur gefeiert wird, sondern auch sein Fett wegbekommt. In diesem Sinne wird der Genremix aus Drama, Thriller, Krimi und Komödie seiner Hauptdarstellerin, die immer eine große Kritikerin der Verhältnisse war, überaus gerecht. Die bisweilen herrlichen Szenen mit einer blutjungen Iris Berben liefern dabei in ihrer Vermengung von Realität und Fiktion die nötige Sahnehäubchen-Portion Nostalgie.

Geehrt wird die Jubilarin auch im Ersten: An ihrem runden Geburtstag, Mittwoch, 12. August, läuft dort um 20.15 Uhr der Film "Mein Altweibersommer" – ebenfalls mit Iris Berben in der Hauptrolle.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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