Film in der ARD

"Wie gut ist deine Beziehung?": Komödie nimmt keine Fahrt auf

von Claudia Nitsche

Wenn ein guter Regisseur mit einem tollen Schauspieler-Team eine spannende Frage bearbeitet, sind die Weichen gestellt für einen neuen Lieblingsfilm. Doch "Wie gut ist deine Beziehung?" schleppt sich auf ausgetretenen Pfaden vorwärts und lässt sowohl Humor als auch Ernsthaftigkeit vermissen.

ARD
Wie gut ist deine Beziehung?
Komödie • 10.08.2020 • 20:15 Uhr

Der Regisseur Ralf Westhoff ist kein Mann der vielen Filme, doch er hat sich gleich mit seinem ersten ein Denkmal gesetzt. 2006 präsentierte er "Shoppen" – über Speeddating. Durch die toll in Szene gesetzten Schauspieler wurde der pointenreiche Film zum Geheimtipp, und die Karriere von Julia Koschitz ging danach so richtig los. In der Free-TV-Premiere "Wie gut ist deine Beziehung?" (2019) ist Koschitz erneut in einem Westhoff-Film mit von der Partie und erneut geht es um Paarbeziehungen: Eigentlich perfekte Voraussetzungen für die Beziehungskomödie im Ersten, die sie allerdings gekonnt in den Sand setzt.

Westhoff erzählt von dem langjährigen Paar Steve (Friedrich Mücke) und Carola (Julia Koschitz). Die beiden kommen mit ihrer Koch- und Sofaroutine eigentlich ganz gut klar. Sie sind ein eingespieltes Team, das aber ins Wanken gerät, weil einerseits sein guter Freund Bob (Bastian Reiber) verlassen wird und andererseits Optimierer den bequemen Steve im Berufsleben auf die Probe stellen. Eine Demütigung, die an ihm nagt, und außerdem mag er sowieso keine Veränderungen.

Nebenbei hat Bobs Ex-Freundin einen um einiges älteren Mann auserkoren, einen Tantra-Lehrer (Michael Wittenborn). Klischee eins: Der Neue hat was mit Yoga zu tun und ist daher einfühlsam. Das finden beide Männer, Bob und Steve, unheimlich und wenden sich Klischee zwei zu: Fühl dem Yoga-Typen auf den Zahn. Inkognito soll Steve "mal eine Stunde nehmen", und man weiß, jetzt geht es los mit den Verwicklungen. Carola wird misstrauisch, die beste Freundin (Maja Beckmann) pikt gerne in die Wunde, während Steve feststellt, dass der Neue ein netter Kerl ist, von dem er vielleicht profitieren könnte in Sachen Beziehungsauffrischung.

Die Idee, jenen älteren Herrn auf die eigene Freundin anzusetzen, ist leider so einfallslos wie viele Dinge im Verlauf der Handlung. Für Carolas Entwicklung fällt dem Drehbuch nichts anderes ein als Schuhkauf und ein Friseurbesuch. Auf anstrengend naive Art und Weise bewegt sich die Komödie von einem Hindernis zum nächsten, nimmt weder sich selbst noch die Anwesenden ernst und ist doch viel zu dröge inszeniert. Regisseur und Drehbuchautor Ralf Westhoff nimmt zu keinem Zeitpunkt Fahrt auf, stellt Singles und Menschen, die in Beziehungen leben, ebenso als Fremdkörper gegenüber wie Männer und Frauen.

Julia Koschitz zeigt erstaunlich wenig Mimik, und auch der sonst oft überragende Friedrich Mücke ("Russendisko", "Ballon") bleibt hier erstaunlich blass. Einzig Michael Wittenborn macht noch das Beste aus seiner Rolle. Es ist verwunderlich, dass Regisseur Westhoff in Kombination mit diesem Cast ein so halbgares Werk abliefert, bei dem eigentlich jeder Gag steckenbleibt. Strukturlos, gekünstelt und spaßfrei geht es in Richtung Happy End, und alle dürfen bleiben, wie sie sind.

Dass Julia Koschitz es auch ganz anders kann, bewies sie erneut im ebenfalls 2019 entstandenen Familiendrama "Weil du mir gehörst", in dem sie als manipulative Mutter ihrem Kind den Kontakt mit dessen Vater verwehrt. Für diese Leistung wurde sie im selben Jahr mit dem Preis für Schauspielkunst beim Festival des deutschen Films ausgezeichnet.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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