Biopic bei ARTE

"Paula": drei Bilder und ein Baby

von Eric Leimann

Paula Modersohn-Becker wollte in ihrem Leben drei gute Bilder malen und ein Kind bekommen. "Paula" ist ein schmerzvoll-sinnliches Porträt über die deutsche Malerei-Revoluzzerin mit einer tollen Hauptdarstellerin.

ARTE
Paula
Drama • 27.03.2019 • 20:15 Uhr

"Mein Leben soll ein Fest sein. Ein kurzes, intensives Fest", sagt Paula Modersohn-Becker (Carla Juri, "Feuchtgebiete") in diesem Biopic über das Leben der deutschen Expressionismus-Vorreiterin. Tatsächlich verstarb die Malerin früh, mit 31 Jahren, in der Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen. Christian Schwochows Film über die unangepasste Malerin, den ARTE nun erstmals im Free-TV zeigt, wäre wohl nicht annähernd so reizvoll geworden, hätte er ihn als klassische Revue bedeutender Lebensstationen inszeniert. Stattdessen verdichtete Schwochow "Paula" (2016) auf sechs Jahre und besetzte die Hauptrolle mit einer Schauspielerin, die so verblüffend unerwartet spielt, wie die Titelheldin malte.

Drei gute Bilder wollte sie in ihrem Leben malen und ein Kind bekommen. Paula Modersohn-Becker, deren Leben kurz nach der Geburt dieses Kindes endete, hat ihren Lebensplan übererfüllt. In einer kurzen Karriere erschuf sie rund 750 Gemälde und etwa 1.000 Zeichnungen, die zum Bedeutendsten zählen, was die Kunst des frühen 20. Jahrhunderts hervorbrachte. Ihre Radikalität, die eigenen Gefühle in Gesichtern, Körpern und Formen wiederzugeben, galt um 1900 herum als lächerlich bis obzön.

"Paula" erzählt die Liebesgeschichte eines Paares, das heute die gleichen Probleme haben könnte: Die Frau ist beruflich frustriert, dazu fasst sie ihr eigentlich sensibler Mann (Albrecht Abraham Schuch) aufgrund eines Traumas nicht an. So trägt die lebensdurstige Paula nach einem Zeitsprung von fünf Jahren jenen Schatten im Blick, der sie nach Paris aufbrechen lässt. Hier findet ihre künstlerische und sexuelle Befreiung statt – aber sie bringt Paulas geistige und physische Gesundheit auch an die Grenzen dessen, was ein Mensch noch ertragen kann. Die Beziehung zu Otto scheint verloren.

Dass der Film den Geschichts- und Zeitreport in eine lustvolle, schmerzliche Reise verwandelt, ist vor allem das Verdienst Carla Juris. Ihre Malerin ist schillernd, sexy, schmerzvoll und albern. Sie tut unerwartete Dinge, sie nervt, ist ungerecht und hat clowneske Züge. Kurz: Sie benimmt sich wie eine junge, hochtalentierte Künstlerin voller ambivalenter Gefühle für Kunst und Leben.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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