Ein grandios gespielter Tatverdächtiger, zwei völlig übermüdete Polizisten und ein Hauptdarsteller, der krankheitsbedingt ausfiel: Was war los im "Tatort" aus dem Schwarzwald? Und geht es deutschen Kriminalpolizisten wirklich so mies?
Worum ging's?
Drei Tote – ein Unbekannter, der in einer Hütte verbrannt ist, und ein Tennislehrer, der zusammen mit seiner Schülerin erschossen wurde: Das war die Ausgangslage von "Damian". Die völlig überarbeiteten und übermüdeten Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Luka Weber (Carlo Ljubek) versuchten 90 Minuten lang, die beiden Taten zusammenzubringen. Ganz am Ende war dann klar: Damian (Thomas Prenn), einer der Hauptverdächtigen, war selbst der Tote in der Hütte. Der psychisch schwer kranke Student hatte sich selbst mit Benzin übergossen und so das Leben genommen. Aufgeklärt wurde das erst in der letzten Minute – und dürfte so manchen Zuschauer verwirrt zurückgelassen haben. Ein "Mindfuck", wie man ihn selten im "Tatort" erlebt.
Warum spielte Hans-Jochen Wagner nicht mit?
Das hatte es in der langen "Tatort"-Geschichte noch nie gegeben: Im Frühjahr musste Kommissarsdarsteller Hans-Jochen Wagner wegen einer verschleppten Virusinfektion die Dreharbeiten zu "Damian" abbrechen. Offenbar wurde Wagner mehrere Monate außer Gefecht gesetzt. Im Film wird das Fehlen des Hauptdarstellers mit einem "richtig komplizierten" Bruch erklärt, den sich Kommissar Friedemann Berg beim Skifahren zugezogen habe.
Wer war der neue Kommissar?
Ersetzt wurde Wagner durch Carlo Ljubek als Interimskommissar Luka Weber. Für die Drehbuchautoren Lars Hubrich und Stefan Schaller scheinbar kein Problem: "In der Realität ist es so, dass Kommissare nicht immer mit demselben Partner gemeinsam ermitteln", erzählen sie. Ljubek, geboren 1976 in Bocholt (NRW), spielte Anfang des Jahres eine Hauptrolle im Kinofilm "Luna" und war in den letzten Jahren immer wieder in der Primetime zu sehen – etwa im Loveparade-Drama "Das Leben danach". Nach seiner Schauspielausbildung an der Münchener Otto-Falckenberg-Schule arbeitete sich der Spätstarter (er war erst mit 21 Jahren das erste Mal im Theater – als Zuschauer!) in die erste Garde deutscher Bühnenstars vor. Derzeit gehört er zum Ensemble des Hamburger Schauspielhauses.
Wer spielte die Rolle des Damian?
Er ist die große Entdeckung dieses Films: Thomas Prenn, der den psychisch kranken Studenten Damian spielt. 24 Jahre ist er jung, hat gerade erst die Schauspielschule abgeschlossen. Prenn spielte Damian mit einer schier unglaublichen Intensität, der man sich nicht entziehen konnte. "Thomas ist ein enorm intelligenter und sehr reifer Schauspieler, obwohl er erst am Anfang seiner Karriere steht", erzählen die Drehbuchautoren. "Er bereitet sich intensiv vor, gerade zu dem Thema Schizophrenie hat er viel recherchiert. Bei allem Talent ist er sehr bescheiden und hat sich mit absoluter Demut und Hingabe der Figur Damian genähert. Wir glauben, von Thomas wird man noch viel hören."
Sind unsere Polizisten wirklich so überarbeitet?
In wohl keinem "Tatort" zuvor wurde so viel gegähnt wie in diesem. Klare Sache: Tobler und Weber waren hoffnungslos überarbeitet. Und auch ihre Kollegen – etwa die Rechtsmediziner, die sich mehrere Tage Zeit ließen mit der Untersuchung der verbrannten Leiche – waren mehr als überfordert. Sieht so der Polizeialltag in Deutschland aus? Tatsächlich häuften die Beamten im vergangenen Jahr 22 Millionen Überstunden an, wie Statistiken der Gewerkschaft der Polizei (GdP) belegen. In den Jahren zuvor waren die Zahlen ähnlich erschreckend. Die Gründe dafür sind vielfältig: Personalmangel, Großveranstaltungen wie der G20-Gipfel in Hamburg oder Mehrbelastung durch die steigende Migration. "Die Überlastung der Polizei ist ein Sicherheitsproblem", warnte GdP-Bundesvorsitzender Oliver Malchow in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Ermittler müssen auch Zeit haben zu ermitteln."
Wie geht es weiter mit dem Schwarzwald-"Tatort"?
Hans-Jochen Wagner ist nach seiner Virus-Infektion längst wieder auf den Beinen und konnte für den vierten "Tatort" aus dem Schwarzwald wieder vor der Kamera stehen. "Für immer und dich" heißt der Film (Buch: Magnus Vattrodt, Regie: Julia von Heinz), dessen Titel offenbar einem Rio-Reiser-Song entlehnt ist. Ausgestrahlt wird der Film voraussichtlich im Frühjahr 2019.
Quelle: teleschau – der Mediendienst