Sarah Connor in "Terminator: Dark Fate"

Linda Hamilton: "Das sind Momente, die ich nie vergessen werde"

von Rachel Kasuch

Vor 35 Jahren gelang Linda Hamilton als Sarah Connor in "Terminator" der große Durchbruch in Hollywood. Jetzt ist sie zurück in ihrer legendären Rolle. Ein Gespräch über "Terminator: Dark Fate", gefährliche Filmdrehs und Actionszenen mit 63.

James Cameron ist schuld. Der Mann, der bei den ersten beiden "Terminator"-Filmen (1984 und 1991) Regie führte, ließ einfach nicht locker. Denn er wollte Linda Hamilton unbedingt dabei haben in "Terminator: Dark Fate" (Kinostart: 24. Oktober), jenem neuen Teil der Sci-Fi-Saga, den er nun unter der Regie von Tim Miller produzierte.

"Dark Fate" schließt da an, wo "Terminator 2 - Tag der Abrechnung" einst endete, und ignoriert die Fortsetzungen, die in der Zwischenzeit gedreht wurde. Für Linda Hamilton, 63, ist der neue Film eine Rückkehr: zurück zu ihrer legendären Rolle, zurück zu ihrem Ko-Star Arnold Schwarzenegger – und zurück nach Hollywood, das sie längst verlassen hatte. Im Interview erzählt Linda Hamilton, warum sie sich auf all das eingelassen hat – und wie sie sich einst beim Dreh des ersten "Terminator"-Films in Lebensgefahr begab.

prisma: Linda Hamilton, was hat Sie dazu bewogen, nach so vielen Jahren noch einmal einen "Terminator"-Film zu drehen?

Linda Hamilton: James Cameron hat mich angerufen. Ein Mal, ein zweites Mal und dann ein drittes Mal (lacht). Ich muss gestehen, ich bin nicht gut darin, Anrufe zu erwidern. Ich mache das nicht absichtlich, aber irgendwie lebe ich in meiner eigenen Welt. Beim dritten Mal sagte er: "Ruf mich zurück, es ist wichtig. Es geht um einen Job." Später teilte er mir mit, dass sie darüber sprechen, einen neuen "Terminator"-Film zu drehen, mit einem super Regisseur und einer tollen Produktionsfirma. Er sagte auch, dass sie sich ein bisschen für den letzten Teil schämen würden und nun versuchen wollten, es wieder gutzumachen.

prisma: Wie lange hat es gedauert, bis Sie zugesagt haben?

Hamilton: Ich glaube, es waren sechs Wochen. Da war eine Familienangelegenheit, um die ich mich zuerst kümmern musste. Doch ich dachte die ganze Zeit über das Angebot nach. Irgendwie konnte ich mich nicht wirklich entscheiden. Manchmal ist es nicht gut, in die Vergangenheit zurückzukehren. Ich bin aus Los Angeles weggezogen, und ich würde auch nie wieder zurückwollen, denn das würde bedeuten, dass mein Umzug damals ein Fehler gewesen wäre. Ich wusste nicht, ob ich das Hollywood-Leben nach New Orleans schleppen wollte, in meine neue Heimatstadt. Deswegen war ich mir auch nicht sicher, ob es gut wäre, in die "guten, alten" Sarah-Connor-Zeiten zurückzukehren. Aber dass James Cameron involviert war, hat mich neugierig gemacht.

prisma: Und dann haben Sie zugesagt?

Hamilton: Ich musste mir erst einmal darüber klar werden, ob ich mein bisheriges, relativ normales Leben aufgeben wollte. Ich befürchtete, dass ich mich wegen 15 Minuten Ruhm vielleicht sogar wieder vor den Leuten verstecken müsste. Außerdem wollte ich Sarah Connor gerecht werden und hatte Angst, es zu versauen. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich alte Frau es überhaupt noch schaffen würde, so viel zu trainieren, dass ich die Erwartungen der Fans erfüllen könnte. Aber ich glaube, ich habe es gerade noch hinbekommen (lacht).

prisma: Wie haben Sie trainiert?

Hamilton: Wir haben uns darauf konzentriert, Muskeln auf- und Fett abzubauen. Ich habe einiges an Fett verloren, doch ab einem gewissen Alter ist es schwer, Muskelmasse aufzubauen. Wir haben es mit Hormonen versucht, aber das funktionierte nicht, und ich wollte sie auch gar nicht nehmen. Gott sei Dank hatte ich einen super Trainer, der sich extrem gut auskennt. Er heißt Mackie Shilstone und ist berühmt dafür, Profisportler zu trainieren. Er arbeitet viel mit professionellen Football-Spielern. Shilstone konzentriert sich auf den Körpermechanismus und trainiert genau da, wo die Kraft aus dem Inneren kommt. Das ist ein gewaltiger Unterschied zum reinen Arbeiten mit Gewichten.

prisma: Das muss eine tolle Erfahrung gewesen sein.

Hamilton: Das war es. Shilstone ist ein kleiner Mann, ein bisschen älter als ich und nicht viel stärker. Wenn Sie ihn auf der Straße sehen, würden Sie nie darauf kommen, dass er ein Fitness-Guru ist. Als er wusste, dass er mit mir trainieren würde, hat er täglich mehrere Stunden damit verbracht, zu studieren, wie ein älterer Körper die gleiche Leistung wie ein jüngerer Körper bringen kann. Er hat mir einen gezielten Ernährungsplan erstellt, mit allem, was mein Körper brauchte. Natürlich alles unter ärztlicher Aufsicht. Ein orthopädischer Chirurg stand auf Abruf bereit, nur im Falle eines Falles. Ich fragte mich schon, wie schlimm es wohl werden würde, wenn wir das benötigen (lacht). Zusätzlich hatte ich einen Ernährungsberater, einen Pilates-Lehrer und einen Physiotherapeuten. Ein ganzes Jahr lang machte ich genau das, was Mackie von mir forderte. Mein gesamter Lebensstil hat sich dadurch geändert.

prisma: Als die Dreharbeiten vorbei waren, waren Sie sicherlich erleichtert ...

Hamilton: Das können Sie laut sagen. Ich will Mackie nie wieder in meinem Leben sehen (lacht). Nein, Spaß beiseite, ich habe direkt, nachdem der Film im Kasten war, einen ganzen Kirschkuchen verschlungen!

prisma: Können Sie sich noch daran erinnern, was Sie alles machen mussten, um damals die Rolle im ersten "Terminator"-Film zu ergattern?

Hamilton: Das war eine endlose Prozedur. Sie gaben uns ein Datum und brachten verschiedene Schauspieler und Schauspielerinnen zusammen, die gemeinsam einen Screen-Test machen mussten. Mehrmals wurde hinterher gesagt: "Sorry, der Schauspieler war katastrophal, wir müssen einen neuen ausprobieren." Das zog sich so lange hin, bis Arnold irgendwann keine Zeit mehr hatte, weil er anderen Verpflichtungen nachgehen musste. Also wurde das ganze Projekt auf Eis gelegt, bis Arnold den anderen Film, an dem er damals arbeitete, abgedreht hatte. Das war der aufwändigste Casting-Prozess, den ich jemals mitgemacht habe.

prisma: Aber es hat sich gelohnt.

Hamilton: Auf jeden Fall. Damals brodelte die Gerüchteküche: Angeblich hatten sie sich gegen Jennifer Jason Leigh entschieden, als sie mir die Rolle gaben. Jedes Mal, wenn ich heute Jennifer sehe, sage ich zu ihr: "Du hättest Sarah Connor sein können!" Darüber denke ich immer noch nach. Komisch, wie das Leben manchmal einen Weg einschlägt, der alles verändert. Dann, kurz vor Drehstart, brach ich mir den Fuß. Es war kein schlimmer Bruch, aber ich hatte mir zusätzlich drei Bänder gerissen. Dazu gibt es nicht mal eine tolle Geschichte: Ich bin einfach beim Laufen in meinem Garten blöd aufgetreten und umgeknickt (lacht). Es sah schlimm aus, geschwollen und in sämtlichen Blautönen. Ich versuchte es zu verstecken und ging nicht mal zum Arzt. Ich dachte, wenn ich meinen Fuß hoch lagere und ununterbrochen Eis drauflege, dann wird es von alleine heilen.

prisma: Hat das geklappt?

Hamilton: Nein, natürlich nicht (lacht). Was für eine Dummheit von mir. Als die Produktion davon erfuhr, brachten sie mich sofort zum Arzt. Der sagte mir sofort, dass Ruhe vollkommen falsch war und ich meinen Fuß hätte bewegen sollen. Damals hätte mich das fast die Rolle gekostet. Ich schwor den Produzenten, dass ich es trotzdem schaffen würde. Die ersten paar Drehwochen humpelte ich. Täglich wurde mein Fuß ganz eng bandagiert, damit er stabil war und ich laufen konnte. Ich habe es gerade so hingekriegt. Das war haarscharf.

prisma: War das nicht gefährlich?

Hamilton: Doch, besonders bei einer Szene, in der ich den verletzten Kyle Reese (gespielt von Michael Biehn, d. Red.) trug. Es ging bergab, und ein Lastwagen verfolgte uns. Regisseur James Cameron sagte zu mir: "Falls du stürzt, roll dich nach rechts ab. Der Lastwagen kann wegen des Abhangs nicht rechtzeitig bremsen." Ich lief also den Berg runter, trug jemanden, und ein Fuß tat höllisch weh. Ich wollte einfach nur stehenbleiben. Doch mir war klar, dass ich mich jetzt nicht vom Lastwagen überfahren lassen kann. Vor allem, weil ich noch die Verantwortung für jemand anderen trug. Ich schaffte es, gerade so (grinst). Das sind Momente, die ich in meinem Leben sicherlich nie vergessen werde.

prisma: Apropos vergessen: Wie war es für Sie, Arnold Schwarzenegger jetzt wiederzutreffen?

Hamilton: Es war toll. Arnold wollte immer, dass ich nach den Dreharbeiten noch mit ihm abhänge, aber ich war jedes Mal so fertig, dass ich nur noch lesen und mich ausruhen wollte. Aber ich war auch so glücklich, Arnold wieder um mich zu haben. Er ist bezaubernd! Erst als ich ihn wiedergesehen habe, wurde mir bewusst, wie stark ich ihn als Freund lieb gewonnen und vermisst habe. Ich wollte gar nicht mehr aufhören, ihn zu umarmen!


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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