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"Twin": Surferkrimi mit "Game of Thrones"-Star Kristofer Hivju

von Eric Leimann

Ein Surfer, der nicht erwachsen werden will, übernimmt das bürgerliche Leben seines verstorbenen Zwillingsbruders.   "Game of Thrones"-Star Kristofer Hivju in einer Doppelrolle.

ARD
Twin
Miniserie • 05.01.2021 • 23:05 Uhr

Selbst wenn man den Namen Kristofer Hivju noch nie gehört haben will – wer einmal das Gesicht des hünenhaften Norwegers mit der roten Zottelmähne gesehen hat, vergisst es so schnell nicht. Der 42-jährige Schauspieler "vertrat" sein Land im internationalen Ensemble von "Game of Thrones" in der Rolle des lebensfrohen Nordmannes Tormund Riesentod. Deutlich weniger Menschen dürften ihn in Ruben Österlunds preisgekröntem Filmdrama "Höhere Gewalt" in einer prägnanten Nebenrolle in Erinnerung haben – übrigens einer der tollsten Arthausfilm-Geheimtipps, die der internationale Streamingmarkt so hergibt. Kristofer Hivju hat sich in seiner Heimat längst den Status eines Superstars erspielt, weshalb der Mann mit der ausdrucksstarken Mimik in der achtteiligen Krimi-Drama-Serie "Twins" nun gleich zwei Hauptrollen spielen darf. Doch – wie geht das?

Die Zwillingsbrüder Erik und Adam (Hivju) haben sich vor langer Zeit entfremdet. Als junge Männer machten die beiden Draufgänger das Nordic Surfing vor der malerischen Kulisse der Lofoten-Inseln populär. Während Erik nun auch mit 40 immer noch den Traum des in den Tag hineinlebenden Strandhängers leben will, hat sich Bruder Adam längst für eine bürgerliche Existenz entschieden. Mit Ehefrau Ingrid (Rebekka Nystabakk) managt er eine florierende Ferienanlage. Die beiden haben eine Teenagertochter und einen Sohn im Kindergartenalter. Als Eriks antikes Wohnmobil auf der Flucht vor einem Geldeintreiber von der Straße abkommt, scheint es, als wäre der klamme Surflehrer tödlich verunglückt. Stattdessen sucht er unerkannt Hilfe bei seinem Bruder und dessen Familie, deren Leben bald ziemlich durcheinandergerät.

Acht Folgen à 45 Minuten lässt sich die Miniserie "Twin" Zeit, um alte Geheimnisse der beiden einst unzertrennlichen Surferbrüder aufzudecken und ein kriminalistisches Versteckspiel in der Gegenwart aufzulösen. Wer auf schlüssige, vielleicht sogar realistische Krimis steht, sollte lieber anderswo auf die Suche gehen. Die an sich reizvolle Story von Kristoffer Metcalfe (auch Regie) mäandert arg konstruiert um ein Drama, das im Verborgenen bleiben soll – wobei im Fernsehen der letzten Jahre abseits des Kinderprogramms selten so unglaubwürdig gelogen wurde wie hier. Ob die Polizei der Lofoten wohl direkt aus Charakteren der Ostfriesenwitze heraus rekrutiert wurde?

Schade ist die erzählerische Schwäche des Kern-Plots vor allem deshalb, weil ansonsten vieles an dieser Serie stimmt. Die raue, weite Landschaft der traumhaften Lofoten ist wunderbar fotografiert (Kamera: Magnus Flåto und Runar Sørheim) und die Geschichte um einen 40-jährigen Surfer, der auf tragikomische Weise das Erwachsenwerden verweigert, wird von Kristofer Hivju in der ersten halben Stunde durchaus anrührend umgesetzt. Überhaupt, Kristofer Hivju! Der Mann hat einfach eine Energie, bei der man mitgehen muss. Nicht umsonst sorgte er selbst in den düstersten Momenten von "Game of Thrones" für erheiternd positive Momente und war sogar furchtlos genug, der riesenhaften Brienne von Tart den Hof zu machen.

Schade, dass die Filmemacher – um Headwriter Metcalfe formiert sich auch mithilfe deutschen Geldes ein Team von Autoren und Regisseuren – ihrem kriminalistischen Versteckspiel keinen adäquaten Spannungsbogen basteln konnten, das die interessanten Figuren, tollen Landschaften und wunderbaren Surfbilder im Eiswasser erzählerisch besser zu Geltung gebracht hätte. Das Erste setzt "Twin" jeweils in Doppelfolgen am Mittwoch (6.1., 23.35 Uhr), Freitag (8.1., 23.45 Uhr) und Samstag (9.1., 23.55 Uhr) fort. Über die ARD-Mediathek ist die norwegische Serie bereits seit 18. Dezember abrufbar.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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