"Im Rausch der Sterne"

"Über die Grenze": Krimi für Feinschmecker

von Julian Weinberger

Drei Maskierte fallen in einem Sternerestaurant ein. Polizist Niko Sander erschießt einen der Täter. Schnell kommt der Verdacht auf, dass in dem Restaurant krumme Geschäfte laufen.

ARD
Über die Grenze – Im Rausch der Sterne
Kriminalfilm • 20.02.2020 • 20:30 Uhr

Ein fein säuberlich geschnittenes Lachsfilet, der Teller daneben wird noch fix mit einer Blume dekoriert, dazu ein kunstvoll drapiertes Dessert, bei dem es fast zu schade ist, dass es bald in einem der hungrigen Mäuler verschwindet: Zu Beginn des neuen Films aus der ARD-Krimireihe "Über die Grenze", "Im Rausch der Sterne", läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Genießen darf die exquisiten Leckereien aber nur Niko Sander (Carlo Ljubek), Chef der deutsch-französischen Polizeieinheit, der seine Verlobte Franziska (Picco von Groote) ins Nobelrestaurant "Coq coloré" ausführt. Als jedoch drei maskierte Gangster das Restaurant überfallen, ist es um die traute Zweisamkeit geschehen.

Die halsbrecherische Aktion läuft schnell aus dem Ruder, auch wegen Sanders siebtem Sinn. Weil er ahnt, dass aus der Küche Ungemach droht, greift der Polizist ein – und erschießt eine Täterin. Deren Komplizen können sich zwar aus dem Staub machen, verlieren aber bei einer wilden Verfolgungsjagd ihre Beute: Trüffel, Kaviar und eine Menge Bargeld. Laufen unter dem Tresen des Gourmettempels also krumme Geschäfte? Darauf deutet jedenfalls alles hin, erst recht als Sander und seine Kollegen Yves Kléber (Philippe Caroit) und Leni Herold (Anke Retzlaff) herausfinden, dass der resolute Chefkoch Michel Leroy (Aaron Paul) eine bewegte Vergangenheit hat.

Der neue Stern am Gastrohimmel kommt nämlich wie die Täter aus dem Straßburger Problembezirk Neuhof, über den Yves urteilt: "Einmal Neuhof, immer Neuhof." Dazu passen auch die strahlend blauen Augentropfen, eine neue Trenddroge, die sich die Täter vor ihrem Überfall verabreicht haben. Licht ins Dunkel soll einmal mehr Leni bringen, die sich als Spülhilfe undercover in das "Coq coloré" einschleust. Dort bleiben ihre Nachforschungen aber nicht lange unentdeckt. Während die undurchsichtige Restaurantleiterin Silke Steiner (Lana Cooper) Lunte riecht, gerät der Fall für Sander persönlicher, als ihm lieb ist.

Neben den klassischen Krimifällen sind es seit Beginn der "Über die Grenze" auch immer die Traumata der ermittelnden Beamten, die einen wichtigen Stellenwert in der Filmreihe einnahmen. War im letzten Film "Racheengel" Lenis Verlust ihres Vaters im Mittelpunkt, ist es nun Sander, der damit zu kämpfen hat, die Täterin erschossen zu haben. Immer wieder flackern die Bilder der Tat auf und wiegen gepaart mit dunklen Erinnerungen aus der Kindheit des Beamten schwer auf seinen Schultern. Irrationale Entscheidungen und spontane Gefühlsausbrüche sind die Folge, erst recht, nachdem seine Verlobte Franziska (Picco von Grote) ins Visier der Kriminellen gerät.

Was den Fall an sich angeht, packt Regisseur und Drehbuchautor Michael Rowitz im Vergleich zum Vorgängerfilm einiges drauf. Nach und nach offenbaren gerade die Verdächtigen Facetten, die manche Annahmen der Zuschauer ad absurdum führen. In Kombination mit dem temporeichen Fall, der in einem blutigen Ende kulminiert, beinhaltet der 90-Minüter fast alle Zutaten, die sich der anspruchsvolle Krimifeinschmecker wünscht.

Auf dem Weg zum Sterneniveau stolpert "Im Rausch der Sterne" nur, weil die Frage nach den wahren Drahtziehern im zwielichtigen Drogengeschäft unbeantwortet bleibt. Vielleicht sparen sich die Macher den großen Aha-Effekt aber auch für einen weiteren Einsatz von Sander, Herold und Co. auf – oder um im Gastrosprech zu bleiben: Erst das perfekte Dessert rundet ein ambitioniertes Menü gelungen ab.

Über die Grenze – Im Rausch der Sterne – Do. 20.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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