"Kommt nicht in Frage"

"Weltspiegel"-Verschiebung bei der ARD vom Tisch

von Maximilian Haase

Die Verschiebung des "Weltspiegel" auf einen anderen Sendeplatz wird diskutiert – und löst eine weitreichende Debatte aus. ARD-Programmdirektor Volker Herres reagierte nun auf ein Protestschreiben von Redakteuren und Journalisten.

Das gibt es selten: Ein TV-Format soll auf einen anderen Sendeplatz verschoben werden – und das Senderpersonal läuft gegen die Entscheidung Sturm. So geschehen jüngst beim ARD-"Weltspiegel", gegen dessen geplante Ausstrahlung zu einem früheren Zeitpunkt am Sonntagabend Redakteure und Journalisten mit einem Schreiben an Programmdirektor Volker Herres protestierten. Der reagierte nun – und erklärt in einer öffentlichen Mitteilung: "Eine Vorverlegung des 'Weltspiegel' auf einen Sendeplatz um 18.30 Uhr" komme führ ihn "nicht in Frage". Herres betont: "Wir sind uns in der ARD der Bedeutung und des Stellenwertes der Auslandsberichterstattung und unseres einzigartigen Korrespondentennetzes sehr bewusst." Deshalb wolle man "diesen Trumpf künftig noch deutlicher ausspielen. So wie wir es beispielsweise mit der Einführung der 'Weltspiegel-Reportage' und der aktuellen Marke 'Weltspiegel extra' bereits getan haben."

Dazu gehöre "aber auch die zeitgemäße Weiterentwicklung des Formates und die Entwicklung eines attraktiven, vernetzten redaktionellen Angebotes für die lineare wie für die nonlineare Welt. Daran werden wir mit den zuständigen Auslandsredaktionen konstruktiv arbeiten, mit dem Ziel die Akzeptanz und die Reichweite unseres Angebotes zu steigern", so Herres. Der ARD-Programmdirektor erklärte, wie die Debatte losgetreten wurde: Intern würden nach dem Ende der "Lindenstraße" verschiedene Varianten diskutiert, das Programmschema des Sonntags ab April 2020 neu zu gestalten. Eine dieser Varianten habe "zu öffentlichen Diskussionen um den 'Weltspiegel' geführt. Die 'Sportschau' könnte am Sonntag vor der 'Tagesschau' aufgrund der Rechtesituation und des zeitlichen Ablaufs bestimmter Sportereignisse ein deutlich attraktiveres Angebot bieten als auf ihrem derzeitigen Sendeplatz. Das würde eine neue Platzierung unseres Auslandsmagazins erfordern."

Dass das mit ihm nicht zu machen ist, dürfte die Protestierenden beruhigen. Das Protestschreiben an Herres und die neun Intendanten der ARD trug die Unterschrift so prominenter Namen wie NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz, ZDF-Anchorman Claus Kleber oder ARD-Hauptstadtstudioleiterin Tina Hassel. Auch Veteranen wie Fritz Pleitgen und Ulrich Wickert sind mit dabei. In dem gepfefferten Brief, der dem "Handelsblatt" vorliegt, heißt es unter anderem: "Anstatt die Informationsprogramme 'Bericht aus Berlin' und 'Weltspiegel' zu stärken, indem man sie zum Beispiel verlängert oder ihnen einen guten Vorlauf verschafft, werden sie in den vorliegenden Planungen zeitlich nach vorne verlegt und damit marginalisiert."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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