Zu Halloween

Faszination des Gruselns: die besten Horrorfilme

27.10.2022, 14.55 Uhr
von Marcus Italiani
Michael Myers ist der gruselige Protagonist der "Halloween"-Filmreihe.
Michael Myers ist der gruselige Protagonist der "Halloween"-Filmreihe.  Fotoquelle: picture alliance / Jordan Strauss/Invision/AP | Jordan Strauss

Schon immer hatten die Menschen das unerklärliche Bedürfnis, sich zu gruseln und das Fantastische, Unerklärliche zu erforschen. Die Filmindustrie bedient diese Neigungen mit dem Genre der Horrorfilme. Welche Filme, Regisseure und Stars prägten das Genre besonders? Und was sind eigentlich die besten Horrorfilme aller Zeiten? Pünktklich zu Halloween gibt's hier die Antworten auf diese Fragen.

Bei Horrorfilmen geht es darum, bei den Zuschauern durch fiktive Handlungselemente, erzählerische Stilmittel und filmische Effekte Grusel zu erzeugen. Man unterscheidet zwischen subtilen Filmen, in denen sich der Schrecken langsam und über psychische Mechanismen entwickelt, und plakativen Splatter- oder Slasherfilmen, in denen es darum geht, möglichst deutlich Gewalt in all ihren Facetten zu zeigen.

Welche Horrorfilme prägten das Genre besonders?

Der Horrorfilm begleitet die Filmgeschichte seit ihrer Entstehung als Genre. Bereits kurz nach der Erfindung des Stummfilms wurden die ersten Horrorfilme gedreht. Frühe Klassiker des Genres sind beispielsweise Wegeners "Der Golem, wie er in die Welt kam" (1920), Wienes "Das Kabinett des Dr. Caligari" (1920) oder natürlich Murnaus "Nosferatu" (1922). In den 30er- und 40er-Jahren prägten die Hollywood-Produktionen mehr und mehr das Genre. Zumeist waren berühmte englische Schauerromane des 18. Jahrhunderts Vorbilder für die filmischen Adaptionen. So kamen "Frankenstein", "Dracula", oder "Dr. Jeckyll und Mr. Hyde" zu jener Zeit auf die Kino-Leinwände. Mit Boris Karloff, Bela Lugosi oder auch Gloria Stuart etablierten sich erste Stars der Gruselfilme. Vor allem Karloff war so erfolgreich, dass die Drehbuchautoren kaum hinterherkamen, damit die Studios ihm Film um Film anbieten konnten. Ähnliches geschah in späteren Jahrzehnten mit Vincent Price, der in den 60er-Jahren in den Poe-Adaptionen "House Of Usher" und "Masque Of The Red Death" glänzte und bis weit in die neuere Filmgeschichte hinein das Genre dominierte. Gleiches gilt für Christopher Lee, der mit "Dracula" (1958) wohl die Rolle seines Lebens fand, an der er immer gemessen wurde. Natürlich spielte auch oft der Teufel eine entscheidende Rolle in vielen Horrorfilmen. Im Kampf Himmel gegen Hölle waren besonders "The Exorcist" (1973) und "Das Omen" (1976) so beeindruckend gruselig wie erfolgreich.

Waren bis weit in die 60er-Jahre hinein eher Filme, die auf berühmten Romanvorlagen basierten, die Schlager der Gattung, so bildete George A. Romeros "Night Of The Living Dead" (1968) eine echte Zäsur. Romero brach mit seinem Zombie-Epos nicht nur mit den Konventionen, möglichst aufwendige Kostüme und Special Effects zu verwenden. Er ließ die Untoten auch erstmals nicht als von Voodoo-Zauber verhexte Wesen durch die Straßen ziehen, sondern aus sich selbst heraus dem unbändigen Willen zu töten und zu fressen folgen. Der mit Minimal-Budget gedrehte Streifen sorgte seinerzeit für blankes Entsetzen und inspirierte andere Regisseure dazu, es ihm gleichzutun und noch blutigere Werke zu schaffen. Die Reihe der Zombie-Filme, die von Romero beeinflusst wurden, zieht ihre Blutspur durch die gesamten 80er und 90er-Jahre. Ihre Popularität schlägt sich auch in Michael Jacksons Musikvideo zum Song "Thriller" nieder, das mit großem Aufwand von Regisseur John Landis in Szene gesetzt wurde.

Gleichzeitig entstanden mit dem "Slasher" und dem "Splatter-Film" neue Subgenres, die sich auf die exzessive Darstellung von Gewalt und das Zeigen der grauenhaftesten Tötungen, Verstümmelungen und Verwundungen spezialisiert hatten. Vor allem italienische Regisseure wie Mario Bava ("Im Blutrausch des Satans" - 1971), Ruggero Deodato "Cannibal Holocaust" (1980) oder Lucio Fulci ("Ein Zombie hing am Glockenseil" - 1980) sorgten hier für Furore. Aber auch ein deutscher Filmemacher wie Jörg Buttgereit ("Necromantic", 1987) oder sein dänischer Kollege Lars von Trier ("Antichrist, 2009) überbieten sich gerne in ekelhaften Darstellungen.

Mehrteilige Slasher-Filme wie "Halloween" (ab 1978), "Freitag der 13." (ab 1980) oder "A Nightmare On Elm Street" (ab 1984) wurden in den späten 70ern und 80er-Jahren regelmäßig zu Straßenfegern. Splatterfilme hingegen sorgten eher für den Erfolg der Videotheken und reizten die Möglichkeit, dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, bis zum Ende aus. Manche Filme wie die drei Teile der "Evil Dead"-Reihe (ab 1981) wirkten dabei zunächst unfreiwillig und dann offen so komisch, dass ein Regisseur wie Peter Jackson noch einen draufsetzte und sich einen Spaß daraus machte, die ultrabrutale Gewalt in Filmen wie "Bad Taste" (1987) oder "Braindead" (1992) so überzeichnet wirken zu lassen, dass man von Horrorsatiren sprechen kann.

"The Walking Dead" machte Zombies zum Mainstream

Im 21. Jahrhundert traten schließlich mit "The Walking Dead" und "Fear The Walking Dead" Serienformate den Siegeszug im Mainstream an, die 30 Jahre früher auf dem Index gelandet wären. Vier Jahrzehnte Zombie-, Splatter- und Slasher-Filme hatten den Weg für den Erfolg geebnet. Noch einen drauf setzen solche Filme, die Splatter und subtilen Psychothriller so kreuzten, dass man kaum mehr hinsehen mochte. Erfolgreichstes Beispiel einer solchen Kombination: "Zwei" (2021).

Interessant ist das Phänomen der interkulturellen Verflechtung. Vor allem Musikgenres entstanden analog zu den Filmerfolgen. So waren es die Anhänger der Gruft- und Gothic-Szene, die besonders die Friedhofsromantik schätzten, die sich von den Gothic Novels des 18. Jahrhunderts bis hin zu den klassischen Vampirfilmen zog und die Tragik der untoten Seelen musikalisch und optisch darstellten. Gleiches gilt für den Ende der 80er, Anfang der 90er entstandenen Death Metal, der nicht nur akustisch mit tiefer gestimmten Gitarren und gurgelnden Gesangslauten ein Äquivalent zu den Splatterfilmen sein wollte, sondern auch lyrisch auf den Spuren wanderte, die Drehbuchautoren und Regisseure der bekannten Werke ausgelegt hatten.

Zu Beginn der 2000er-Jahre sorgte die Technik des "unzuverlässigen Erzählens" (unreliable narration) für eine erneute Revolution des Horrorfilms. Werke wie "Sixth Sense" (1999), "The Others" (2001) oder "The Village" (2004) schufen eine ganz neue Dimension der Handlungsvermittlung, die keiner blutigen Darstellung mehr bedurfte, um dennoch maximal zu erschrecken.

Daneben gibt es noch weitere Sub-Genres. Filme, die sich um den Horror mit mutierten Tieren oder Aliens drehen, fesseln die Zuschauer ebenfalls. "Tarantula" (1955) oder "Jaws" (1975) und "Alien" (1979) sind hier die Standards.

Ab den 80er-Jahren etablierten sich Filme, in denen sich vor allem Gruppen von Jugendlichen in Gefahr brachten und zu Opfern von Traumjägern, Slashern und Monstern aller Gewichtsklassen wurden ("Nightmare On Elm Street", "Scream", "Ich weiß noch, was du letzten Sommer getan hast", "Es")

Zur Jahrtausendwende mehrten sich halb-dokumentarische Filme im Fahrwasser von "Blair Witch Project" (1999), in dem ein paar Jugendliche die Suche nach einer Hexe filmen und der Kino-Zuschauer das ganze Geschehen durch den Kamerasucher wahrnimmt. Kurz: Das Horror-Genre ist einfach eins der vielfältigsten und buntesten der Filmgeschichte.

Welche Horrorfilme waren besonders erfolgreich?

Der wirtschaftlich erfolgreichste Horrorfilm aller Zeiten ist "Jaws", bei uns bekannt als "Der weiße Hai" (1975) von Steven Spielberg. Er spielte 1,154 Milliarden US-Dollar ein. Knapp unter der Milliarde blieb "The Exorcist" (1973), während die Komödie "Ghostbusters" (1984) 614 Millionen Dollar an den Kinokassen einfuhr und "The Sixth Sense" (1999) mit Bruce Willis es immerhin auf knapp 519 Millionen Dollar brachte. Fast 410 Millionen Dollar erwirtschaftete die Horror-Komödie "Gremlins" (1984), was aber wohl eher an der großartigen Inszenierung Joe Dantes als an der hanebüchenen Story gelegen haben dürfte.

Welche Regisseure stehen besonders für das Genre?

Hier wären natürlich die bekannten Hollywood-Größen Joe Carpenter, David Lynch, George A. Romero, Wes Craven oder Tobe Hooper zu nennen. Aber auch Steven Spielberg, Peter Jackson oder Stanley Kubrick mischten bereits ordentlich im Genre mit. Die italienischen Kult-Regisseure sind Mario Bava, Lucio Fulci und Dario Argento. Aber auch junge Wilde wie David F. Sandberg oder Lars von Trier sind durchaus erfolgreich.

Welche Sub-Genres gibt es bei Horrorfilmen?

Es gibt den "normalen" Horrorfilm, in dem sich die Handlung vor allem um übernatürliche Phänomene wie Besessene, Vampire oder verwunschene Orte oder Häuser dreht. Daneben gibt es Slasher-Filme, in denen meist Serienkiller ihr Unwesen treiben. Splatter- und Gore-Filme sind vor allem darauf aus, das Innerste im wahrsten Sinne des Wortes nach außen zu kehren. Zombiefilme bilden ein eigenes Genre. Die Untoten, die lebende Menschen fressen, sind nicht nur gruselig, sondern auch eine wandelnde Gesellschaftskritik: Kapitalismus, Umweltkatastrophen und knebelnde Systeme werden hier aufs Korn genommen. Horror-Komödien nehmen besondere Klischees des Genres auf die Schippe, während Science- Fiction-Horror in einer fernen Zukunft spielt. Filme, die auf unzuverlässigem Erzählen beruhen, schocken mit dem plötzlichen Erkennen der Wahrheit, pseudo-dokumentarische Filme wie "Blair Witch Project" sollen den Grusel durch das Vorgaukeln realer Begebenheiten erzeugen. Underground-Produktionen geht es in erster Linie um provokante Darstellung.

Die zehn besten Horrorfilme aller Zeiten nach Meinung der prisma-Redaktion

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