Die Macher von Pixars "Elio": "Ich habe mir immer gewünscht, entführt zu werden"






"Unser kleiner Junge wird entlassen in die Welt": Im legendären Pixar-Studio in Emeryville bei San Francisco sprechen die Macherinnen hinter dem neuen Animationsfilm "Elio" über Außerirdische, Einsamkeit und warum es okay ist, ein bisschen seltsam zu sein.
Regisseurin Domee Shi gewann einen Oscar, Madeline Sharafian wurde nominiert, Produzentin Mary Alice Drumm zählt zu den prägenden Kräften bei Pixar – jetzt haben sich diese drei zusammengetan, um mit "Elio" ein neues Kapitel aufzuschlagen. In ihrem ersten gemeinsamen Animationsfilm erzählen sie eine zutiefst persönliche Geschichte über Außenseiter, Mut, Fantasie – und die Frage, was uns im Universum verbindet.
Die drei bitten zum Gespräch im legendären Pixar-Studio in Emeryville bei San Francisco, wo Shi, Sharafian und Drumm einst als Praktikantinnen begannen und heute an der Spitze eines internationalen Kreativteams stehen. "Elio" ist dabei weit mehr als ein visuelles Abenteuer: Der Film ist ein Statement über Zugehörigkeit, Vielfalt und emotionale Stärke.
"Elio" erzählt von einem schüchternen Jungen, der versehentlich zum intergalaktischen Botschafter der Erde wird – und sich plötzlich mit außerirdischen Wesen, galaktischem Chaos und seiner eigenen Unsicherheit konfrontiert sieht. Dabei lernt er: Man muss nicht perfekt sein, um außergewöhnlich zu sein. Der Film ist soeben in den deutschen Kinos gestartet.
"Wir waren als Kinder ein bisschen 'weird'"
"Unser kleiner Junge wird entlassen in die Welt", sagt Sharafian und lacht. "Er wurde entführt – jetzt wird er von allen gesehen." Die Frage, die Elio stellt, ist universell: "Sind wir allein?" Regisseurin Shi antwortet mit einer berührenden Szene: "Ein Alien sagt zu Elio: 'Ich mag dich, du wirkst okay auf mich.' Das ist genau das, was jedes einsame Kind – oder jeder einsame Erwachsene – hören möchte."
Für Mary Alice Drumm war eine ganz einfache Zeile besonders bedeutend: "Okay, bye. I love you." Ein Satz, der sich durch den Film zieht – und lange nachhallt.
Alle drei Frauen erinnern sich an ihre eigene Kindheit. "Ich war das künstlerische, etwas schräge Kind, das lieber gezeichnet hat, als auf Partys zu gehen", sagt Sharafian. "Und heute erzählen wir genau davon – von dem Gefühl, anders zu sein, aber genau dadurch wertvoll." Shi ergänzt: "Ich habe mir immer gewünscht, entführt zu werden – zu einem Ort, wo Leute wie ich sind. Heute arbeite ich bei Pixar. Und ich glaube, das ist genau dieser Ort."
Madeline Sharafian beschreibt es so: "Viele bei Pixar haben einen ähnlichen Hintergrund: Wir waren als Kinder ein bisschen 'weird', haben uns mit Kunst beschäftigt, weil wir keine Clique hatten – und genau diese Geschichte erzählen wir jetzt." Und weiter: "Zeig, wer du bist! Zeichne, was du liebst – nicht das, was andere sehen wollen! Dann wirst du deine Leute finden. Weird trifft weird – und du findest deine echten Freunde."
Domee Shi ergänzt: "Wenn du dich allein fühlst, dann weiß: Du bist nicht allein in diesem Gefühl. Wie Elio musst du den Mut haben, ein Signal zu senden – an jemanden, der vielleicht genau darauf wartet."
Der eigene Sohn als Inspiration
Auch VFX-Supervisorin Claudia Chung Sanii bringt ihre Perspektive als Mutter ein: "Mein zwölfjähriger Sohn hat mich inspiriert. Wenn Olga Elio umarmt, dachte ich: So sieht das bei uns zu Hause aus." Die visuelle Umsetzung sei für sie ein Spiel mit Licht, Gravitation und Emotionen gewesen – oft entstanden große Ideen aus kleinen Zufällen.
Set-Supervisor David Luoh beschreibt die Gegensätze, die Elio erlebt: "Auf der Erde ist alles brutalistisch, leer, grau. In der Communiverse wird es farbenfroh, lebendig, schwebend. Das reflektiert Elios Entwicklung." Und persönlich? "Einsamkeit kennt jeder. Auch als Erwachsener. Manchmal ist man mitten in einer Menschenmenge und fühlt sich trotzdem allein. Der Film zeigt: Du bist nicht allein."
Was viele nicht wissen: Im Abspann von Pixar-Filmen tauchen regelmäßig bis zu 1.200 Namen auf – auch von Mitarbeitenden, die nicht direkt an Elio beteiligt waren. Vom Animator bis zur Reinigungskraft wird jeder genannt. Ein Zeichen für die gelebte Haltung im Studio, heißt es dazu bei Pixar – und für das, was auch Elio zeigt: Jeder gehört dazu.
Du willst keine News mehr verpassen? Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir dich über die Top-News aus der TV- und Streamingwelt!
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH