Neue Serie

Tom Beck in "Friedmanns Vier": Diese Szene ist ihm besonders in Erinnerung geblieben

27.04.2022, 17.30 Uhr
von Franziska Wenzlick

Mit der Geburt seines Sohnes hat sich Tom Becks Blick auf die Welt verändert. Im Interview spricht der Schauspieler über sein neues Verantwortungsbewusstsein als Vater – und seine neue Serie "Friedmanns Vier".

Ein Familienmensch sei er früher nicht gewesen, erinnert sich Tom Beck im Interview – anders als heute. Grund für den Sinneswandel: seine Ehefrau Chryssanthi Kavazi. Seit 2015 ist der einstige "Alarm für Cobra 11"-Star mit der elf Jahre jüngeren GZSZ-Darstellerin zusammen, im August 2018 folgte die Hochzeit. Rund ein Jahr später, im November 2019, krönte die Geburt des gemeinsamen Sohnes das Liebesglück. Auch in seiner jüngsten TV-Rolle gibt sich Beck gänzlich dem Familienleben hin: In der Dramedyserie "Friedmanns Vier" (ab Mittwoch, 27. April, 20.15 Uhr, wöchentlich in Doppelfolgen bei RTL zu sehen) wird der 44-Jährige zu Mischko Friedmann – einem Vater von drei Teenagern, dessen Leben vom plötzlichen Tod seiner Frau auf den Kopf gestellt wird.

prisma: In "Friedmanns Vier" spielen Sie den Vollblutvater Mischko. Haben Sie sich verändert seit der Geburt Ihres Sohnes?

Tom Beck: Auf jeden Fall! Es ist jetzt jemand da, der nicht ohne mich kann und auf mich angewiesen ist. Wenn man voll und ganz verantwortlich für eine andere Person ist, muss man unweigerlich die eigenen Bedürfnisse sehr weit hinten anstellen.

prisma: Und das gelingt Ihnen?

Beck: Ja. Erstens, weil es nicht anders geht, und zweitens, weil man es auch nicht anders möchte – ich zumindest nicht. Der Fokus verschiebt sich einfach: Es ist meine Aufgabe und Pflicht, für mein Kind da zu sein. Wenn man vorher nur auf sich selbst achtgeben musste, erhält man dadurch einen anderen Blick auf die Welt, auf die Dinge, auf Familie.

prisma: Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Vater aus?

Beck: Dass man es schafft, immer da zu sein, bedingungslos zu lieben und die eigenen Werte mitzugeben, aber gleichzeitig auch Platz für die eigenen Erfahrungen des Kindes zu lassen. Das ist mir wichtig, und ich versuche auch, das einzuhalten. Meine Serienfigur Mischko hingegen scheitert daran häufig.

prisma: Inwiefern?

Beck: Oft glaubt man zu wissen, was das Beste für die Kinder ist, und handelt dann auch nur aus der eigenen Sicht heraus. Wie Mischko: Auch wenn er kein schlechter Vater ist, verhält er sich manchmal sehr eigennützig.

prisma: Wie ähnlich sind Sie dieser Rolle?

Beck: Naja, es unterscheiden uns zumindest schon mal zwei Kinder (lacht). Im Fall von Mischko sind sie ja schon 16, 14 und zwölf Jahre alt. Mein Sohn ist erst zweieinhalb. Da liegen nicht nur ein paar Jahre dazwischen, sondern auch viel, viel Erfahrung. Trotzdem gibt es natürlich so einige Parallelen.

prisma: Und zwar?

Beck: Ich bin auch jemand, der mit Kindern auf Augenhöhe kommunizieren will und kann. Andererseits kann Mischko sehr gut Entscheidungen treffen, ich hingegen gar nicht. Ich bin häufig zu unentschlossen. Deshalb hole ich mir auch gerne Ratschläge von anderen oder werfe einen Blick nach links und rechts, bevor ich handle. Wenn ich mir den perfekten Vater backen könnte, wäre also vielleicht ein Mischmasch aus Mischko und mir nicht schlecht ...

prisma: Wünschen auch Sie sich eine große Familie?

Beck: Mal abwarten. Im Moment ist es sehr schön mit einem Kind, ich kann mir aber auf jeden Fall noch weiteren Nachwuchs vorstellen. Eine konkrete Zahl habe ich allerdings noch nicht im Kopf (lacht). Ich bekomme das bei der Schwester meiner Frau mit, die hat drei Kinder. Mein Cousin auch. Das ist schon ein cooler Haufen! Da ist immer was los.

prisma: Wollten Sie schon immer Kinder?

Beck: Früher konnte ich mir gar nicht vorstellen, mehrere Kinder zu haben. Da dachte ich, wenn überhaupt, reicht eins. Aber: Wenn man dann schon ein Kind gemacht hat, bekommt man Lust auf mehr (lacht).

prisma: Würden Sie sich als Familienmensch bezeichnen?

Beck: Früher war ich nicht wirklich ein Familienmensch. Ich bin in den letzten Jahren aber mehr dazu geworden. Mit 20 zog ich von zu Hause aus und habe seitdem mehr oder weniger mein Ding gemacht. Erst über meine Frau bin ich wieder familiärer geworden. Sie stammt aus einer griechischen Großfamilie. Dort hat Familie noch einen ganz anderen Stellenwert, das hat auch mich verändert.

prisma: Sie selbst sind in einem Dorf in Franken aufgewachsen. Waren Sie dort ein genauso aufmüpfiger Teenager wie Ihre Serien-Kinder?

Beck: Definitiv. Ich hatte schon immer ein gewisses Darsteller-Gen in mir, sodass ich ständig irgendwie auffallen wollte – sei es in der Öffentlichkeit oder in der Schule. Das konnte ich bis zu einem gewissen Punkt noch halbwegs unterdrücken, aber spätestens mit 16 oder 17 sind alle Dämme gebrochen (lacht). Meine schlimmste Phase kam also ein wenig später als bei anderen. Vermutlich, weil mich das behütete Leben auf dem Dorf zuvor noch ein wenig davor bewahrt hat. Spätestens mit 18, als ich in der Schule meine eigenen Entschuldigungen schreiben konnte, war die brave Zeit allerdings vorbei.

prisma: Für die Serie mussten Sie mehrere Monate in München drehen, weit weg von Ihrer Familie in Berlin. Wie war das für Sie?

Beck: Schwierig. Ehrlich gesagt wollte ich das Casting deswegen eigentlich gar nicht machen. Ich habe auch meine Frau gefragt, ob ich überhaupt vorsprechen soll. Nicht, dass ich die Rolle bekomme und am Ende für längere Zeit nach München muss – und so ist es dann eben auch gekommen.

prisma: Wieso haben Sie sich letztendlich doch für das Casting entschieden?

Beck: Da schlagen immer zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits hatte ich eben total Bock auf diese Rolle und freute mich wahnsinnig, als die Zusage kam. Andererseits bedeutete eine Zusage in diesem Fall eben auch, viereinhalb Monate oder fast fünf Monate in München zu drehen und getrennt von der Familie zu sein. Das war natürlich schon hart.

prisma: Wie sind Sie damit umgegangen?

Beck: Ich bin sehr konzentriert bei der Arbeit. Wenn man von morgens bis abends dreht, hat man fast keine Zeit, die Familie zu vermissen. Außerdem stieg ich natürlich, sobald ich am Freitagabend fertig war, sofort in den Zug fuhr zurück nach Berlin. Jedes Wochenende zu pendeln, war für mich selbstverständlich.

prisma: Ihr Sohn wurde wenige Monate vor Beginn der Corona-Pandemie geboren. Wie haben Sie und Ihre Frau die Zeit als frischgebackene Eltern erlebt?

Beck: Ich glaube, für uns war es wesentlich entspannter als für Familien mit älteren Kindern. Ein fünf Monate altes Baby liegt im Prinzip sowieso nur rum und will die Flasche (lacht). Insofern war das für uns wohl am wenigsten herausfordernd. Da zu Beginn der Pandemie auch nichts gedreht wurde, waren meine Frau und ich beide zu Hause. Alles stand still, das haben wir wirklich genossen. Für uns war es gewissermaßen sogar ein Gewinn.

prisma: In "Friedmanns Vier" ist eine solche Idylle eher selten. In der Serie wird eine Familie durch einen Schicksalsschlag – den Tod von Mischkos Ehefrau – hart getroffen. Wie war es für Sie, die oft sehr traurigen Szenen zu drehen?

Beck: Es berührt einen schon. Gerade, weil die Kinder das so toll gespielt haben. Besonders eine Szene am Sarg ist mir in Erinnerung geblieben. Sie steht gewissermaßen für das, was die Seele der Serie ausmacht: Jeder war für sich, und trotzdem waren alle füreinander da. Das war ein spezieller Moment. Das zieht mich aber nicht runter, sondern macht mich eher froh und glücklich darüber, so etwas erleben zu dürfen.

prisma: Sie bezeichnen sich ohnehin als positiven Menschen. Wie gelingt es Ihnen in Zeiten wie diesen, optimistisch zu bleiben?

Beck: Dafür muss ich mich – Gott sei Dank – manchmal gar nicht so anstrengen, weil ich einfach so gepolt bin: Ich sehe die Sonne im Leben und nicht das Graue. Darauf versuche ich mich zu fokussieren. Nicht auf die schlimmen Dinge, die auf der Welt so passieren.

prisma: Sie blenden die Krisen also einfach aus?

Beck: Ausblenden ist vielleicht das falsche Wort, aber ich versuche zumindest, meinen Alltag nicht permanent von solchen schrecklichen Meldungen überschatten zu lassen. Und trotzdem: Auch mir ging und geht es so wie vielen anderen, dass mich zum Beispiel der Krieg in der Ukraine sehr mitnimmt.

prisma: Wie gehen Sie damit um?

Beck: Dass im Jahr 2022 jemand in ein Land einmarschiert mit einer Waffe in der Hand und sagt: "So, ich schieße jetzt auf den anderen, ich knalle ihn ab", weil irgendwelche Despoten am Hebel sitzen – das ist für mich unbegreiflich. Klar, es gibt überall Krieg und nicht nur jetzt. Das macht es aber nicht weniger schlimm. Das zieht mich schon sehr runter, und davor will und kann ich auch nicht die Augen verschließen. Auch, weil ich eben einen zweijährigen Sohn habe.

prisma: Haben Sie das Gefühl, als Vater eine besondere Verantwortung zu haben, was solche Dinge angeht?

Beck: Klar. Ich muss mir ja überlegen, was ich ihm erzählen werde, wenn er mich eines Tages fragt, warum die Welt so ist. Wie soll ich meinem Sohn erklären, warum Menschen aufeinander schießen? Da kann auch ich nicht mehr positiv sein. Es stimmt mich einfach extrem traurig.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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