Rückblick auf sein bewegtes Leben

Trauer um Ulli Potofski: „Deine Wärme, das war einzigartig“

06.08.2025, 14.31 Uhr
Ulli Potofski, bekannt für seine authentische und humorvolle Art, war eine prägende Figur der deutschen Sportberichterstattung. Im Alter von 73 Jahren ist er nach schwerer Krankheit verstorben.
Ulli Potofski (rechts) nahm an der Seite von Profi-Tänzerin Kathrin Menzinger (links) an der neunten Staffel der RTL-Show "Let's Dance" im Jahr 2016 teil.
Ulli Potofski (rechts) nahm an der Seite von Profi-Tänzerin Kathrin Menzinger (links) an der neunten Staffel der RTL-Show "Let's Dance" im Jahr 2016 teil.  Fotoquelle: picture alliance / dpa | Henning Kaiser

Geboren in Gelsenkirchen, begann Ulrich, genannt "Ulli", Potofski seine Medienkarriere als gelernter Koch und Radiomoderator bei Radio Luxemburg, ehe er sich in den 70ern dem WDR anschloss. 1984 wechselte er zu RTL, wo er bald zum Sportchef und Moderator der Sendung „Anpfiff“ wurde – einem neuen, dynamischen Format der Bundesliga-Berichterstattung. Für seine beruhigende, humorvolle und zugleich kurzweilige Moderation wurde ihm 1989 der Bambi als „beliebtester Fernsehmoderator“ verliehen.

Die "menschliche Komponente" prägte seinen Stil

Potofski gelang es, sich als prägende Figur der deutschen Sportberichterstattung zu etablieren. Als Moderator der RTL-Sendung „Anpfiff“ (1988–1992) und später der DSF-Sendung „Auf Schalke“ (1998–2002) begeisterte er die TV-Zuschauer.

Ab 2006 war er ein festes Gesicht für den Sender Sky (vormals Premiere). Vor allem als Reporter am Spielfeldrand begleitete er die Spiele der Bundesliga, 2. Bundesliga und des DFB-Pokals.

Fernab der Fernsehbildschirme schrieb Potofski als Autor zahlreiche Kinderbücher, die den Fußball thematisierten und den Jüngsten seine Werte auf und abseits des Platzes vermittelten („Locke bleibt am Ball“, „Locke stürmt los“ u. v. m.). Die Kleinsten lagen ihm am Herzen. So war er ab 2005 in über 100 Folgen der beliebten Hörspielreihe Teufelskicker als Sportkommentator zu hören.

Als bekennender Fan des FC Schalke 04 brachte der Fußballexperte nicht nur journalistische Neutralität, sondern echtes Ruhrpott-Flair in seine Berichterstattung. Besonders geschätzt wurde die TV-Ikone für seine einfühlsame, humorvolle und herzliche Art, mit der er die „menschliche Komponente“ des Sports vermittelte.

Engagements im Unterhaltungsfernsehen

Potofski zeigte sich in seiner Karriere auch stets offen für neue Formate abseits des klassischen Sportjournalismus‘. 2007 gründete er gemeinsam mit Alexander von der Groeben die Firma Napasai Media, die Hörbücher und Werbefilme produziert.

Als Kommentator der zehnten Staffel von „Big Brother“ und später als Mitwirkender bei der Call-in-Spielshow „GallopStars TV“ wagte er sich in Bereiche, die in der Branche nicht unumstritten waren. Auf kritische Stimmen reagierte er mit Ehrlichkeit: Als freischaffender Journalist könne man sich nicht immer aussuchen, welche Jobs man annehme.

Sein Gespür für Unterhaltung brachte ihm im Jahr 2013 den MIRA Award als „bester Sportkommentator des Jahres 2012“ ein.

Auch das Tanzparkett betrat er: 2016 nahm Potofski an der neunten Staffel von „Let’s Dance“ teil. Obwohl er bereits in der ersten Folge ausschied, kehrte er nach dem verletzungsbedingten Aus von Franziska Traub zurück. Mit viel Sympathie tanzte er sich in die Herzen des Publikums - und schließlich bis in die neunte Show.

Worte der Zuversicht

Vor nur wenigen Wochen, am 31. Juli, sprach Potofski in seinem Podcast „Herz, Seele, Ball“ über seinen Krankenhausaufenthalt: „Ich bin wieder in meinem Krankenhaus gelandet, werde hier hoffentlich gut versorgt…“

Am 6. Juli veröffentlichte er auf Instagram ein gemeinsames Foto mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Nadja, verbunden mit einer emotionalen Liebeserklärung: „In guten wie in schlechten Zeiten… Danke – auf die nächsten Jahre in Liebe und Zuversicht!“ – nur wenige Wochen vor seinem Tod.

Reaktionen zu seinem Tod

Der Verlust des beliebten Sportreporters löst großes Bedauern in der Fußballwelt und weit darüber hinaus aus.

Das Medienhaus RTL ehrte die Sportreporter-Ikone als „ein Gesicht der ersten Stunde“ und „Lockenkopf des Sportfernsehens“.

Der Sender Sky würdigte ihn als „außergewöhnlichen Journalisten“, der die Sportberichterstattung mit Kreativität, Humor und Engagement bereichert habe.

Der Verein FC Schalke 04 betonte, dass Potofski „mit Pioniergeist die neuzeitliche Fußballberichterstattung mit angestoßen“ habe – und nannte ihn „ein echtes Kind von Schalke“.

„Let’s Dance“-Juror Joachim Llambi erinnert an seine Show-Teilnahme vor neun Jahren. „Dein Humor, dein Charme, deine Wärme, das war einzigartig“, schreibt der sonst so distanzierte Tanz-Experte. Potofski sei „einer meiner absoluten Lieblingskandidaten“ gewesen, offenbart Llambi.

Das Vermächtnis eines Publikumslieblings

Ulli Potofski war mehr als nur ein Kommentator – er war ein Geschichtenerzähler, der über Jahrzehnte hinweg Menschen begeisterte und mit seiner Stimme Emotionen transportierte. Seine Ruhrpott-Authentizität, seine Warmherzigkeit und sein unaufdringlicher Humor machten ihn zu einem Publikumsliebling. Auch, weil er die Verbindung von Leidenschaft und Professionalität meisterte – und dadurch die deutsche Sportberichterstattung nachhaltig prägte.

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