Wenn das Leben aussichtslos erscheint

Kritik zum Sky-Drama "A Good Person": Lohnt sich der Film?

27.04.2023, 13.52 Uhr
von Julian Weinberger

"Scrubs"-Star Zach Braff ist zwar durch Komödien bekannt geworden, kann jedoch noch deutlich mehr: In seinem neuen Filmdrama "A Good Person" bricht eine Familie nach einem schlimmen Unfall nach und nach auseinander. Besonders die begabten Darsteller tragen den Film.

Allisons (Florence Pugh) Leben scheint perfekt zu sein. Das liegt allen voran an Nathan (Chinaza Uche), mit dem sie eine Beziehung wie aus dem Bilderbuch führt, die schon bald mit der Hochzeit ihren vorläufigen Höhepunkt finden wird. Die Ausgangslage, die auch Stoff für eine romantische Rom-Com hergeben würde, stellt Regisseur Zach Braff ("Scrubs – Die Anfänger") dann aber komplett auf den Kopf. Auf dem Weg zum Brautmodenladen verursacht Allison einen verhängnisvollen Unfall, bei dem Nathans Schwester und dessen Ehemann versterben.

In der Folge zerbricht im Sky Original Drama "A Good Person" (ab 29. April, Sky) zunächst Allisons Beziehung zu Nathan, dann verfällt sie zunehmend einem tiefen Sog aus Selbstmordgedanken und Tablettensucht. Auf dem Tiefpunkt ihres Daseins muss sich Allison in einer Bar von ehemaligen Mitschülern erniedrigen lassen, um ihren Tequila bezahlen zu können. "Ich bin ein verdammter Junkie", lassen sie beiden Männer die einstige High-School-Belleza sagen.

Die Selbsthilfegruppe als Lebensretter?

Auf Bestreben ihrer Mutter Diane (Molly Shannon) ringt sich die gebrochene junge Frau dazu durch, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen, eine professionelle Therapie ist finanziell nicht stemmbar. Dort findet sie völlig überraschend in Nathans Vater Daniel (Morgan Freeman), einem trockenen Alkoholiker, einen Zuhörer. Doch der Greis, der auf seine Weise um seine tote Tochter trauert, hat auch sein Päckchen zu tragen – und muss obendrein für seine Enkelin Ryan (Celeste O'Connor) sorgen.

Zach Braff verdiente sich vor allem dank seiner Rolle in der Kult-Sitcom "Scrubs – Die Anfänger" seine Meriten. Auch als Filmemacher schlug er bisher eher komödiantische Wege ein, etwa zuletzt als Regisseur einzelner Episoden von Serien wie "Ted Lasso" und "Shrinking". Trotz bisweilen eingestreuter humoristischer Elemente beweist Braff im feinfühlig erzählten und behutsam inszenierten Drama "A Good Person", dass er auch anders kann.

Florence Pugh spielt groß auf

Besonders das Leiden von Hauptfigur Allison, das zum Glück nur ganz selten plakative Szenen beinhaltet, geht an die Nieren. Das liegt vor allen Dingen an Florence Pugh, die nach ihrer Oscar-Nominierung für ihren Part in "Little Women" (2019) einmal mehr groß aufspielt. Die Verzweiflung in ihren Augen, ein Zucken der Mundwinkel – schon mit kleinsten mimischen Regungen zieht die Schauspielerin das Publikum in den Bann.

Daneben changiert Morgan Freeman, mittlerweile 85 Jahre alt, gekonnt zwischen verständnisvollem Senior, strengem Großvater und gebrochener Vaterfigur. Bei all dieser Qualitäten ist es fast bedauerlich, dass es "A Good Person" nicht auf die Kinoleinwand geschafft hat.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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