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"wissen aktuell: Der tödliche Unterschied": Kann das Geschlecht zum Gesundheitsrisiko werden?

27.04.2023, 09.30 Uhr
von Hans Czerny

Kann das Geschlecht zum Gesundheitsrisiko werden? – Oft werden geschlechtsspezifische Krankheiten nicht rechtzeitig oder gar nicht erkannt. Alte Klischees bestimmen die Therapie. Das kann unter Umständen tödlich sein.

3sat
wissen aktuell: Der tödliche Unterschied
Dokumentation • 27.04.2023 • 20:15 Uhr

Kann das jeweilige Geschlecht – männlich oder weiblich – zum Gesundheitsrisiko werden? Häufig werden geschlechtsspezifische Krankheiten und deren Ausformungen von Medizinern nicht erkannt, auch die Forschung hinkt da hinterher. So werden etwa Krebsmedikamente Frauen nicht verschrieben, weil sie auf männliche Patienten ausgerichtet sind. Aber auch Männer werden bei "weiblichen" Krankheiten vielfach falsch behandelt. Die MDR / 3sat-Doku "Warum das Geschlecht ein Gesundheitsrisiko ist" zeigt, wie gefährlich das Denken in eingefahrenen Gewohnheiten sein kann.

Männliche Modelle in der Medizin

Der Film aus der 3sat-Reihe "wissen aktuell" zeigt Forschende und Ärztinnen und Ärzte, die eine neue, gerechtere Medizin entwickeln. In der Sendung "Der tödliche Unterschied" kommen Patientinnen und Patienten zu Wort, die gegenwärtig mit Krebs oder schwerer Depression zu kämpfen haben. Sie erklären, inwiefern ihr Geschlecht und dessen Nichtbeachtung bestimmend für ihr Schicksal sein kann.

Die Klischees stecken tief und haben eine lange Geschichte. So beklagt die Anatomin Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät in Halle, die Vorherrschaft des männlichen Körpers in der Lehre. Die Mehrzahl von Präparaten und Modellen zeige Männer, ebenso herrschten in aktuellen Lehrbücher männliche Körper vor. – Noch immer wird hauptsächlich an männlichen Körpern geforscht. So bleibt unerwiesen, ob ein bestimmtes Krebsmedikament auch bei Frauen wirksam sein kann. Der Gender-Data-Gap, also die geschlechtsspezifische Datenlücke, hätte eine Herzinfarkt-Patientin beinahe umgebracht. Die Ärzte erkannten ihre Symptome zunächst nicht.

"Wir sehen, dass Frauen andere Ursachen von Herzinfarkten haben, Verkrampfungen der Gefäße oder aber Längseinrisse der Gefäße oder stressinduzierte Herzerkrankungen. Damit können wir viel schlechter umgehen, weil wir weniger Studien dazu haben, viel weniger Daten, und wir viel weniger wissen, wie wir die Menschen behandeln müssen", erklärt dazu die Kardiologin Dr. Vera Regitz-Zagrosek. Sie ist Gründungspräsidentin der Deutschen und der Internationalen Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin und will helfen, die unzulängliche Medizin zu verbessern.

wissen aktuell: Der tödliche Unterschied – Do. 27.04. – 3sat: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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