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Die Streaming-Tipps der Woche: Sofia Vergara als Drogenpatin

22.01.2024, 08.56 Uhr

Bei Netflix gibt es ein Wiedersehen mit "Modern Family"-Star Sofia Vergara. Während Nicole Kidman in "Expats" mit einem tragischen Schicksalsschlag kämpft. Etwas verrückt wird es mit "Beau is afraid". Diese und weitere Streaming-Tipps gibt es hier in der Übersicht. 

Sofia Vergara in eine berüchtigte Drogenpatin. Derweil kämpft Nicole Kidman in "Expats" mit einem tragischen Schicksalsschlag. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.

Vergessen Sie Joaquín "El Chapo" Guzmán und Pablo Escobar, hier kommt Griselda Blanco: In den 70er- und 80er-Jahren baute die Kolumbianerin eines der profitabelsten Kartelle überhaupt in Miami auf. Mit Sofia Vergara in der Hauptrolle erzählt Netflix in der Serie "Griselda" die Geschichte der einflussreichen Patin nach. Was WOW, Prime Video und Co. in den nächsten Tagen sonst noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.

"Griselda", Netflix

"Der einzige Mann, vor dem ich wirklich Angst hatte, war eine Frau namens Griselda Blanco", soll Pablo Escobar gesagt haben. Wenn eine Serie mit einem solchen Zitat eines brutalen Drogenbosses beginnt, dann sollte man sich auf etwas gefasst machen: Die "Narcos"-Macher erzählen mit der sechsteiligen Mini-Serie "Griselda" ab 25. Januar bei Netflix vom Aufstieg und Fall der kolumbianischen Drogenbaronin Griselda Blanco, die in den 1970er-Jahren in Miami mit harter Hand das Drogengeschäft kontrollierte.

Aus einem Kilogramm Kokain baut sie ein Imperium auf: Die von "Modern Family"-Star Sofía Vergara fesselnd gespielte Griselda Blanco ist bei Netflix eine akribische und intelligente Frau. Gleich zu Beginn befreit sich die dreifache Mutter aus den Klauen eines brutalen Ehemanns und zieht nach der Flucht aus Kolumbien in Miami ihr eigenes Ding durch – skrupellos und dadurch erfolgreich.

"Griselda" erzählt eine smarte Underdog-Story, in der Frauen alles erreichen können, in der sie ihren Traum verwirklichen und aus dem Nichts ein Imperium aufbauen können. Mit der Lebenswirklichkeit der Titelfigur hat das nicht besonders viel zu tun, galt die echte Grisela Blanco doch als gewalttätig, unbarmherzig und grausam. Insofern erwartet Serienfans in "Griselda" keine faktentreue Geschichtsstunde, sondern eine temporeich inszenierte Produktion, die bisweilen die Grenze zum übermäßigen Drama überschreitet.

"Expats", Prime Video

Eigentlich gäbe es für Margaret (Nicole Kidman) Grund zu feiern: Anlässlich des 50. Geburtstages ihres Mannes Clarke (Brian Tee) gibt sie eine große Party. Doch es liegen dunkle Schatten über den Feierlichkeiten. Seit einem Jahr vermisst das Ehepaar seinen kleinen Sohn. Wie Gus, dessen Namensnennung allein Margarets akkurat aufgebaute Fassade vermeintlicher Familienharmonie einstürzen lässt, verschwunden ist, legt die neue Dramaserie "Expats" (ab 26. Januar, Prime Video) Stück für Stück offen.

Wer mit Gus' Verschwinden zu tun hatte und welche Auswirkungen die Tragödie auf die Leben der Protagonisten hatte, schildert Regisseurin und Drehbuchautorin Lulu Wang in sechs Folgen. Das nötige Fingerspitzengefühl für tragische Stoffe bewies sie schon 2019 bei ihrem Durchbruch mit dem Kinodrama "The Farewell". Motive von Verdrängung und Trauer finden sich dort ebenso wie nun bei "Expats". Gleiches gilt für die Kontrastierung wohlhabender Milieus mit der Lebenswelt ihrer Diener. Gerade den Schicksalen der weniger Wohlhabenden räumt der rein weibliche Writer's Room von "Expats" in der spielfilmlangen, fünften Episode besonders viel Spielraum ein.

Abgesehen davon taucht das Publikum vor der exotischen Kulisse des pulsierenden Hongkongs in die Geschichten dreier Hauptfiguren ein. Neben Margaret, die das Verschwinden ihres Sohnes völlig aus der Bahn geworfen hat, hat auch ihre Freundin Hilary (Saraya Blue) ihr Päckchen zu tragen. Ihre Ehe ist am Ende und macht ihr ebenso wie ihre Kinderlosigkeit zu schaffen. Mercy (Ji-Young Yoo) hingegen hat mit ihren 24 Jahren die erste Lebenskrise hinter sich, hangelt sich von Aushilfsjob zu Aushilfsjob und knabbert an den Folgen jener Tragödie, um die sich alles in "Expats" dreht: Gus' Verschwinden.

"Sexy Beast", Paramount+

Beziehungen sind selten einfach, zwischen Liebenden sowieso nicht, und auch nicht zwischen Gangstern. Das hat der meisterliche Kultfilm "Sexy Beast" im Jahr 2000 ziemlich brutal gezeigt: Damals wollte der von Ben Kingsley gespielte aufbrausende Gangster Don Logan seinen smarten Kumpel Gal Doves zu einem letzten Coup überreden. Die Sache ging gründlich in die Hose, und man fragte sich, wie die beiden überhaupt Freunde werden konnten. Die Antwort gibt es ab 25. Januar bei Paramount+: "Sexy Beast" ist in Serienform noch verstörender als der Kinofilm.

Anfang der 1990er-Jahre machen sich Gal Doves (James McArdle) und Don Logan (Emun Elliot) in der Londoner Unterwelt einen Namen: der eine als cleverer Charmeur, der andere als unberechenbarer Verprügelknabe. Ihr "Talent" bleibt dem aufstrebenden Gangsterboss Teddy Bass (Stephen Moyer) nicht verborgen: Gal und Don nehmen einen Job für Teddy an und sind fortan gefangen in seinem kriminellen Netz.

Dort könnten sie es sich eigentlich gemütlich machen. Allerdings hat Gal noch einen letzten Rest Gangsterehre im Leib und beginnt obendrein eine Affäre mit der Pornodarstellerin Deedee (Sarah Greene). Doch das tut in der berauschenden, ziemlich wüsten Serie nicht nur seiner Beziehung zu Don gar nicht gut.

"Masters Of The Air", Apple TV+

Wer in die neunteilige Weltkriegsserie "Masters of the Air" (ab 26. Januar) bei Apple TV+ einsteigt, könnte wegen der positiv gestimmten, gutaussehenden jungen Amerikaner im Bild annehmen, einer groß inszenierten Heldengeschichte beizuwohnen. Diese Einschätzung wird der von Steven Spielberg und Tom Hanks mit dem irren Budget von 250 bis 300 Millionen Dollar produzierten Serienwerk auch gerecht. Gleichzeitig ist das Epos der Bomberpiloten im Kampf gegen Nazi-Deutschland auch eine tragische Geschichte, womit nicht nur die unzähligen Opfer der Einsätze auf dem Boden gemeint sind.

Das Nachfolgeprojekt der hochgelobten HBO-Serien "Band of Brothers" (2001) und "The Pacific" (2010) beschreibt den Alltag der 100th Bomb Group. Zwischen 25. Juni 1943 und 20. April 1945 flog sie von ihrer Basis in England aus 8.630 Einsätze. Dabei verlor man 732 Mann und 177 Flugzeuge. Die hohen Verluste gaben der Einheit den Namen "The Bloody Hundredth".

Wer die mit unzähligen TV-Preisen bedachten Vorgängerserien kennt, weiß, dass die an Militärhistorie interessierten Produzenten Steven Spielberg und Tom Hanks in ihrem Projekt versuchen, den Zweiten Weltkrieg aus amerikanischer Sicht möglichst realistisch zu beschreiben. Das bedeutet: Man sieht mit hohem Aufwand inszenierte Schlachten, viel Blut und Verzweiflung, aber auch Heldenmut der Hauptfiguren um Gale Cleven (Austin Butler) und John Egan (Cullum Turner).

"Beau Is Afraid", WOW

Angekündigt hatte Mystery-Horror-Experte Aster ("Hereditary – Das Vermächtnis", "Midsommar") seinen Film "Beau Is Afraid" (ab 22. Januar, WOW) als eine vierstündige "Albtraumkomödie" mit einem Erzählzeitraum von 17 Jahren. Zur Entwarnung sei gesagt: Auf Druck des Filmstudios beträgt die Spielzeit des Films "nur" schlappe drei Stunden. Wer aber dachte, Joaquin Phoenix habe als "Joker" (2019) die Grenzen manischer Schauspielkunst erreicht, wird hier in ganz neue Erfahrungsräume geführt.

Zurechtfinden wird sich dort derjenige am besten, der sich zwischen Es, Ich und Über-Ich nicht so leicht verirrt, wie es dem tragikomischen Antihelden dieser Gruselodyssee selbst widerfährt. Der titelgebende Beau ist ein von Neurosen und Phobien geplagtes Muttersöhnchen. Am Todestag des Vaters begibt sich das um die 50 Jahre alte Nervenbündel auf eine Reise zur Mutter. Unterwegs wird Beau bedroht, verfolgt, angefahren und entführt. Wo die Grenzen zwischen gefühlter Paranoia und erlebter Realität verlaufen, ist unmöglich zu ermitteln, was offenkundig dem experimentierfreudigen Stil des erst 37-jährigen Extremfilmemachers Aster entspricht.

Joaquin Phoenix, der den Angsthelden Beau rückhaltlos ramponiert verkörpert, machte sich schon vor dem Kinostart Sorgen um die psychischen Folgen fürs Publikum. Er warnte, man solle vor Ansicht des Films besser keine Drogen nehmen. Dem ist nicht zu widersprechen. Darüber hinaus wäre im Anschluss an den freudianischen XXL-Psychohorrortrip ein Termin beim Psychoanalytiker vielleicht keine schlechte Ergänzung.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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