Umstrittenes Reportage-Format „KLAR!“ wird fortgesetzt

Es ist derzeit das Aufreger-Format schlechthin im ARD-Verbund: Über das Reportage-Magazin "KLAR!" wurde zuletzt kontrovers diskutiert. Nun aber wurde beschlossen: Die bislang von der Journalistin Julia Ruhs präsentierte Sendereihe wird fortgesetzt. Für 2026 seien weitere "KLAR!"-Ausgaben geplant. Das machten die produzierenden ARD-Sender BR und NDR in einer am Mittwoch verbreiteten gemeinsamen Pressemitteilung bekannt. Die Sendung solle "auch in Zukunft Streitfragen aufgreifen, die in der Mitte der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden".
"Die Vielfalt der Perspektiven in unseren Programmen abzubilden, ist stets unser Ziel", lässt sich NDR-Programmdirektor Frank Beckmann in dem Schreiben zitieren. Die Sendung "KLAR" könne dafür einen Beitrag liefern. Er sei "der Redaktion dankbar, dass sie dieses neue Format auf den Weg gebracht hat", sagte Beckmann. Die Auswertung der drei Pilotfolgen und die vielen Rückmeldungen zur Sendung hätten "viele wertvolle Erkenntnisse gebracht, um 'KLAR' weiterzuentwickeln".
Nach NDR-interner Kritik und Distanzierung: Ersatz für Julia Ruhs gesucht
"Wir freuen uns über die ermutigenden Werte der Medienforschung zu Inhalten und Präsentation unseres neuen Formats 'KLAR' und werden die Reihe mit Julia Ruhs fortsetzen", bestätigt BR-Programmdirektor Thomas Hinrichs. Lob und Kritik nehme man "gewissenhaft zur Kenntnis". Man werde die Sendereihe weiterentwickeln, "wo wir noch besser werden können".
Zuletzt gab es Berichte über starke Widerstände gegen "KLAR" aus Teilen der Redaktion. So hätten sich in einem offenen Brief NDR-Mitarbeitende von der Sendung und ihrer Moderatorin distanziert. Die 31-Jährige, die sich als dezidiert konservative Stimme im öffentlich-rechtlichen Senderverbund zu positionieren versucht, wird künftig nur noch an jenen Ausgaben mitwirken, die vom BR produziert werden, nicht aber in denen des NDR. Dazu heißt es in der Pressemitteilung: "Wer in Ergänzung zu Julia Ruhs die Ausgaben des NDR präsentiert, steht noch nicht fest."
Scharfe Kritik in den Medien: "Tiefpunkt in der Berichterstattung"
"KLAR" war erstmals im April dieses Jahres mit einer Ausgabe zum Thema "Migration: Was falsch läuft" auf Sendung gegangen und hatte ein breites Medienecho ausgelöst. Vielfach wurde das Fehlen journalistischer Standards wie nötiger Differenzierung moniert. Der Verein "Neue deutsche Medienmacher:innen" bezeichnete die Sendung als einen "Tiefpunkt in der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks". Der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann nannte die Reportage-Inhalte "rechtspopulistischen Quatsch".
Demgegenüber habe eine repräsentative Online-Studie "hohe Akzeptanzwerte" beim TV-Publikum für das neue Format hervorgebracht. BR und NDR informieren: "63 Prozent der Befragten geben 'KLAR' die Schulnote 1 oder 2. Unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildung oder regionalen Unterschieden zeigt sich ein durchweg positives Bild." Das Format bediene "den Wunsch nach Meinungsvielfalt sowie klarer Haltung". Zudem werde "KLAR" von den Zuschauern "als glaubwürdige, relevante Programmerweiterung wahrgenommen".
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH