ARD-Serie

"Das Netz: Prometheus": Tobias Moretti zwischen Medikamenten und Menschenexperimenten

17.11.2022, 17.10 Uhr
von Eric Leimann

Tobias Moretti spielt in der österreichisch-britischen Serie "Das Netz: Prometheus" einen Arzt und Ex-Fußballprofi. Ein Jobangebot zieht den Mediziner aus Liverpool in die Machenschaften hinter dem Sport hinein.

ARD
Das Netz: Prometheus
Serie • 17.11.2022 • 22:20 Uhr

Zwei Wochen nachdem die deutsche Serie "Das Netz: Spiel am Abgrund" Menschenhandel und Korruption im Weltfußball thematisierte, folgt nun die österreichisch-britische Serie "Das Netz: Prometheus". Es geht um Bio-Hacking, Medikamente und Menschen-Experimente. "Prometheus" füllt mit seinen acht Teilen à 45 Minuten zwei Primetime-Abende im Ersten. Nach den heutigen Episoden eins bis zwei folgen am Freitag, 18. November, die Folgen drei bis sechs, ebenfalls um 22.50 Uhr sowie am Samstag, 19. November, ab 23.40 Uhr, die Episoden sieben und acht. In der Mediathek ist das Werk bereits komplett zu sehen.

Jobangebot als Ausweg

Georg Trotter (Tobias Moretti) war als österreichischer Fußballprofi in England ein Spieler der robusteren Sorte. Nach dem Karriereende wurde er als Arzt und Dopingjäger "der Bluthund" in seiner Wahlheimat Liverpool gefürchtet. Im Privatleben des rastlosen Gerechtigkeitskämpfers sieht es dunkel aus: Seit einem Autounfall vor zehn Jahren sitzt seine Frau Diana (Angel Coulby) im Rollstuhl. Der gemeinsame kleine Sohn starb damals im Fahrzeug.

Während sich Georg und Diana zwischen teilvernarbtem Verlust und Alltagsstress aufreiben und ihre Beziehung auf der Kippe steht, erhält Georg ein verlockendes Angebot aus der österreichischen Heimat. Sein alter Freund Andreas Müller (Benjamin Sadler) verantwortet dort eine neue, hochmoderne Sportklinik. In ihr sollen junge Fußballtalente nach neusten Methoden vermessen und behandelt werden.

"Ich habe sehr viel Zeit mit Recherche verbracht"

Nachdem Georg und Diana per Privatjet ins Salzburger Land eingeflogen wurden, lernen sie die superreichen Geldgeber und Wissenschaftler des ehrgeizigen Projektes kennen: Das Pharmaunternehmer-Paar Klaus (Peter Lohmeyer) und Clara Flischer (Ina Weisse), den Chinesen Chai Dan (Nicholas Goh) und seine Nichte Anne Hsu (Uisenma Borchu) sowie die schillernde Biochemikerin Edmunda Cerna (Agata Buzek). Während Georg und Diana über einen Neuanfang nachdenken, erhalten sie von einem früheren Teamkollegen Georgs in Liverpool geheimnisvolle Informationen. Noch bevor diese offengelegt werden, ist der Mann tot. Detective Green (Amanda Abbington) von der Liverpooler Polizei ermittelt.

So düster wie viele der undurchsichtigen Gestalten, welche die Serie zu bieten hat, sind auch die Bilder und der Plot des bekannten österreichischen Kreativgespannes Andreas Prochaska (Regie) und Martin Ambrosch (Buch). Sie realisieren gemeinsam unter anderem die "Spur des Bösen"-Filme mit Heino Ferch als Kriminalpsychologe und waren für den gefeierten Heimatfilm-Western "Das finstere Tal" verantwortlich.

Was Autor Ambrosch am Stoff faszinierte, war unter anderem die Hybris von Milliardären und Groß-Investoren, die das Leben selbst zunehmend als – von ihnen – formbaren Spielball begreifen: "Ich habe sehr viel Zeit mit Recherche verbracht, mit Sportjournalisten, Dopingfahndern und Spitzenforschern geredet. Vor allem die massive Finanzierung der Forschung durch Superreiche hat mich fasziniert."

Körper und Geist gottgleich selbst zu formen

Nach Ambroschs Meinung sind diese Menschen "davon überzeugt, dass wir vor einer Revolution des Gesundheitswesens stehen – und dass sie diese Zeitenwende, im Gegensatz zu den meisten von uns, noch erleben werden". Der Serientitel "Prometheus" spielt auf die gleichnamige griechische Sagengestalt an, die den Menschen – fehlerhaft – aus Lehm geformt haben soll und nach einem Konflikt mit Zeus ans Kaukasus-Gebirge gekettet wurde, wo ein Adler von ihrer Leber fraß. Ähnlich martialisch wie diese Marvel-artige Geschichte aus dem griechischen Götter- und Titanenkosmos verhalten sich auch die Protagonisten des Thrillers, der trotz toller Besetzung viel Kälte, Berechnung und auch ein wenig "Thriller-Schema-F" ausstrahlt.

Ein wenig mehr Psychologie und charakterliche Tiefe hätte vielen Figuren gutgetan. Immerhin findet beides im Zentrum der Erzählung – beim Ehepaar Trotter- statt. Tobias Moretti und die englische Schauspielerin Angel Coulby ("Merlin – Die neuen Abenteuer") spielen ihre ambivalente Liebesbeziehung großartig. Ihnen nimmt man ihre Parts als "echte Menschen" ab, was nicht bei allen Figuren der immerhin hochwertig gefilmten Near Future-Erzählung im "Lager-Than-Life"-Modus der Fall ist.

Ja, auch in "Das Netz: Prometheus" geht es ums Fußballgeschäft, doch der Verdacht liegt nahe, dass letzteres, mehr noch als in "Spiel am Abgrund", nur Vehikel für einen größeren Erzählwunsch ist. In der österreichischen Erzählung, die vom jüngst verstorbenen Red Bull-Mogul Dietrich Mateschitz und seinem Medienhaus Servus TV mitfinanziert wurde, geht es um die Hybris des Menschen und darum, seinen Körper und Geist gottgleich selbst zu formen. Am liebsten: für immer.

Das Netz: Prometheus – Do. 17.11. – ARD: 22.20 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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