Ein Fuchs und ein Soldat: Freundschaft im Krieg






Adrian Goigingers dritter Spielfilm 'Der Fuchs' zeigt die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem Soldaten und einem Fuchswelpen während des Zweiten Weltkriegs. Der Film basiert auf den Erinnerungen seines Urgroßvaters und feiert nun seine Free-TV-Premiere bei ARTE.
Die erzählenswertesten Geschichten liefert häufig das Leben selbst. Auch der österreichische Regisseur Adrian Goiginger, Jahrgang 1991, findet hier regelmäßig neue Filmstoffe. Sein preisgekröntes Spielfilmdebüt "Die beste aller Welten" handelt von seiner eigenen Mutter, der es trotz ihrer Heroinsucht gelang, ihm eine schöne Kindheit zu bereiten. Der Nachfolger "Märzengrund" handelt von einem jungen Bauernsohn, der, überfordert von der Zivilisation, für viele Jahrzehnte als Einsiedler in die Berge zieht. Goigingers dritter Kinofilm "Der Fuchs", der nun zur Primetime bei ARTE als Free-TV-Premiere läuft, basiert wiederum auf Erinnerungen seines eigenen Urgroßvaters Franz Streitberger.
1917 in eine kinderreiche Bauernfamilie hineingeboren, wird Franz schon früh ein Trauma zugefügt, von dem er sich nie erholen wird. Aus Not geben seine Eltern (Karl Markovics und Karola Niederhuber) den Achtjährigen zu einem Großbauern, wo er mehrere Jahre als Knecht schuften muss. 1937 verlässt Franz den Bauern und verpflichtet sich beim Bundesheer. Auch hier bleibt er ein Einzelgänger, ein Sonderling in den Augen der Kameraden, der nicht viel redet. Kein Wunder: Dass er von seiner eigenen Familie abgeschoben und in Stich gelassen wurde, hat Franz' Vertrauen und seine Fähigkeit zu zwischenmenschlichen Beziehungen nachhaltig beschädigt.
Wie ein Märchen
1938 wird Franz zur Wehrmacht eingezogen, 1940 als Motorradkurier im Frankreichfeldzug eingesetzt. Kurz vor dem Start findet er im Wald einen verletzten Fuchswelpen: klein, schutzlos und verängstigt – wie er selbst Jahre zuvor. Franz pflegt den Findling gesund und nimmt ihn, in der Satteltasche oder Uniformjacke verborgen, mit in den Krieg. "Ich pass auf, dass dir nix passiert, das versprech ich dir", flüstert er seinem neuen Freund zu, der nicht nur das klaffende Loch in seinem Herzen ein bisschen füllt, sondern ihm endlich einen Sinn gibt und ihn die Schrecken des Krieges besser durchstehen lässt. Etwa ein Jahr lang werden Franz und sein "Füchserl" zusammenbleiben.
So hat es Franz Streitberger, der 2017 im hohen Alter von 100 starb, seinen Enkeln und Urenkeln viele Jahre später erzählt, darunter dem kleinen Adrian Goiginger, der schon früh wusste, dass er einmal Filme drehen wollte. "Der Fuchs war die erste konkrete Filmidee als Teenager", erzählte Goiginger im Interview mit Peter Gutting vom Online-Magazin "film-rezensionen.de". "Für mich waren die Erzählungen meines Urgroßvaters ein Geschenk, weil er 1917 geboren wurde und so viel in seinem Leben erlebt hat. Die Freundschaft mit dem Fuchs ist ja wie ein Märchen, das ein Jahr dauerte, mitten im Krieg. Das war eine Geschichte, die mich schon in sehr jungen Jahren angesprochen hat."
Füchse im Stimmungstief und jede Menge Preise
Als Hauptdarsteller konnte Goiginger Simon Morzé ("Der Trafikant") gewinnen. Zur Vorbereitung verbrachte der Schauspieler zwei Wochen mit den neugeborenen Filmfüchsen, um sie an sich und seinen Geruch zu gewöhnen. Insgesamt wurden zwei erwachsene Tiere und vier Welpen für den Film trainiert. Doch Füchse sind und bleiben Wildtiere mit einem eigenen Kopf, und so musste sich die restliche Filmcrew deren Tagesstimmungen anpassen, wie Goiginger erzählt, regelmäßige Drehverzögerungen inklusive.
Und es hat sich für alle Beteiligten gelohnt. "Der Fuchs" erzählt von Franz' Kindheitstrauma, dem Schrecken des Krieges und von einer ungewöhnlichen Freundschaft immens berührend, ohne je zu sehr in Kitsch oder Pathos zu geraten. Simon Morzé erhielt für sein Spiel neben dem Bayerischen Filmpreis als bester Nachwuchs-Schauspieler 2022 im vergangenen Mai auch den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller. Der Film selbst wurde 2024 mit dem Deutschen Filmpreis in Silber sowie 2023 mit der Romy 2023 prämiert, nicht zu vergessen die zahlreichen Nominierungen für den österreichischen Filmpreis 2023.
Nach einem rein fiktionalen Ausflug in seinem vierten Kinofilm "Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" (Österreichischer Filmpreis 2024 jeweils für Regie und Drehbuch) widmet sich Adrian Goiginger in seinem neuesten Werk erneut einem wahren Schicksal: "Vier minus drei" basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Barbara Pachl-Eberhart, die 2008 ihre Familie bei einem Unfall verlor und sich zurück ins Leben kämpfte. Ein Kinostart steht noch nicht fest.
"Der Fuchs" – Fr. 15.11. – ARTE: 20.15 Uhr
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH