Wenn Reiche kentern: "Triangle of Sadness" auf ARTE






Das ARTE-FilmFestival bietet preisgekrönte Autorenfilme als Free-TV-Premiere. Den Auftakt macht Ruben Östlunds Satire 'Triangle of Sadness', die Kapitalismus und Oberflächlichkeit der Reichen aufs Korn nimmt.
Ab Sonntag, 17. November, zeigt der europäische Kultursender im Rahmen des ARTE-Filmfestivals wieder eine Woche lang Kinofilme als Free-TV-Premiere, die allesamt auf großen Filmfestivals ausgezeichnet wurden. Los geht es bei ARTE mit "Triangle of Sadness". Die bitterböse Satire von Regisseur Ruben Östlund ("Höhere Gewalt") wurde dreimal für den Oscar nominiert und unter anderem viermal mit dem Europäischen Filmpreis sowie der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet. Bereits 2017 holte der Schwede dort den Hauptpreis mit "The Square", ein Film, der ebenso polarisierte und gleichzeitig begeisterte wie "Triangle of Sadness". Rechnete er in Ersterem mit dem Kulturbetrieb ab, geht es nun dem Kapitalismus und dem oberflächlichen, selbstherrlichen Gebaren der Reichen und Schönen an den Kragen.
Der Titel, ins Deutsche übersetzt "Dreieck der Traurigkeit", ist ein Begriff aus der Schönheitschirurgie und bezeichnet die Stelle auf der Stirn, wo Zornes- und Sorgenfalte sich treffen. Schönheit sei ein Kapital, mit dem man es schaffen kann, in der Gesellschaft aufzusteigen, so wie es sonst fast nur Geld oder Bildung können, sagte Östlund im Interview mit dem Magazin "Monopol" zum Kinostart von "Triangle of Sadness".
Das große Kotzen
Zentrale Figuren des Films sind die jungen Models Carl (Harris Dickinson) und Yaya (Charlbi Dean Kriek, die vor der Kinopremiere überraschend an einer bakteriellen Sepsis verstarb). Aufgrund ihres Status als Influencer bekommen sie einen Trip auf einer Luxusyacht gesponsort, den sie sich sonst niemals leisten könnten. An Bord treffen sie auf eine bunte Mischung skurriler Figuren aus Altbonzen und Neureichen, die der armen Crew mit ihrem rücksichtslosen Verhalten und ihren erniedrigenden Forderungen das Leben zur Hölle machen, darunter der russische Oligarch Dimitry (Zlatko Burić) und seine exzentrische Frau Vera (Sunnyi Melles in Höchstform).
Während man nun dem verrückten Treiben an Bord nur staunend und angewidert zusehen kann, braut sich über dem Meer ein Sturm zusammen, der das Schiff dermaßen zum Schwanken bringt, dass das Kapitänsdinner (Woody Harrelson als trunksüchtiger, Marx zitierender Kapitän) schließlich in der wohl einprägendsten Szene des ganzen Films endet: einer Kotzorgie – anders kann man es nicht nennen – für die Ewigkeit. Mit Lust hält die Kamera hier drauf, wo andere beschämt und angeekelt abblenden würden. Typisch Östlund eben. Besonders Sunnyi Melles gibt in dieser Szene alles. "Ich habe niemals eine Schauspielerin getroffen, die willens war, physisch so weit zu gehen", zeigte sich auch der Regisseur beeindruckt.
Wenn der Reichtum plötzlich nichts mehr wert ist
Tags darauf haben sich die See und mancher Magen wieder beruhigt, doch die nächste Aufregung naht: Piraten überfallen das Schiff, es kommt zu einer Explosion – und zum Schiffbruch nur weniger Überlebender. Gestrandet auf einer einsamen Insel, wendet sich das Blatt plötzlich. Denn wie sich zeigt oder vielmehr bestätigt, sind die verwöhnten Bonzen alleine völlig überlebensunfähig. Die einzige, die fischen und kochen kann, ist Abigail (Dolly de Leon), die auf der Yacht als Reinigungskraft arbeitete, und sie ist sich ihrer neuen Macht durchhaus bewusst ...
Zur internationalen Starbesetzung in Östlunds erstem rein englischsprachig gedrehten Film gehört auch Iris Berben als Schlaganfallpatientin im Rollstuhl. Im Anschluss an "Triangle of Sadness" widmet sich ARTE am Sonntag, 17. November, in der Dokumentation "Iris Berben – Ein persönliches Porträt" der Karriere der 74-Jährigen. Weitere Filme, die im Rahmen des ARTE-FilmFestivals gezeigt werden, sind "Holy Spider", "Mehr denn je", "Corsage" und "Die Kairo Verschwörung".
"Triangle of Sadness" – So. 17.11. – ARTE: 20.15 Uhr
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH