Renaissance-Fürstin

Lucrezia Borgia: Die "schlimmste Hure Roms" oder missverstandene Heldin?

16.11.2024, 06.28 Uhr
von Hans Czerny

Die Doku "Die Tochter des Papstes – Lucrezia Borgia" enthüllt das wahre Leben der Renaissance-Fürstin, die als Giftmischerin und "schlimmste Hure Roms" galt. Einblicke in Machtintrigen und historische Fehldarstellungen.

ARTE
Die Tochter des Papstes – Lucrezia Borgia
Doku • 16.11.2024 • 20:15 Uhr

Lucrezia Borgia, 1480 geboren als Tochter des späteren Papstes Alexanders VI., damals Kardinal Rodrigo Borgia, und seiner offiziellen Konkubine Vanozza, wurde nicht zuletzt dank ihrer Schönheit vom Vater mittels mehrfacher Heirat für dynastische Ränkespiele eingesetzt. Der ehrgeizige Spanier, Oberhaupt eines mächtigen Italo-Staates, ließ ihre erste Ehe annullieren, der dritte Mann wurde ermordet. Lucrezia starb nach der Geburt ihres achten Kindes am Kindbettfieber. Höchste Zeit, die "wahre Geschichte" dieser Lucrezia zu erzählen, wie eine Biografin in der opulenten ARTE-Doku "Die Tochter des Papstes – Lucrezia Borgia" es fordert (Buch und Regie: Cuini Amelio Ortiz).

Selbst der intrigante Renaissance-Papst hatte offensichtlich den Shitstorm der üblen Nachrede (Inzest!) und der Fake News damals unterschätzt. Der Buchdruck war soeben erfunden. Was nützte es da, im Brief zu trösten: "Lass die Welt nur die absurdesten Dinge glauben": Der schlechte Ruf war von Gegnern längst in die Welt gesetzt, Mobbing sozusagen ohne Ende und uferlos.

Dabei protestierte Lucrezia selbst gegen ihren Vater. Sie ging ins Kloster, als der ihrem ersten Mann Impotenz bescheinigte und sie damit zur Jungfrau erklären ließ. Einigermaßen glücklich wurde sie allerdings erst mit dem dritten, in dessen Armen sie am 24. Juni 1519 starb. Geblieben sind jede Menge Bilder einer schönen Frau, die "als Frau" herhalten musste für Schuldzuweisungen und Kritik an den Machtintrigen ihres Vaters. Feministinnen dürften ihre Freude an dieser Geschichtskorrektur haben – nicht zuletzt, weil Lucrezia zu allem Überfluss ja auch noch erfolgreich als Geschäftsfrau agierte. Sie verwandelte in Norditalien etwa in großem Ausmaß Sümpfe in fruchtbare Ländereien. Wenn man also dem Film glauben darf, hat die Frauenbewegung dank vielfacher neuer historischer Recherchen da eine neue Heldin gefunden.

Die Tochter des Papstes – Lucrezia Borgia – Sa. 16.11. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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