Mit Martin Rütter

Hundehalterin gibt verzweifelt Hund wieder ab: "Mir tun beide leid"

12.06.2023, 09.18 Uhr
von Simone Deckner

Nach der tauben Hündin Merle läuft auch die Vermittlung von Herdenschutzhund Calito anders als erhofft: Frauchen Anna fühlt sich dem wachsamen Hund draußen überhaupt nicht gewachsen und alarmiert Trainer Marcel Wunderlich: Muss auch Calito wieder zurück ins Tierheim?

Verzweifelter Hilferuf in der aktuellen Folge von "Die Unvermittelbaren – mit Martin Rütter (sonntags, 16.45 Uhr, RTL): Anna Olszwesky wendet sich an Hundetrainer Marcel Wunderlich, will mit ihm dringend über Hund Calito sprechen. Der acht Monate alte Herdenschutzhund ist erst vor einer Woche bei Anna und ihrem Mann Matthias eingezogen. "Anna klang sehr aufgelöst", sagt Marcel Wunderlich, "Matthias ist gerade nicht da, und sie ist mit dem Hund alleine und total verzweifelt. Was genau vorgefallen ist, weiß ich noch nicht. Sie klang auf jeden Fall so, als müsste Calito wieder ausziehen", zeigt sich der Hundetrainer alarmiert.

Beim Besuch wirkt Calitos neue Halterin völlig fertig. Sie erzählt dem Hundetrainer, dass sie große Angst habe – nicht vor dem Hund selbst, sondern vor dem Gassigehen mit ihm. Denn: Draußen reagiert der Herdenschutzhund rassetypisch sehr wachsam und sieht sich als Beschützer. Anna erzählt, dass sie an einem Mann vorbei gehen wollte, als Calito heftig in die Leine sprang. Der Mann ging daraufhin mit einem Schirm auf Hund und Halterin los. "Ich konnte dann aber auch nichts erklären und wollte nur noch aus der Situation raus", sagt sie.

Martin Rütter gibt zu Protokoll, er können aus der Ferne natürlich nicht beurteilen, wie ernst die Situation war: "Fakt ist: Er hat an der Leine einen Menschen angepöbelt. Das muss man natürlich trainieren Aber das ist für mich jetzt noch nicht der Moment, wo ich sage: Ui, Alarmstufe Rot! Das ist ja ein junger Hund. Wir sind ja noch gerade am Anfang."

Martin Rütter: "... und nach einer Woche merken sie: Nee, leider nicht"

Doch Anna wirkt schon sehr mutlos: "Ich muss einfach die Reißleine ziehen. Der braucht jemanden, der ihm wirklich diese Sicherheit und Ruhe geben kann, um weiter ein guter Familienhund zu bleiben, und das schaffe ich im Moment nicht", sagt sie mit Tränen in den Augen. Martin Rütter ist zwiegespalten: "Sich eingestehen zu müssen, dass man eine Fehlentscheidung getroffen hat, ist sehr ehrlich, aber natürlich ist es auch unheimlich bitter", bilanziert der "Hundeprofi".

Sein Kollege Marcel Wunderlich will sich die Gassisituation noch einmal anschauen – er hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. Bei der Begegung mit einer Frau bellt Calito und steigt in die Leine. "Wenn das der Zustand ist und wir den nicht verändert kriegen, dann macht es auch keinen Sinn, dass Calito da bleibt", kommentiert Martin Rütter die Bilder, "ich will Anna da auch gar nicht für verurteilen, ich kann das nachvollziehen, trotzdem ärgere ich mich immer ein bisschen, dass die Leute sagen. 'Ja ja, wir wissen schon, was wir machen! Wir holen uns da einen Herdenschutzhund nach Hause, und nach einer Woche merken sie: Nee, leider nicht."

Halterin geht "seit Tagen über meine Grenzen"

Anna erklärt sich: "Es liegt nicht an ihm, es liegt am anderen Ende der Leine. Wenn ich jetzt nicht sage, dass ich jetzt hier Schluss machen muss, dann wird ihm ein Schaden entstehen, deswegen muss ich sagen 'Stopp, ich kann es nicht mehr!' Ich gehe über meine eigenen Grenzen seit Tagen und ich werde ihm nicht gerecht, ich schaffe es einfach nicht." Marcel Wunderlich fragt noch einmal nach: "Das heißt, du entscheidest, Calito soll zurück?" Anna sagt mit tränenerstickter Stimme leise Ja.

Martin Rütter: "Um ehrlich zu sein, tun mir beide leid. Für Calito ist das natürlich Mist, aber mit tut auch Anna leid. Man merkt ja, dass sie absolut überm Limit ist und sich total überfordert fühlt. Jetzt kann man sagen: 'Ja, das weiß man doch früher!' – stimmt, kann und muss man auch sagen, aber andererseits sieht man ja auch, wie überrollt sie ist, und dann muss man so eine Entscheidung auch akzeptieren."

"Auch das gehört zu den 'Unvermittelbaren' dazu, es ist die Realität"

Marcel Wunderlich nimmt den großen Calito erst einmal zu sich nach Hause, um Ruhe in die Situation zu bringen. Doch auch ein paar Tage später steht die Entscheidung von Anna und Matthias: Sie bringen Calito zurück ins Tierheim nach Mainz – wenn auch schweren Herzens. "Das Problem ist: Wir sind aufeinander angewiesen mit der Hundeerziehung, und wenn es für einen nicht passt, weil man damit nicht zurechtkommt, dann hat das Ganze auch keinen Sinn", erklärt der Feuerwehrmann.

Martin Rütter gibt ihm Recht: "So bitter es ist, es ist genau so richtig. Es geht ja nicht, dass Matze sagt, er würde schon klarkommen, aber Anna keine Chance hat, den Hund zu handeln – was wäre da für ein Zusammenleben? Das ist ja für keinen aushaltbar." Der "Hundeprofi" erklärt, dass dieser Fall keineswegs untypisch sei: "Auch das gehört zu den 'Unvermittelbaren' dazu, es ist die Realität. Wir drücken nicht auf einen Knopf und haben sofort das Idealszenario. Das ist eben genau das Problem im Tierschutz: Es ist eine Menge Arbeit, und es passt eben auch nicht immer alles zusammen."

Calito muss also weiter hoffen, dass sich Menschen finden, die ihn so nehmen, wie er ist und viel Zeit in Training mit ihm investieren. Martin Rütter: "Wir suchen weiterhin jemanden für Calito, einen pubertierenden Herdenschutzhund, der wirklich zauberhaft in der Familie aber, außen doch sehr territorial ist." Unterstützung kommt durch das Trainerteam des "Hundeprofis" ist gewährleistet.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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