Film im Ersten

"Electric Girl": Synchronsprecherin wird zur Superheldin

von Christopher Schmitt

Die Synchronsprecherin einer Anime-Superheldin entdeckt zunehmend Ähnlichkeiten zwischen sich und der Figur, bis sie nicht mehr weiß, was Wahn und was Wirklichkeit ist.

ARD
Electric Girl
Drama • 07.07.2021 • 01:50 Uhr

Superhelden sind weit mehr als nur Retter mit Cape. Vielmehr sind die Kämpfer für das Gute Projektionsfläche vieler Menschen, die sich ebenfalls wünschen, dem tristen Alltag zu entfliehen: einmal selbst außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen und sie zum Wohle der Mitmenschen einsetzen. Aber die Identifikation mit einem Superhelden ist gemeinhin erst dann komplett, wenn er als Privatperson Schwächen zeigt. All diese Facetten finden auch in Ziska Riemanns Erstlingswerk für die große Leinwand, "Electric Girl" (2019), wieder. Nur, dass ihre blauhaarige Protagonistin mit den plötzlich erworbenen Kräften in wahnhafte Zustände abgleitet. Das Drama beschließt zu später Stunde die Reihe "FilmDebüt im Ersten" für dieses Jahr.

Die gebürtige Münchnerin Riemann, als Comic-Zeichnerin mit dem Thema Superhelden bestens vertraut, inszenierte für ihr Leinwand-Debüt die Geschichte der Poetry Slammerin Mia (Victoria Schulz). Diese erhält die Chance, als Synchronsprecherin der Anime-Superheldin Kimiko ihre Stimme zu leihen, und entdeckt zunehmend Parallelen zwischen sich und der Figur – auch die übersinnlichen. Wie Kimiko kann Mia plötzlich Elektrizität sehen, von Dächern springen und nicht zuletzt Leben retten.

Ihr Entschluss ist gefasst: Sie will auch im echten Leben das Böse bekämpfen. Unterstützung erhält sie von ihrem melancholischen Nachbarn Kristof (Hans-Jochen Wagner). Doch irgendetwas stimmt mit Mia nicht. Im manischen Rausch des Superhelden-Daseins gerät ihr Leben aus den Fugen. Was ist noch Wahn, was Realität?

Ziska Riemann beschreibt ihr Kino-Erstlingswerk als "die Verwandlung einer jungen Frau in eine Superheldin, deren übernatürliche Kräfte vollkommen außer Kontrolle geraten." Dabei ist Mias Manische Psychose für Betroffene nicht zwingend dauerhaft eine Qual, im Gegenteil: "Nicht umsonst nennt man die Manische Psychose auch 'die schönste Krankheit der Welt', erklärt die Autorin, Regisseurin und Comic-Zeichnerin. Zu schillernd, bunt und inspirierend sei das Leben im manischen Rausch für die Erkankten. "Wenn die Manie nicht immer wieder in stationärem Aufenthalt, schwer depressiver Phase oder im Selbstmord endete, wäre diese Narrenfreiheit durchaus beneidenswert."

Electric Girl – Di. 06.07. – ARD: 01.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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