Bei "Markus Lanz"

Harald Lesch warnt vor Elon Musks wachsendem Einfluss und "Diktatur" im Weltall

28.09.2023, 07.34 Uhr
von Natascha Wittmann

Bei "Markus Lanz" wurde über die Vormacht im Weltall diskutiert. Nicht nur Staaten wie die USA, Russland, China oder Indien mischen mit, sondern längst auch Privatunternehmer wie Elon Musk. Astrophysiker Harald Lesch warnte in dem Zusammenhang vor dem hohen "Erpressungspotenzial" und dessen gefährliche Folgen. 

In sein Unternehmen SpaceX und sein Weltraum-Internet-Projekt Starlink investiert Elon Musk seit Jahren Milliarden. Doch nicht nur Privatmänner wie der Tesla-Gründer, sondern auch Staaten wie China, Russland und Indien wollen der USA in der Weltraumfahrt den Rang ablaufen. Erst kürzlich landete beispielsweise eine indische Raumsonde am Südpol des Mondes. "Spätestens seitdem ist klar, es gibt ein neues Rennen zum Mond", machte Markus Lanz in seiner Sendung am Mittwochabend deutlich. Laut des Moderators gehe es dabei "um Ressourcen wie Wasser", aber auch "um sehr viel Geld". In der Sendung warnte vor allem Astrophysiker Harald Lesch vor den Konsequenzen, die das Ringen um die Vormacht im All mit sich bringen könnte.

"Wem gehört denn eigentlich der Mond?"

Von diversen Experimenten und Ressourcenextraktionen auf dem Mond halte Lesch wenig, wie er im Gespräch mit Lanz überraschend verriet: "Ich glaube nicht, dass man wirklich richtig gut überrissen hat bis heute, was für Herausforderungen es eigentlich bedarf, gegen das Vakuum des Universums Bergbau zu betreiben." Der ZDF-Moderator wollte daraufhin wissen: "Wem gehört denn eigentlich der Mond?" Raumfahrtunternehmer Matthias Spott antwortete prompt: "Allen im Grunde. Und geregelt ist das in dem Weltraumvertrag, der schon in den 60er-Jahren geschlossen worden ist."

Sicherheitsexpertin Andrea Rotter gab jedoch zu bedenken, dass die Regelungen momentan "sehr rudimentär" seien, denn "die völkerrechtliche Regelung ist älter als 50 Jahre und ich glaube, (...) dass inzwischen die technologischen und politischen Entwicklungen diesen völkerrechtlichen Vertrag weit überholt haben".

Dies könnte ein Problem darstellen, wenn man bedenkt, dass mittlerweile Privatmänner wie Elon Musk viele Fäden in der Hand halten. "Mehr als die Hälfte der aktiven Satelliten gehören Elon Musk", erklärte Astronaut Matthias Maurer. Andrea Rotter fügte hinzu, dass der Milliardär plane, weitere 40.000 Satelliten ins All zu jagen. Lanz hakte erschüttert nach: "Kann er das machen einfach so?" Matthias Maurer antwortete nachdenklich: "Ja, leider ist der Weltraum nicht reglementiert oder reguliert." Laut des Astronauten müsse Europa deshalb aktiver werden. Momentan würden bereits "Fakten geschaffen", noch ehe es Regeln dafür gebe.

Lensch warnt, die Verantwortung nicht anderen zu überlassen

Astrophysiker Lesch warnte in dem Zusammenhang vor dem hohen "Erpressungspotenzial, gerade angesichts der Abhängigkeiten der technisierten Länder auf dem Planeten", das so nicht einfach bleiben könne. Auch Lanz sagte im Laufe der Sendung mehrmals überrascht: "Das klingt wie Wilder Westen!" Matthias Spott stimmte zu und ergänzte, dass ihm das "als Unternehmer in diesem Umfeld durchaus Sorgen" bereite. "Es geht darum, jetzt dabei zu sein. Jetzt mitzumachen in diesem Spiel, um es nicht nur den Milliardären zu überlassen, oder den Autokraten – sondern ein wertebasiertes Wirtschaftssystem mitzubegleiten, mitzubestimmen, mitzugestalten", so Spott mit Blick auf den fehlenden europäischen Einsatz im All.

Harald Lesch fügte mit sorgenvollem Blick hinzu: "Wir kriegen sowas wie eine Diktatur." Einzelpersonen wollten "auf einmal den Himmel über uns entweder unter sich aufteilen oder zu den Zwecken und Zielen benutzen, die nur sie definieren". Lesch weiter: "Wir können doch solchen Leuten wie Musk oder anderen nicht überlassen, was über unseren Köpfen passiert!" Der Astrophysiker fühle sich bei diesem Gedanken "immer an den 'James Bond'-Film 'Moonraker' erinnert", in dem ein Milliardär die Auslöschung der Menschheit plant. "Da wird es einem doch anders."

"Plötzlich ist die Ukraine so dunkel geworden wie Nordkorea"

In dem Zusammenhang machte Andrea Rotter deutlich, wie "unglaublich abhängig" wir mittlerweile von diversen "satellitengestützten Diensten" sind. Dazu gehören laut der Sicherheitsexpertin Dienste wie der Wetterbericht, Online-Banking oder die Verkehrsnavigation.

Auch in der Art und Weise, wie Krieg geführt wird, spiele das Weltall laut Andrea Rotter eine immer bedeutendere Rolle. Diese neue Realität musste Matthias Maurer am 24. Februar 2022 am eigenen Leibe erfahren. Der Astronaut war von November 2021 bis Mai 2022 auf der ISS (International Space Station) stationiert und konnte den Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine aus weiter Ferne beobachten. "Plötzlich, vom einen auf den anderen Tag, ist die Ukraine so dunkel geworden wie Nordkorea", erinnerte sich Maurer im Gespräch mit Lanz. Der Astronaut fügte nachdenklich hinzu, dass es "wirklich schon sehr bedrückend" war, "das mit eigenen Augen zu sehen und zu verstehen: Da unten hat sich das Leben an einem Tag komplett verändert".


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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