Der kriminelle Volksheld

Die große Bühne für "Dagobert"

13.06.2022, 08.09 Uhr

Mit seinen raffinierten Geldforderungen hielt der Erpresser namens Dagobert die Polizei Anfang der 1990-er über zwei Jahre hinweg in Atem. Zum Jahrestag seines ersten Anschlags auf ein Hamburger Kaufhaus 1992 blickt eine Dokumentation im Ersten auf das medienwirksame Katz-und-Maus-Spiel zurück.

ARD
Jagd auf Dagobert
Dokumentation • 13.06.2022 • 20:15 Uhr

Es war der Beginn der wohl spektakulärsten Erpressungsserie Deutschlands: Am 13. Juni 1992 explodierte in einem Hamburger Kaufhaus eine Rohrbombe. Der Täter, der sich in Anlehnung an die gleichnamige Comicfigur Dagobert nannte, forderte eine Million D-Mark. Doch die Geldübergabe missglückte wieder und wieder. Erst zwei Jahre und mehrere Anschläge später konnte Dagobert als der damals 44-jährige Arno Funke identifiziert und festgenommen werden. Genau 30 Jahre nach dem ersten Anschlag lässt die rbb-Dokumentation "Jagd auf Dagobert – Vom Verbrecher zum Volkshelden" im Ersten die forschen Einfälle des Täters Revue passieren.

Wie hat Dagobert die deutsche Gesellschaft geprägt?

Unter Federführung des Fernsehjournalisten Tim Evers blickt der Film nicht nur auf die Verbrecher-Jagd als solche, sondern auch auf die gesellschaftlichen Begleiterscheinungen, die damit einhergingen: Über zwei Jahre hinweg dominierte der Fall Dagobert die Schlagzeilen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger feierten den Gauner für seine Brillanz, mit welcher er die Polizei zum Narren hielt. Erst als Dagobert eine Bombe mitten im vorweihnachtlichen Trubel eines Berliner Kaufhauses zündete, kippte die Stimmung. Angestellte des erpressten Kaufhaus-Konzerns Karstadt fürchtete um ihre Sicherheit und das frisch vereinte Deutschland wurde auf seiner Suche nach einer neuen Identität auf eine harte Probe gestellt.

Arno Funke wurde nach seiner Verhaftung zu einer Haftstrafe von neun Jahren sowie zur Leistung von Schadensersatz in Höhe von 2,5 Millionen D-Mark verurteilt. Am 13. August 2000 kam er wegen guter Führung frühzeitig frei. Bereits im Gefängnis begann Funke als Karikaturist zu arbeiten. Nach seiner Freilassung war er hin und wieder im Fernsehen, unter anderem in dem Reality-Format "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" (2013, RTL) zu sehen. In der Dokumentation "Jagd auf Dagobert" wird der inzwischen 72-jährige Berliner nicht zu sehen sein. Der Film beschränkt sich ausschließlich auf Archiv-Aufnahmen.

Jagd auf Dagobert – Mo. 13.06. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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