Film im ZDF

"Kokon": ein Sommer zwischen Coming-out und Plattenbau

von Franziska Wenzlick

Nachwuchstalent Lena Urzendowsky glänzt in "Kokon" als 14-Jährige, die sich zum ersten Mal verliebt – und zwar in ein Mädchen.

ZDF
Kokon
Drama • 17.08.2021 • 23:00 Uhr

"Wir sind wie Fische im Aquarium, wir schwimmen immer im Kreis. Zur einen Seite des Kottis und wieder zurück: So lange, bis wir irgendwann aus dem Becken springen", sagt Nora (Lena Urzendowsky) über sich und ihre Freundinnen. Ganz schön weise Worte für eine 14-Jährige, die in Kreuzberg am Kottbusser Tor wohnt und sich in einem viel zu heißen Sommer plötzlich viel zu vielen Fragen über das Leben und sich selbst stellen muss. Das ist vor allem dann gar nicht so einfach, wenn die eigene Mutter (Anja Schneider) ihre Freizeit lieber in der Kneipe als mit ihren Kindern verbringt. Ein Glück, dass Nora dieses Schicksal mit ihrer 16-jährigen Schwester Jule (Lena Klenke) teilt.

Jule und ihre beste Freundin Aylin (Elina Vildanova) mögen zwar nicht die idealen Vorbilder für eine 14-Jährige sein (etwa dann nicht, wenn Jule ihrer kleinen Schwester Wattebäusche mit Orangensaft gegen den Hunger empfiehlt), doch sie nehmen Nora liebevoll unter ihre Fittiche. Die Welt von Jule und Alyin besteht aus Jungs und Smartphones, ihre Nachmittage verbringen sie im Freibad, ihre Abende auf Partys. Nora, die im Gegensatz zu ihrer Schwester gerne in der Schule aufpasst, irgendwie nichts übrig hat für Jungs und mit den sozialen Medien wenig anfangen kann, wirkt reichlich deplatziert zwischen den oberflächlichen Freundinnen und Freunden ihrer Schwester. Dann, eines Tages, ist da plötzlich Romy (Jella Haase), ein wildes Mädchen, das Nora gehörig den Kopf verdreht.

Eine echte Newcomerin ist Lena Urzendowsky eigentlich nicht mehr. Schließlich überzeugte die 2000 geborene Schauspielerin bereits in diversen Filmen und Serien. Für ihre Rolle in "Der große Rudolph" wurde sie 2019 unter anderem mit dem Förderpreis des Deutschen Fernsehpreises ausgezeichnet. Seit 2020 steht sie für die Netflix-Erfolgsserie "How To Sell Drugs Online (Fast)" vor der Kamera, seit 2021 auch für Amazon Prime in der Serienadaption "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Dass die Berlinerin ein großzügiges Rollenrepertoire in petto hat, hat sie zur Genüge bewiesen. Trotzdem: Es sind vor allem die sanften Töne, die Lena Urzendowksys Spiel im bezaubernden Coming-of-Age-Drama "Kokon" (2020) so besonders machen, dass sie sich auch neben ebenfalls grandiosen Talenten wie Jella Haase ("Fack ju Göhte", "Das perfekte Geheimnis") und Lena Klenke ( "Das schweigende Klassenzimmer", "How To Sell Drugs Online (Fast)") nicht verstecken muss.

Leonie Krippendorff, die jüngst mit der ZDF-Dramaserie "Loving Her" die Kritiker von sich begeistern konnte, erzählt in "Kokon", ihrem zweiten Spielfilm, eine berührende Geschichte über das Erwachsenwerden. Stets gepaart mit einem Hauch Gesellschaftskritik, ist "Kokon" eine sympathisch unaufgeregter Versuch, das Leben aus den neugierigen Augen einer 14-Jährigen zu zeigen, die irgendwo zwischen Plattenbau und Coming-out ihren Platz in der Welt findet. Das ZDF zeigt den im Sommer 2018 in Berlin entstandenen Film nun als Teil der Reihe "Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten" zum ersten Mal im Free-TV.

Kokon – Di. 17.08. – ZDF: 23.00 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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