Von Frank Schätzing über Michael Ende

"Zusammengeschusterter Unsinn": Diese Autoren sind mit der Verfilmung ihrer Werke unzufrieden

03.03.2023, 15.40 Uhr
"Der Schwarm" kommt bei Kritikerinnen und Kritikern gar nicht gut an.
"Der Schwarm" kommt bei Kritikerinnen und Kritikern gar nicht gut an.  Fotoquelle: ZDF / Fabio Lovino

Mit dem Roman „Der Schwarm“ war Frank Schätzing 2004 seiner Zeit voraus – in dem Thriller greifen Meerestiere die Menschheit an, um sich für die Bedrohung ihrer Lebensräume zu rächen. Jetzt ist die Geschichte als achtteilige Serie erschienen. Und während Frank Schätzing am Anfang noch als Executive Producer an der Produktion beteiligt war, zog er sich nach aufkommenden Meinungsverschiedenen zurück. Mit dem Ergebnis ist der Schriftsteller nun nicht zufrieden und bezeichnete das Werk als "zusammengeschusterten Unsinn". Aber damit ist er nicht alleine: In der Vergangenheit hat es immer wieder Autoren gegeben, die mit der filmischen Umsetzung ihrer Geschichten alles andere als glücklich waren.

Breakfast at Tiffany`s (1961)

Von dem Film, der Audrey Hepburn ein Denkmal gesetzt hat, fühlte sich Truman Capote, Autor der Romanvorlage von 1958, verraten. Nicht nur, dass er sich Marilyn Monroe in der Hauptrolle gewünscht hatte, die Geschichte sei auch nicht entsprechend seines Romans erzählt worden. „Das Buch war ziemlich bitter“, hatte Truman 1968 im Playboy-Interview gesagt, „und Holly Golightly war echt – eine harte Figur, überhaupt nicht der Typ Audrey Hepburn“. Am Ende sei der Film zu einer süßen Liebeserklärung an New York und Holly verkommen – „dünn und hübsch, während er reich und hässlich hätte sein müssen“.

Forrest Gump (1994)

Forrest Gump von Winston Groom erschien 1986 als Roman und wurde 1994 mit Tom Hanks in der Hauptrolle verfilmt. Der Film wurde zum Hit an den Kino-Kassen sowie mit sechs Oscars und drei Golden Globes ausgezeichnet. Während Fans und Kritiker den Film feierten, ärgerte sich aber Autor Winston Groom: Der Film sei um erhebliche Handlungsstränge gekürzt und die Sprache bereinigt worden. Außerdem sollte er am kommerziellen Erfolg des Films beteiligt werden – die ihm versprochenen drei Prozent am Nettogewinn musste Groom schließlich vor Gericht einklagen. Immerhin: Nach Erscheinen des Kinofilms lagen die verkauften Buch-Exemplare bei einer Million. Zum Vergleich: In den Jahren nach Veröffentlichung, war der Roman etwa 10.000 Mal verkauft worden. Vor seinem Tod im Jahr 2020 hatte sich Groom mit der Umsetzung und dem Produktionsteam weitestgehend versöhnt und den Film öffentlich gelobt.

The Shining (1979)

Stanley Kubricks “The Shining” mit Jack Nicholson in der Rolle des Jack Torrance gilt als Klassiker seines Genres. Stephen King, Autor der Buchvorlage von 1977, zeigte sich aber weniger begeistert von der filmischen Umsetzung. Er war der Auffassung, dass Nicholson durch seine Darstellung die eigentliche Hauptfigur der Geschichte – das Hotel – verdrängt hatte. Er sei enttäuscht gewesen, hatte King erklärt. „Kubrick konnte einfach nicht das schiere, unmenschliche Böse des Overlook-Hotels fassen. Stattdessen hat er eine häusliche Tragödie mit nur vagen übernatürlichen Andeutungen gedreht.“ 1997 wurde der Stoff als dreiteiliger Fernsehfilm umgesetzt – King war einer der Produzenten des Films und hatte auch das Drehbuch selbst geschrieben. Bei den Kritikern kam der Fernseh-Film aber nicht so gut an wie Kubricks Werk für die große Leinwand.

American Psycho (2000)

In American Psycho spielte Christian Bale den Wall-Street-Banker Patrick Batemann, der in seiner Freizeit Morde begeht. Als schockierend und emotional wurde der Film damals wahrgenommen und der Spiegel hatte in einer Rezension geschrieben, dass die „Tötungsorgien der literarischen Skandalvorlage nichts an Härte“ in der filmischen Umsetzung verlieren würden. Anderer Meinung war da Autor Bret Easton Ellis. Er fand nämlich, dass viele Szenen zu hart und zu eindeutig waren – Szenen, die er in seinem Buch bewusst zweideutig gehalten hatte. In einem Interview sagte er 2014: "Man weiß ja nicht mal, ob die Morde tatsächlich begangen wurden oder nicht. Für mich ist das interessant. Ich finde es viel interessanter, es nicht genau zu wissen.

"Die unendliche Geschichte (1984)

Michael Ende soll sich bis an sein Lebensende über die Verfilmung seines Buches „Die unendliche Geschichte“ geärgert haben. Während die Kritik dem Film wohlwollend gegenüberstand, erklärte Ende nach einer privaten Vor-Premiere: "Ein gigantisches Melodram aus Kitsch, Kommerz, Plüsch und Plastik". Der Film sei "eine Mischung aus E.T. und The Day After" und er fühle sich von den Filmmachern ausgetrickst. Besonders peinlich fand er die Sphinx-Figuren in der Geschichte. "Das sind vollbusige Stripperinnen, die da in der Wüste sitzen“, sagte er damals und erklärte, nichts mit dem Film zu tun haben zu wollen. Obwohl Ende verlangte, wenigstens die Szenen herauszuschneiden, die der inneren Logik der Geschichte widersprachen, ging der Film in 300 Kinos in Deutschland und mit 1000 Kopien in den USA an den Start. Eine Klage gegen das Produktionsstudio verlieren Ende und sein Verlag – alle Szenen durften im Film bleiben.

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