Tom und Nika sind ein glückliches Paar. Aber einen Haken hat die Sache doch: Nika will wieder arbeiten, doch wer passt auf die Kinder auf? – Wie ein Engel schwebt da die einfühlsame, kinderfreundliche Manu ins Bild. "In falschen Händen", der ZDF-Montagsfilm, versteht sich als Thriller. Man ahnt, was kommt ...
"Sie ist eine großartige Frau mit vielen Facetten", sagt Katharina Schlothauer, die mit der geheimnisvollen, engelhaften Figur der Kinderfrau Manu im Mittelpunkt dieses etwas anderen Familienfilms steht (Regie: Mark Monheim, Drehbuch: Holger Joos). Manu ist irgendwann einfach da. Dem Mittdreißiger-Ehepaar Nika (Pegah Ferydoni) und Tom (Florian Stetter) kommt diese Frau wie gerufen, weil sich Nika gerade die Chance bietet, in ihren Mode-Job zurückzukehren, es aber an Kinderbetreuung fehlt. Manu geht mit Kindern gleich fantastisch um. Sie weiß, wie man Drachen fängt, dass die immerzu Feuer spucken und gegen den Wind fliegen können. Im Fluge gewinnt sie denn auch das Herz des sechsjährigen Leon (Sole Inan Aktas, ein fantastisches Plappermäulchen). Sehr allmählich nistet sie sich aber auch in Nikas und Toms Elternleben ein. Es stellt sich dann irgendwann die etwas altkluge Frage: Hat man etwa die Kinderfrau falsch gewählt?
"In falschen Händen" heißt der neue ZDF-Montagsfilm, bei dem Mark Monheim Regie führte. Das Buch stammt von Holger Joos, der unter anderem eine Reihe von Donna-Leon-Krimis schrieb und auch die Story von mehreren "Tatorten" ersann. Einer also, der sich mit Spannung und Thriller auskennt.
Wäre da nicht schon gleich zu Beginn dieser bedrohliche Mann gewesen, der Manu in der Tiefgarage verfolgt und dem sie nur mit viel Glück entkommt, es hätte womöglich ein Patchwork-Filmchen werden können, mit Partnertausch und Happy End. So aber ist zwischendrin ein veritabler Thriller eingeflochten. Manu ist eineVerletzte, eine Traumatisierte. Was hat ihr der Mann aus der Garage angetan? War etwa sexuelle Gewalt im Spiel? Nach und nach jedenfalls nimmt Manus Mutterrolle überhand (es gilt ja auch noch, ein acht Monate altes Baby zu betreuen). Manu wächst, von geheimnisvollen Bildern aus der Vergangenheit getrieben, immer mehr in ihre neue imaginierte Rolle hinein, während Tom und Nika über Job und Kinderbetreuung streiten.
In dieser Phase geht die Leichtigkeit des Anfangs verloren, die schöne Selbstverständlichkeit, mit der Manu den Schauplatz betreten hatte und gleich darauf mitten im Schwertkampf mit Leon gelandet war. Auf die Frage Leons: "Wie ist das eigentlich, wenn man tot ist?", weil doch die Katze seiner Freundin Frieda gestorben war, hatte Manu die schöne Antwort gefunden: "Sie lebt, wenn Frieda träumt."
Auch für Manu selbst wünscht man sich mehr solche Träume. Sie zur Psychopathin zu erklären, fällt jedenfalls schwer. Dazu geht sie zu einfühlsam und unbeschwert mit Kindern um. Katharina Schlothauer hat erst gar nicht versucht, ihre dunkle Seite herauszukehren. "Ich find's einfach schön hier", sagt Manu auf dem Spielplatz beim Kennenlernen, und: "Ich bin auf der Suche nach was Neuem." Der Weg zum Psychothriller ist in diesen leichtfüßigen Dialogen zum Glück noch sehr, sehr weit.
In falschen Händen – Mo. 12.09. – ZDF: 20.15 Uhr