Wetterexperte der ARD

Sven Plöger: "So gut ist das Wetter leider gar nicht"

von Rupert Sommer

Auf ihm lastet fast genauso viel Verantwortung für die Stimmungslage der Nation wie auf den Politikern und den in Corona-Zeiten prominenten Virus-Wissenschaftlern: Sven Plöger aus dem ARD-Team der Wetternachrichten weiß, dass ganz Deutschland von ihm Traumwetter erwartet. Ein harter Job?

Sven Plöger kennt jeder, der regelmäßig die ARD-Nachrichten verfolgt: Als Moderator im ARD-Wetterteam wirkte er manchmal wie ein Mann, dem die Nation fast genauso gebannt an den Lippen hängt wie an den Lippen von Spitzenpolitikern oder den aktuell so telegenen Virologen. Dabei müsste natürlich jeder, der nicht nur die Kapriolen fürchtet, sondern auch den Abwechslungsreichtum der Wetterlagen schätzt, ganz genau wissen, dass es nicht die Meteorologen sind, die man für "Mistwetter" verantwortlich machen kann. Vor allem, wenn es ein solches gar nicht gibt, wovon der 57-jährige Plöger fest überzeugt ist.

In der zweiteiligen ARD-Doku-Reihe "Wo unser Wetter entsteht – die Alpen", die im Ersten am Montag, 15. Juni, und am 22. Juni, jeweils um 20.15 Uhr, zu sehen ist, ist er in seiner Lieblingslandschaft unterwegs. Die Berge schätzt Plöger schon allein deswegen, weil er auch passionierter Segelflieger ist.

prisma: Herr Plöger, für Ihre zweiteilige Dokumentation "Wo unser Wetter entsteht – die Alpen" hatten Sie sich an einen Sehnsuchtsort vieler Deutscher begeben. Sind Sie selbst eher Berg-Fan, Flachland-Indianer oder doch lieber Meeresfreund?

Sven Plöger: Ich bin vor allem Naturfreund, und darum treibe ich mich eigentlich überall gerne rum, wenn es nur draußen ist. Aber die Berge haben mich schon immer am meisten fasziniert. Man kann raufklettern und somit Sport treiben und dann quasi als Belohnung runtergucken und ein tolles Panorama genießen!

prisma: Was macht für Sie die Alpen zu einem so spannenden Ort – nicht nur durch die berufliche Brille geblickt?

Sven Plöger: Ich finde dort nicht nur eine grandiose, vielfältige Landschaft, sondern vor allem auch viele Startplätze für mein tolles Hobby Gleitschirmfliegen. Das ist nicht nur ein großes Vergnügen, sondern für mich auch ein sehr berufsnahes Hobby. Schließlich sind Wetter und Wind die zentralen Randbedingungen. Und die Zusammenhänge zu verstehen, macht das Fliegen ziemlich sicher.

prisma: Um die Klimazonen-Vielfalt der Berge auch wirklich persönlich würdigen zu können, muss man ja Höhenmeter erklimmen. Wie groß ist Ihre private Freude am Wandern und Schwitzen?

Sven Plöger: Prinzipiell bin ich "Wenigschwitzer", aber ich mag es, mich mal so richtig auszupowern. Nach einem anstrengenden Tag den Abend auf einer Berghütte mit den Eindrücken des Tages ausklingen zu lassen, ist für mich die schönste Art von Erschöpfung!

prisma: In Corona-Zeiten sind Reisen selbst in vergleichsweise nahe Gegenden ja zu alles anderen als Selbstverständlichkeiten geworden. Wie fühlt es sich für Sie an, wenn Ihre Wetter-Roadshow so noch einmal zusätzlich besondere Bedeutung bekommen hat?

Sven Plöger: Die Alpen sind so nah, dass man sie – zumindest wenn man im Süden Deutschlands lebt – quasi ständig in Sichtweite hat. Und urplötzlich sind sie auf einen Schlag so fern. Gerade dann kann so eine Wetterreise beides tun: Lust aufs Reisen und – so mein Wunsch – auch noch Interesse an Wetter und Klima wecken.

prisma: Wie sehr schränkt die Pandemie eigentlich Ihren eigenen Radius ein: Wie stark ist Ihr Lagerkoller ausgeprägt?

Sven Plöger: Bei mir kamen rein zufällig der Corona-Shutdown und mein eigener, viele Wochen vorher geplanter Buch-Shutdown zusammen. Deswegen fiel der Lagerkoller glücklicherweise gänzlich aus, und ich konnte mir viele Gedanken machen zum Verhalten der menschlichen Gesellschaft bei Corona – wir hören mehrheitlich auf die Wissenschaft und reagieren schnell – und beim Klimawandel – wir hören kaum auf die Wissenschaft und reagieren extrem langsam. Nun kann man im Buch "Zieht Euch warm an, es wird heiß" nachlesen, was mich in der Corona-Ruhephase umgetrieben hat.

prisma: Einhelliger Tenor bei vielen Deutschen: Wenigstens das Wetter ist soweit ganz gut. Wie systemrelevant sind in angespannten Zeiten erfreuliche Wetternachrichten?

Sven Plöger: So gut ist das Wetter leider gar nicht, denn es ist einfach viel zu trocken – womit wir dann wieder beim Klima wären ... Aber Sonne und Licht haben auf uns natürlich einen positiven Einfluss, und stattfindende Wetternachrichten zeigen uns trotz allem auch eine gewisse Normalität, und das tut ja mal gut!

prisma: Die Aufmerksamkeit der Nation haben Sie – neben den Spitzenpolitikern und den Virologen aus den Nachrichten – für sich sicher, aktuell mehr noch denn je. Sind Sie stolz, oder ist das eher eine Zusatzbelastung?

Sven Plöger: Wenn man am Ende gut vor einem Unwetter warnen konnte, dann rechtfertigt das jede zusätzliche Energie! Und wenn es mir obendrein gelingt, dass komplizierte Thema Klimawandel für Jedermann verständlich zu "übersetzen", ohne den Zeigefinger zu erheben, dann freue ich mich.

prisma: Natürlich sollte der Überbringer von Botschaften nie für den Kern seiner Nachrichten verantwortlich gemacht werden. Aber Hand aufs Herz: Wie sehr krampft sich der Magen zusammen, wenn Sie ausgerechnet zu Beginn der Ferienzeiten eine überraschende lange Mistwetter-Phase ankündigen müssen?

Sven Plöger: Es gibt kein Mistwetter! Es kommt einfach darauf an, was man daraus macht. Und weil viele Menschen Mistwetter und Regen gleichsetzen: Ich freue mich gerade derzeit über jeden Tropfen und meine Zuschauer auch, das merke ich an den Mails.

prisma: Wie stark sind Sie eigentlich selbst, was Stimmungen angeht, wetterabhängig?

Sven Plöger: Absolut gar nicht, das habe ich mittlerweile 53 Jahre lang getestet.

prisma: Neben der Aussicht auf ein rasches Ende der Corona-Krise und dem Bundesliga-Endergebnis dürfte es für viele Mitbürger nur eine entscheidende Frage werden: Wird das dieses Jahr ein Traumsommer?

Sven Plöger: Auf jeden Fall – und notfalls muss man das sich halt erträumen ...


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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